Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Markus-Passion in Kornmarktkirche
Werk von Reinhard Keiser wird aufgeführt
Mühlhausen. Die Markus-Passion von Reinhard Keiser (1674 1739)erklingt am Samstag, 24. März, um 19.30 Uhr in der Kornmarktkirche Mühlhausen. Diese Komposition nehme in der Musikgeschichte eine besondere Position ein, da Johann Sebastian Bach dieses Werk insgesamt dreimal aufgeführt und verändert hat, so der Veranstalter in einer Mitteilung. Auch in Bachs eigenen Passionen ist der Einfluss von Keiser zu spüren.
„Wir hören in Mühlhausen die letzte Version von Bach, in der er die Choräle selbst geschrieben und 7 Arien aus Händels Brockes-Passion übernommen hat. Daher die Bezeichnung Pasticco – eine Zusammenstellung verschiedener Komponisten“, erklärt Kreiskantor Oliver Stechbart, der das Konzert leitet.
Der Bachchor Mühlhausen und folgende Solisten werden singen: Barbara Christina Steude (Sopran), Constanze Hirsch (Alt), Matthias Schubotz (Tenor) und Daniel Blumenschein (Bass). Das Barockorchester Weimar spielt zudem auf historischen Instrumenten. Michael Meissner vom Bachhaus Eisenach schreibt folgendes zu Keiser und zur MarkusPassion: Der in Teuchern bei Weißenfels geborene Reinhard Keiser war ein sehr erfolgreicher Komponist von Opern und seine Kirchenmusik hatte eine große Vorbildwirkung für Johann Sebastian Bach. Ab 1685 – dem Geburtsjahr Bachs – war er Alumnus der Thomasschule in Leipzig und Schüler von Johann Schelle. Bereits als 18-jähriger komponierte Keiser für den Braunschweiger Hof und wenige Jahre später dominieren seine Werke die Oper in Hamburg. 1702 bis 1707 wirkte Reinhard Keiser als Direktor der Hamburger Oper und blieb Hamburg stets verbunden. So übernahm er im letzten Jahrzehnt seines Lebens auch das Amt des Kantors am Hamburger Dom.
Bei der Markus-Passion handele es sich vermutlich um die früheste der sechs Passionsmusiken Keisers. Nach neuen Forschungen könnte es sich auch um ein Werk seines Vaters Gottfried handeln.
Bereits 1712/1713 führte Johann Sebastian Bach diese Passion in Weimar auf und auch in seiner Zeit als Thomaskantor in Leipzig erklang das Werk mindestens zwei Mal – 1726 und um 1747. In Mühlhausen wird die letzte Fassung des etwa 60-jährigen Thomaskantors zur Aufführung gebracht.
Die Markus-Passion ist ein effektvoll gestaltetes und ausdrucksstarkes Werk, welches nur ein herausragender Musiker so komponieren konnte. So verwundert es nicht, dass Johann Sebastian Bach – vielleicht schon in seiner Mühlhäuser Zeit (1707/1708) – sich intensiv mit diesem Werk beschäftigt hat.
Bach formulierte 1708 im Mühlhäuser Entlassungsgesuch seinen „Endzweck, nemlich eine regulirte Kirchen music zu Gottes Ehren“zu schaffen. Das Original dieses Dokumentes befindet sich noch heute Mühlhäuser Stadtarchiv, weiß Michael Meissner vom Bachhaus Eisenach.
Arbeitet Bach mit Passion in Mühlhäuser Zeit?
▶
Karten-Vorverkauf: Tourist Information Mühlhausen, Buchhandlung Niklas sowie Evangelisches Gemeindebüro, Kristanplatz