Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Trotz bitterster Armut gibt es dankbare Freude
Pfarrer Haase besucht in Äthiopien medizinische Einrichtungen, ein Hospiz sowie Schulen und Kindergärten
Helmsdorf. Die Bilder seiner jüngsten Begegnungsreise wird der ehemalige Hüpstedter Pfarrer Günter Christoph Haase nicht so schnell vergessen. So viel Not und Elend aber auch so viel dankbare Freude erlebte er bislang auf keiner Tour. Diese führte ihn nun nach Äthiopien.
Gesehen hätte der Eichsfelder Geistliche gern mehr von dem afrikanischen Land und noch mehr Menschen kennengelernt. Doch die politische Situation verhinderte das. „Da der äthiopische Ministerpräsident zurückgetreten ist, wurde für ein halbes Jahr der Ausnahmezustand verhängt“, erzählt er. So musste die Gruppe sich meist in der Hauptstadt aufhalten. Gern hätte Haase auch Jimma-Bonga und das Landleben kennengelernt. Doch auch so war seine erste Reise nach Afrika etwas Besonderes, und er lernte viel über die Arbeit der katholischen Kirche in dem Land, das Beispielland von „missio“, dem päpstlichen Missionswerk, ist.
Mitgenommen hat der Pfarrer ein Grenzzaunkreuz für die Kathedrale in Addis Abeba. Solche Kreuze, die an Teilung und Einheit erinnern, brachte er schon zu den großen Wallfahrtsorten in Lourdes, Banneux, Santiago de Compostela, Assisi und nach Rom. „Dieses Jahr sollen zwei weitere an die Patriarchen in Bethlehem und Jerusalem übergeben werden“, sagt Haase.
Äthiopien hat ihn sehr beeindruckt. Auf der einen Seite sei es ein Traumland, das viel zu bieten habe, auf der anderen ein Albtraumland. „Wir haben bitterste Armut erlebt, gesehen und sogar gerochen“, sagt der Pfarrer, der mit seiner Gruppe verschiedene soziale Einrichtungen besuchte, die von katholischen Ordensleuten betreut werden, die sich für Menschen am Rand der Gesellschaft einsetzen. „Es ist dort so, wie Papst Franziskus es sagt: Kirche muss an die Ränder gehen. Das tut sie da seit Jahrzehnten.“
Kennenlernen konnte Haase während seiner Reise Gesundheitsstationen, Hospizeinrichtungen, Kindergärten, Schulen sowie Projekte für Straßenkinder und Flüchtlinge. „Wir waren ständig unterwegs, um nah bei den Menschen zu sein“, erzählt er. So ging es unter anderem in ein Gesundheitszentrum mit Hospiz der Schwestern von Mutter Teresa, die dort 300 Männer, 100 Frauen sowie noch einmal 40 Frauen mit Kindern betreuen. „Allein in einem Raum waren 40 Menschen untergebracht. Jeder hatte ein Metallbett und eine Decke. Wir haben in hoffnungslose Gesichter geschaut, trotzdem waren alle froh, hier ein Zuhause zu haben“, so der Pfarrer. Er kann sich noch gut an die älteste Patientin erinnern, an eine 104 Jahre alte Dame, die den Besuchern aus Dankbarkeit ihr letztes kleines Stück Kuchen entgegenhielt. „Auch andernorts wie bei den Bettlern auf der Straße war die Herzlichkeit groß“, so der Geistliche, der davon ausgeht, dass es nicht seine letzte Reise nach Afrika war. Im Gepäck hatte er selbst 150 Brillen, die von einem Nordhäuser Optikgeschäft gestellt wurde. Haase brachte sie in eine katholische Augenklinik. „Das Engagement der Spender und das der Ordensleute ist nicht hoch genug zu schätzen“, meint er. Besucht wurde zudem ein Kindergarten mit 600 Kindern sowie die deutsche protestantische Schule, in der die Ärmsten und Kinder mit Handicap unterrichtet werden.
Fest steht nach der Reise für den Eichsfelder, dass die Hilfswerke „Misereor“und „missio“sowie die Sternsingeraktion ganz wichtig sind, um Notleidende zu unterstützen. Er selbst hat eine Anfrage mit nach Hause genommen, denn die Kirchengemeinde St. Michael hätte gern eine Patenschaft. Der Geistliche will nun versuchen, etwas in seinen vier Gemeinden auf den Weg zu bringen.