Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Glückwünsche für den Propst
inder das Alter eines Erwachsenen schätzen zu lassen – das ist ein Wagnis. Am Ende der Erstkommunionsmesse gestern in der Heiligenstädter Aegidienkirche ließ es Manuela Simon darauf ankommen. Und so meinte ein Junge auf die Frage, wie alt Propst Hartmut Gremler sei: „So um die 72“, aber ein Mädchen schätzte ihn auf 60, womit sie näher dran war. 64 sei er, meinte Frau Simon, „weil er erst am Dienstag 65 wird“.
Aber richtig riet ein Kommunionkind, dass der Propst seit 40 Jahren Priester ist. Das war genau am gestrigen Tag. Und so konnte der Propst und Pfarrer die Glückwünsche im Namen des Kirchenvorstandes, des Kirchort- und des Pfarreirates zu beiden Anlässen entgegennehmen. Verbunden mit dem Wunsch, all das möge in Erfüllung gehen, was er sich vor 40 Jahren für diesen Zeitpunkt selber vorgestellt habe.
Der Propst musste aber berichten, dass eine seiner Vorstellungen leider nicht eingetreten sei. Denn er habe sich damals vorgestellt, dass er im Alter von 65 Jahren Pfarrer in einer Gemeinde mit zwei Kaplänen sei. Aber etwas sei an diesem Tag in Heiligenstadt fast genauso wie damals in Erfurt: „Damals hat es geschneit.“ Eichsfeld. Vom Pfarrhaus „Maximilian Kolbe“aus zogen die Kirchworbiser Erstkommunionkinder, gefolgt von ihren Eltern, am Sonntagfrüh in die Pfarrkirche „St. Martin“. Dort begrüßte Pfarrer Markus Hampel die sieben Mädchen und fünf Jungen. „Heute ist Euer großer Tag. Es geht heute nicht darum, dass die Kirche brechend voll ist, sondern es geht heute um jeden einzelnen von Euch.“
Er fügte hinzu: „Jesus ruft Euch mit Eurem Namen.“Deshalb rief er jedes Kind einzeln nach vorn zum Altar, an dem die Mädchen und Jungen ihre Kerzen an der Osterkerze entzündeten.
„Heute steigt Jesus zu Euch ins Boot. Egal was ist, er bleibt immer bei Euch. Und ich wünsche Euch, dass ihr Euch immer daran erinnert, wenn es einmal stürmisch wird“, sagte Hampel in der Predigt. Vor der Wandlung trugen die Erstkommunionkinder ihre eigenen Hostien zum Altar.
„Wir stehen hier vor dem Altar und werden still und leise“, hieß es im Lied nach dem Vaterunser, bevor der große Moment für die zwölf Kinder kam und sie am Altar das erste Mal zum Tisch des Herrn gingen. Nach dem Festgottesdienst ließen die Kinder weiße Luftballons mit Wunschkarten gen Himmel. Jeder hatte darauf einen Wunsch geschrieben, mit dem Ziel, dass jeder Finder auch einen Wunsch aufschreibt und die Karte zurücksendet.
In Niederorschel empfingen 11 Mädchen und sieben Jungen aus dem Ort sowie aus Kleinbartloff zum ersten Mal die Heilige Kommunion. Mit musikalischer Begleitung der Alte-burgmusikanten zogen sie feierlich an der Seite ihrer Paten in die festlich geschmückte St. Marien-kirche ein. In seiner Predigt bezog sich Pfarrer Christian Gellrich auf das Motto der Kommunionsvorbereitung: „Mit Jesus in einem Boot.“Anschaulich erzählte er die wundersame Geschichte vom friedlich im Boot schlafenden Jesus, der auf Drängen seiner Jünger einen heftigen Sturm und die aufgewühlte See bändigt und letztlich seinen furchtsamen Begleitern die Angst nimmt. Auch heute gebe es immer wieder stürmische Zeiten, beispielsweise in der Schule oder auch im Elternhaus, die bewältigt werden müssten. Dann gelte es, Ruhe zu bewahren und gelassen darauf zu vertrauen, dass Jesus als kraftgebender Beistand immer mit im Boot ist. Denn, gab Gellrich den Erstkommunionkindern mit auf den Weg, „egal welcher Sturm unser Lebensboot erschüttert: Jesus ist bei uns. Er verlässt seine Freunde nicht.“ Sieben Mädchen und vier Jungen wurden in Kirchgandern von Kaplan Andreas Kruse erstmals zum Tisch des Herrn geführt. Mehr als ein halbes Jahr lang hatten sie sich vorbereitet und dabei gemeinsam ein Netz geknüpft, in dem Fische mit einem Bild von ihnen befestigt wurden. Auch in der Erstkommunionfeier ging es um den Fisch als Symbol des christlichen Glaubens. Kaplan Kruse hatte für jedes Kind einen Schlüsselanhänger mit einem Holzfisch besorgt. „Ihr werdet im Laufe Eures Lebens mit Schlüsseln zahlreiche Türen öffnen“, sagte er. Christus sei immer dabei, egal ob in der Familie oder in der Schule, er werde die Kinder ihr ganzes Leben lang begleiten. Und der Fisch symbolisiere, dass sie Christen seien und der Glaube ihnen etwas bedeute. Schlüssel gebe es aber auch zu Herzen. „Ich wünsche Euch, dass ihr immer einen Platz im Herzen der Menschen habt, die Euch besonders wichtig sind.“Für die musikalische Umrahmung sorgte der Kinder- und Jugendchor.
In der Heiligenstädter Aegidienkirche sang die Familienschola, hier hieß das Leitwort „Jesus, Schatz unseres Lebens“.
Deshalb standen eine Schatztruhe mit den Bildern der 20 Kinder unter dem aufgeklappten Deckel und viele kleine Schatzkästchen davor neben dem Altar. In seiner Predigt zeigte Propst Hartmut Gremler seine „Schatzkiste“, einen kleinen Koffer. Darin waren nicht, wie ein Junge meinte, eine Kette oder ein Ring – Gremler: „Nee, ich bin kein Bischof geworden“– sondern der Kelch und die Schale, die er zur Priesterweihe von seiner Heimatgemeinde Breitenholz geschenkt bekam. Der Wert dieses Schatzes bestehe nicht in dem Gold und dem Silber, sondern in der Verbundenheit mit dieser Gemeinde und vor allem in dem, „was da reinkommt“: Brot und Wein als Zeichen für Jesus. Ein Schatz – das könne der geliebte Mensch sein oder ein Gegenstand, der für eine Erinnerung oder eine Freundschaft steht und durch nichts zu ersetzen sei. Das Brot schenke Energie für das Leben. So wolle Jesus seinen Freunden Mut und Kraft schenken, Geborgenheit und Liebe.
Schlüssel gibt es für Türen und für Herzen