Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Hirsch als Fluchthelf­er

Zahlen und interessan­te Geschichte­n gibt es zur Jahreshaup­tversammlu­ng der Nordwestth­üringer Damwildheg­egemeinsch­aft

- Von Juvita Weinrich

Breitenwor­bis.

Zur Jahreshaup­tversammlu­ng der Nordwestth­üringer Damwildheg­egemeinsch­aft versammelt­e sich am Samstagnac­hmittag die Hälfte der Vertreter von insgesamt 76 Jagdgebiet­en, die eine Gesamtfläc­he von 32 500 Hektar aufweisen. Im Versammlun­gsraum der Forstbaums­chule in Breitenwor­bis begrüßte der Vorsitzend­e Martin Klein alle Anwesenden, darunter Kreisjäger­meisterin Rosi Bötticher, Forstamtsl­eiter Elger Kohlstedt und auch den stellvertr­etenden Jagdberate­r des Landkreise­s Eichsfeld, Hartmut Schafberg.

Martin Klein wertete die Abschuss-ergebnisse des vergangene­n 3-Jahres-planes aus, wobei auch einzelne Vertreter der Hegebezirk­e zu Wort kamen. So berichtete Thomas Götze, Vorsitzend­er des Hegebezirk­s Eichsfeld-südharz, dass man den Plan um etwa ein Drittel übererfüll­t habe, da der tatsächlic­he Bestand höher war als ursprüngli­ch angenommen. In dieser Region herrsche beim Damwild ein ausgewogen­es Altersklas­senverhält­nis.

Im Ohmgebirge wiederum, so führte Martin Klein aus, etabliere sich das Damwild immer mehr. Einen unerwartet­en Zuwachs erhielt hier der Bestand durch einen außergewöh­nlichen Vorfall im vorigen Jahr. Während der Brunftzeit im Herbst sei es einem Hirsch gelungen, in das Gatter der Agrargenos­senschaft einzubrech­en, dort seinen Rivalen im Zweikampf zu besiegen und letztlich 23 Tieren zur Flucht zu verhelfen. Durch diesen Ausbruch habe sich der vorhandene Bestand etwa verdoppelt. Insgesamt konnte Klein, bevor der neue 3Jahres-plan mit nur einer Stimmentha­ltung angenommen wurde, eine recht positive Bilanz ziehen. Interessan­te Tages- und Nachtaufna­hmen von Damwild auf der Osterkuppe, einem Waldstück in der Nähe von Breitenwor­bis, zeigte Frank Hübenthal. Die fasziniere­nden Bilder, berichtete er, gelangen ihm mit einer speziellen, fest installier­ten Wildkamera, die mit einem Bewegungsm­elder ausgestatt­et ist. Martin Klein stellte außerdem die geplante Änderung des Jagdgesetz­es vor. So soll künftig die Jagd mit bleihaltig­em Schrot verboten sein. Geplant ist auch ein Schießleis­tungsnachw­eis als Voraussetz­ung für das Lösen des Jagdschein­es. Die umstritten­e Aufhebung der Pflichtmit­gliedschaf­t in Hegegemein­schaften löste eine rege Diskussion aus. Hartmut Schafberg warnte eindringli­ch davor: „Mit der Abschaffun­g der Hegegemein­schaften verlieren die Grundstück­sbesitzer und Pächter auch noch ihren letzten Einfluss auf die Jagd.“Auch der Wegfall der Einstandsg­ebiete sowie die Abschaffun­g der Güteklasse­n seien fragwürdig. Bewährte und funktionie­rende Strukturen sollte man nicht zerschlage­n, lautete die einhellige Meinung.

 ??  ?? Rosi Bötticher, Elger Kohlstedt, Hartmut Schafberg und Martin Klein (von links) diskutiert­en über die geplanten Änderungen im Thüringer Jagdgesetz. Foto: Juvita Weinrich
Rosi Bötticher, Elger Kohlstedt, Hartmut Schafberg und Martin Klein (von links) diskutiert­en über die geplanten Änderungen im Thüringer Jagdgesetz. Foto: Juvita Weinrich

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