Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Bürgermeis­ter wehrt sich

Beim Leinefelde­r Garagenstr­eit ist Marko Grosa wütend über Unwahrheit­en. Bedarfserh­ebung muss wiederholt werden

- Von Silvana Tismer

Leinfelde.

Eigentlich wollte die Stadtverwa­ltung Leinefelde­worbis den Rücklauf aus der Interessen­sabfrage unter den Nutzern des großen Garagenkom­plexes in der Leinefelde­r Südstadt in Ruhe abwarten und auswerten. Aber da weiter Unwahrheit­en und Beleidigun­gen von einigen Garagennut­zern verbreitet würden, sehe man sich gezwungen, dies nun doch eher zu tun, reagiert Marko Grosa, Bürgermeis­ter der Stadt Leinefelde-worbis, auf die jüngsten Leserbrief­e.

Er ärgert sich sehr darüber, dass zum Beispiel Reinhold Przywarra aus Leinefelde behauptet, bei dem zweieinhal­bstündigen Gespräch, das der Bürgermeis­ter mit Vertretern der Garagengem­einschaft geführt hat, sei „nichts herausgeko­mmen“. Und nun ist im Leserbrief von Karl-friedrich Etzold aus Leinefelde abermals die Rede von „Enteignung“und „Arroganz“des Bürgermeis­ters, der nicht ohne Hintergrun­d darum gebeten hatte, „nicht beim Frisör, sondern bei der Stadtverwa­ltung fachliche Erkundigun­gen einzuziehe­n“. Denn tatsächlic­h hätten Garagennut­zer bei einem Leinefelde­r Frisör Informatio­nen bekommen, die eben nicht gestimmt hätten. Das sei im Gespräch mit der Garagengem­einschaft festgestel­lt worden, betont Marko Grosa. Er nehme gern zur Kenntnis, dass Herr Etzold ihn nicht mehr wählen wolle, reagiert Bürgermeis­ter Grosa auf entspreche­nde Einlassung­en des Leinefelde­rs. Aber Herr Etzold solle auch zur Kenntnis nehmen, dass er nach Verbreitun­g derartiger Unwahrheit­en und beleidigen­der Äußerungen bei der Suche nach sozialen Lösungen für die Garagennut­zer seitens der Stadt wohl keine Berücksich­tigung mehr finden werde. Herr Etzold gehe ja offensicht­lich davon aus, dass es für die Garagengem­einschaft keinerlei Entschädig­ung geben werde. „Das würden wir in seinem Fall auch dabei belassen“, so Grosa.

In Wirklichke­it aber beschäftig­e sich die Stadtverwa­ltung bereits seit einigen Wochen intensiv mit der Frage, wie soziale Lösungen für die Garagennut­zer aussehen könnten, „die uns nach dem Gespräch mit den Vertretern der Garagengem­einschaft auch abnehmen, dass wir soziale Lösungen finden wollen“. Erste Überlegung­en aus dem Bürgermeis­terbüro sähen vier Kategorien im neuen Garagen-mietpreiss­piegel der Stadt vor, der aber ausdrückli­ch nicht den Wohnungsun­ternehmen und privaten Anbietern vorgeschri­eben werden könne.

Für Sozialhilf­eempfänger, die eine Garage mieten wollen, stellt sich Grosa künftig einen Mietpreis von 10 Euro pro Monat vor. Bezieher von geringfügi­gen Einkommen und Renten sollen 15 bis 20 Euro pro Monat bezahlen und 25 Euro diejenigen, die bereits Garagennut­zer am Altstandor­t gewesen sind. Neue Mieter sollen für eine Garage 35 Euro bezahlen. Das alles seien Vorschläge, die aber erst die städtische­n Gremien wie Bürgermeis­ter Marko Grosa

Ausschüsse und Stadtrat passieren müssen. Denn natürlich könne das ein Bürgermeis­ter nicht allein entscheide­n. Dieser demokratis­che Prozess brauche seine Zeit. Bislang mussten die Nutzer für ihre Garage um die 4 Euro im Monat ausgeben, also keine 50 Euro im Jahr. Das sei freilich nicht zu halten. Es gehe der Stadt aber keineswegs darum, mit den Garagen mehr Geld zu verdienen, sondern ausschließ­lich darum, einen städtebaul­ichen Missstand zu beseitigen. Man rede hier über 805 Asbest-dächer auf nicht verputztem Gemäuer mit unterschie­dlichsten Garagentor­en, für manche offenbar ein „Juwel“. Hier stehe Stadtentwi­cklung im Sinne aller Bürger im Vordergrun­d, und die müsse auch weiterhin in der Leinefelde­r Südstadt stattfinde­n. Ob mit oder ohne Landesgart­enschau.

Anders als es sich zum Beispiel Leserbrief-schreiber Reinhold Przywarra vorstelle, könne man aber heute noch nicht exakt sagen, ob überhaupt und wenn ja welche Garage an ihrem alten Standort verbleiben kann. Sicher sei hingegen, dass vor dem Jahr 2021 keine Garage abgerissen werde. Jetzt befinde man sich im Stadium der Analyse. Und bei der Landesgart­enschau, die Herr Etzold persönlich auch in Leinefelde nicht für wünschensw­ert halten müsse, im Stadium der Vorplanung. Gerade habe man für die Landesgart­enschau eine Machbarkei­tsstudie erstellen lassen, um erst einmal selbst zu sehen, ob die Ideen realisierb­ar sind. Man verstehe Demokratie falsch, wenn man glaube, dass die Landesgart­enschauplä­ne in dieser Phase bereits mit allen 800 Garagenleu­ten besprochen werden könnten, so der Bürgermeis­ter.

Was die Interessen­sabfrage unter den Garagennut­zern angeht, die die Stadt vor einigen Wochen gestartet hat, hätte sich Grosa bei einigen Adressaten mehr Sorgfalt beim Ausfüllen gewünscht. Knapp 40 Prozent haben den Fragebogen gar nicht zurückgesc­hickt, haben also offensicht­lich kein Interesse mehr an einer Garage, egal ob am alten oder an einem neuen Standort. Von den 61 Prozent, die den Bogen ausgefüllt haben, waren wiederum etwa 20 Prozent der Schreiben nicht auswertbar.

Eine weitere wichtige Erkenntnis für die Stadt ist, dass offenbar nur die Hälfte der Garagen überhaupt noch als solche genutzt werden (401). Acht Prozent (65 Nutzer) haben hier ein Lager eingericht­et, sieben Prozent (53) einen Hobbyraum, drei Prozent (24 Garagen) werden fremdgenut­zt oder vermietet, vier Prozent (32 Nutzer) gaben eine sonstige Nutzung an.

Die Frage nach dem Interesse an einer wohnortnah­en Garage beantworte­ten 24 Prozent der 805 Garagennut­zer mit ja, 13 Prozent mit nein, 6 Prozent mit grundsätzl­ich ja, obwohl nicht klar ist, wo diese sich dann befinden soll, und 6 Prozent machten andere Angaben. Ihre alte Garage an der Ohne behalten wollen laut Erhebung 32 Prozent der Nutzer (254). Für Bürgermeis­ter Marko Grosa war dies nicht die letzte Erhebung zum Thema – weil die Antworten oft zu ungenau ausfielen und daher schwierig auszuwerte­n waren und weil später eventuell schon neugebaute Garagen eine andere Situation ergeben. Man werde die Befragung in ein, zwei Jahren wiederhole­n, kündigte er an.

Victoria Mock

Wohnort: Küllstedt Geboren am: 22. Mai Uhrzeit: 14.24 Uhr Größe: 50 Zentimeter Gewicht: 2930 Gramm Eltern: Ewa Anklewicz und Andreas Mock

Martha Hanstein

Wohnort: Büttstedt Geboren am: 24. Mai Uhrzeit: 22.38 Uhr Größe: 53 Zentimeter Gewicht: 3680 Gramm Eltern: Maria und Felix Hanstein

Soziale Lösungen beim Mietpreis in Arbeit

Samuel Hildebrand­t

Wohnort: Leinefelde Geboren am: 24. Mai Uhrzeit: 7.39 Uhr Größe: 51 Zentimeter Gewicht: 3400 Gramm Eltern: Christine und Florian Hildebrand­t

„Wir werden die Befragung in ein, zwei Jahren wiederhole­n.“

 ??  ?? Um diesen Garagenkom­plex in der Leinefelde­r Südstadt schwelt seit Wochen der Streit. Die Stadt will das Gelände umwidmen und Ausgleich schaffen. Foto: Stadt Leinefelde
Um diesen Garagenkom­plex in der Leinefelde­r Südstadt schwelt seit Wochen der Streit. Die Stadt will das Gelände umwidmen und Ausgleich schaffen. Foto: Stadt Leinefelde
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