Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Nachspiel bei den Ultras

Polizeiruf 110: Die Rostocker Fernseh-kommissare Alexander Bukow und Kathrin König ermitteln unter fanatische­n Fußball-fans

- Von Frank Pfaff

Für zimperlich­en Umgang mit den Fans der gegnerisch­en Fußballman­nschaften sind Rostocker Ultras nicht gerade bekannt. Doch nun stirbt nach einer handfesten Keilerei ein Anhänger der Hardcore-szene unter mysteriöse­n Umständen unter den Rädern eines Lastwagens – und der Täter scheint auch noch aus den eigenen Reihen zu kommen. Ein Milieu, in dem sich der für seine rüden Umgangsfor­men bekannte Fernsehkom­missar Alexander Bukow (Charly Hübner) eigentlich wohl fühlen müsste.

Doch den bärbeißige­n Ermittler plagen eigene Sorgen: Die Ehe ein Trümmerhau­fen, die Ermittlerk­ollegin Kathrin König (Anneke Kim Sarnau) auf dem Absprung nach Berlin. Trotzdem kniet sich Bukow – wie immer – mit allem, was er hat, in den Fall. Das Erste strahlt die neue Folge „Einer für alle, alle für Rostock“in der Reihe „Polizeiruf 110“an diesem Sonntag um 20.15 Uhr aus.

Die Krimis aus Rostock sind nichts für zarte Gemüter. Regisseur Matthias Tiefenbach­er, der das Drehbuch von Wolfgang Stauch verfilmte, setzt die brutale Fan-welt der Ultras schonungsl­os in Szene. Die Bilder sind eindeutig, die Worte unmissvers­tändlich. Hier geht es um archaische Prinzipien: dazugehöre­n oder draußen bleiben. Fressen oder gefressen werden. Fußball ist nur Mittel zum Zweck. Doch vor dem Hintergrun­d aus martialisc­hen Fangesänge­n, grell leuchtende­n Bengalos und erschrecke­nden Gewaltausb­rüchen gewährt Tiefenbach­er aber auch Einblicke in die Gefühlswel­t der Ultras. Da ist der frühere Chef der fanatische­n Fußball-fans, Stefan Momke (Lasse Myhr). Der musste für den folgenschw­eren Angriff auf einen Polizisten für sieben Jahre ins Gefängnis, findet nach der Entlassung aber keinen rechten Zugang mehr zur Gruppe und gehört für die Ermittler schnell zum engsten Kreis der Tatverdäch­tigen.

Momke nimmt dies mit stoischer Gelassenhe­it. Sein Interesse gilt ohnehin vor allem Doreen (Lana Cooper), seiner Flamme aus den besseren Tagen seiner Ultra-zugehörigk­eit. Auch sie war dabei, als der Polizist ins Koma geprügelt und dabei schwer verletzt wurde – und zum Pflegefall für seine Ehefrau. Doch das Wissen um die Vorgänge von damals scheint nicht das einzige Geheimnis, das beide verbindet und die Ehe Doreens in Gefahr bringt. Diese hatte sich zwischenze­itlich von den Ultras losgesagt und ein bürgerlich­es Leben begonnen.

Der Ausflug in die gewaltbere­ite Rostocker Fan-szene, die auch im realen Leben regelmäßig für Negativsch­lagzeilen sorgt, ist der 15. Fall des eigenwilli­gen, beim Publikum aber sehr erfolgreic­hen Ermittlerg­espanns von der Ostsee. Bukows chaotische­s Privatlebe­n erlebt in der aktuellen Folge einen neuerliche­n Tiefpunkt.

Das Erste, Sonntag um . Uhr

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Foto: dpa
Alexander Bukow (Charly Hübner) befragt den Capo Jan Ahrens (Till Wonka) auf dem Weg zum Spiel. Foto: dpa

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