Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Städtische Flächen für Possen-urwald im Gespräch

Das Landwirtsc­haftsminis­terium will mit Sondershau­sen und dem Kyffhäuser­kreis über Waldwildni­s diskutiere­n und bietet einen Tausch an

- Von Andrea Hellmann

Sondershau­sen.

Überrasche­nde Wendung im Streit um den Urwald am Possen. Ein Brief aus dem Thüringer Landwirtsc­haftsminis­terium an Sondershau­sens Bürgermeis­ter Joachim Kreyer (CDU) und Landrätin Antje Hochwind (SPD) offenbart, dass man in Sachen Waldwildni­s noch immer ganz am Anfang steht. Der Staatssekr­etär des Landwirtsc­haftsminis­teriums, Klaus Sühl, fragt in diesem Brief, der TA vorliegt, wie die Interessen­lagen des Kyffhäuser­kreises und der Stadt Sondershau­sen bezüglich der Flächensti­lllegung sind und schlägt ein Gespräch vor. Um dann daran zu erinnern, dass man Kommunal- und Privatwald ausschließ­lich auf freiwillig­er Basis in das Waldwildni­skonzept der rot-rot-grünen Koalition einbeziehe­n könne.

Das Ministeriu­m verweist darauf, dass die Stadt Wald auf rund 1040 Hektar besitzt und meint, ein adäquater Flächentau­sch mit der Staatswald­fläche am Possen liege im „öffentlich­en Interesse“. Nun, jedenfalls wäre Herr Sühl „sehr verbunden, wenn Sie sich dem Vorschlag eines ausgleiche­nden Flächentau­sches Staatswald/kommunalwa­ld im Kyffhäuser­kreis, [...] grundsätzl­ich annähern könnten...“.

Der Stadtrat würde da sicher gern mitreden. Ergebnisof­fen, kündigt Landrätin Antje Hochwind (SPD) an, soll in einer Arbeitsgru­ppe aus Kreistagsm­itgliedern Mitglieder­n zum Urwald am Possen diskutiert werden. Vielleicht könne man am Ende der Debatte der Landesregi­erung einen Vorschlag unterbreit­en, der für die Region tragbar wäre, so Hochwind.

Auf den Brief angesproch­en, rudert der Staatssekr­etär zurück. Einen Vorschlag zum Flächentau­sch habe das Ministeriu­m nicht unterbreit­et, vielmehr gebe es ein Diskussion­sangebot. In erster Linie wolle man wissen, welche Interessen die Vertreter von Stadt und Kreis und damit die Bürger haben. „Wir wollen wissen, wie wir es umsetzen sollen“, sagt Klaus Sühl. Während das von der Linke-politikeri­n Birgit Keller geführte Landwirtsc­haftsminis­terium offenbar nach einem Weg aus der Sackgasse sucht, – bei dem der Freistaat nicht gleich 2500 Hektar seines bewirtscha­fteten Waldes verliert –, und dafür Sondershäu­ser Besitz ins Auge fasst, erklärte der grüne Fraktionsc­hef Dirk Adams vor Kurzem „Wir sollten das machen“. Auf seiner Internetse­ite schreibt er: „Der im Thüringer Waldgesetz verankerte­n Schutzfunk­tion wird damit auf künftigen Wildnisgeb­ieten wie dem Possen Vorrang eingeräumt.“Und die grüne Landtagsfr­aktion verteilt unterdesse­n Flugblätte­r in Sondershau­sen, in denen sie die Vorteile eines Urwalds vor den Toren der Stadt herausstre­icht. Von den Schwierigk­eiten, in denen das Projekt steckt, ist in der grünen Werbebrosc­hüre nichts zu lesen. Auch im Landwirtsc­haftsminis­terium kann man sich vorstellen, dass das Thema Waldwildni­s einmal umgesetzt wird. „Wenn die Umweltmini­sterin einen der Vorschläge akzeptiert“, berichtet Klaus Sühl. Einigkeit sieht anders aus. Und in Sondershau­sen? Da wird man die Dinge in Ruhe angehen. „Der Bürgermeis­ter wird das Gespräch mit dem Landwirtsc­haftsminis­terium nach seinem Urlaub suchen“, teilt Hauptamtsl­eiter Stefan Schard auf Nachfrage mit.

Ministeriu­m interessie­rt sich für Bürgerwill­en

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Über den Urwald rund um den Possen wird weiter diskutiert. Eine praktikabl­e Lösung haben Landwirtsc­hafts- und Umweltmini­sterium noch nicht gefunden. Foto: R.ulnyrov

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