Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Fellnase Cleo auf dem Weg zum Personenspürhund
Jagdhündin wird von Polizeihauptmeister Mario Söllner zum Polizeihund der Nordthüringer Hundestaffel ausgebildet
Mira Schreck
Wohnort: Teistungen Geboren am: 1. Juni Uhrzeit: 20.20 Uhr Größe: 44 Zentimeter Gewicht: 2170
Eltern: Michaela und Markus Schreck
Fotos: Johanna Braun
Nordhausen.
Der Hund ist konzentriert. Unbeirrbar schnüffelt die Nase dicht über den Boden, wandert von einer Geruchsexplosion zur nächsten.
Cleo ist dabei ganz in ihrem Element. Die Deutsch-kurzhaar-hündin scheint immer auf der Suche zu sein. Kein Wunder, schließlich ist die 16 Monate alten Jagdhündin ein Energiebündel mit ausgezeichnetem Geruchssinn. Sie lässt sich leicht abrichten und ist zudem ein anhänglicher Begleithund, der sich gut an das Leben in der Familie anpasst.
Diese hervorragenden Eigenschaften qualifizieren Cleo zum Dienst bei der Thüringer Polizei. Bis dies Realität wird, liegt jedoch noch ein weiter Weg vor der Hundedame und ihrem Ausbilder.
Seit ihrer neunten Lebenswoche befindet sie sich in der Obhut von Mario Söllner. Der Bleicheröder Polizeihauptmeister ist Hundeführer, bildet die schwarz-weiße Fellnase bis zum zweiten Lebensjahr bei der Hundestaffel der Landespolizeiinspektion in Nordhausen zum Personenspürhund aus.
Da für diese Art der Ausbildung ausschließlich Jagdhunde verwendet werden, passten hierfür die Voraussetzungen von Beginn an.
Der Zufall brachte beide zusammen, als er von dem Wurf im benachbarten Niedersachsen erfuhr. Ausgesucht hat sich Söllner Cleo selber. Gekauft hat ihn die Thüringer Polizei. Danach mussten beide zunächst einmal eine Bindung aufbauen, sich beschnuppern. „Sobald dann das erste Such-geschirr passte, ging es mit der Ausbildung los. Damals war Cleo etwa 12 Wochen alt“, erklärt Mario Söllner. „Zu Beginn sucht sie mich, und jemand anderes hält sie an der Leine. Dabei kristallisiert sich auch heraus, ob sie Leckerlis oder Spieleinheiten am Ende der Suche als Belohnung favorisiert“, erzählt der 45-jährige Polizeihauptmeister und verweist auf deren Liebe zum Fressen.
Geruchsträger als Voraussetzung für eine erfolgreiche Suche
Anschließend steigert sich der Schwierigkeitsfaktor. Fremde Leute müssen gesucht werden, die Strecke wird erweitert, die Liegezeit der Spur verlängert. Denn Hunde suchen am Ende nicht nur nach eins, zwei Stunden, sondern auch noch nach mehreren Tagen.
Geruchsträger sind in diesem Fall die Voraussetzung für eine erfolgreiche Suche. Kleidungsstücke oder ähnliches von der Person, die vermisst wird, beschnuppert der Hund und prägt sich dessen Geruch ein. Dann versucht dieser, den Vermissten zu finden. All das nur, um eine Belohnung zu erhalten.
„Die Hunde suchen den Individualgeruch. Wir verlieren Hautschuppen und sondern Flüssigkeiten ab, mikroskopisch kleine Sachen die zersetzt werden, sich irgendwo ablagern. Jeder Mensch riecht dabei anders. Da kann man machen, was man will, das ist wie ein Fingerabdruck“, erklärt Mario Söllner.
Jetzt in der Ausbildung gehört auch die Erkundung der Umgebung dazu. Ein Rundgang zum Bahnhof oder durch die Stadt, Tiere und Autoverkehr, alles muss kennengelernt werden, damit Cleo so viele Eindrücke wie möglich sammelt und vorbereitet ist. Später folgt auch einmal ein Flug mit dem Hubschrauber. Doch erst nach der Prüfung in einem guten halben Jahr ist Cleo bereit für den Berufsalltag, darf bei der Suche nach Vermissten ihre Spürnase einsetzen.
Derweil ist Mario Söllner zusätzlich mit seinem französischen Laufhund Chablis unterwegs, wenn Personen vermisst werden. Egal ob in Gera oder im Thüringer Wald, der Hundeführer ist in ganz Thüringen unterwegs, denn momentan gibt es für den ganzen Freistaat nur vier Personenspürhunde. Zur Nordhäuser Hundestaffel gehören elf Leute, wobei zehn von ihnen Halter der 14 Vierbeinern sind, darunter Personenspürhunde, Fährtenhunde, ein Leichenhund, Rauschgiftspürhunde, die zugleich Bargeld aufspüren können sowie Sprengstoffspürhunde. „Eigentlich fast alles, außer einem Brandmittelspürhund“, so Söllner, für den seine zwei Hunde zur Familie einfach dazugehören, sogar mit auf den Urlaubsfahrten.