Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Im Visier der Abgasfahnder
Aufklärung des Dieselskandals tritt in entscheidende Phase. Ermittler haben mehrere Manager im Blick
Berlin.
Mit einem Haftbefehl klingelten Ermittler der Staatsanwaltschaft München II Montagfrüh an der Villa von Audichef Rupert Stadler in Ingolstadt. Der Grund: Verdunkelungsgefahr bei der Aufklärung des Skandals um die Manipulation von Millionen Dieselautos des Vw-konzerns. Mit Stadler sitzt in dem Fall erstmals ein aktiver Vorstandschef in Untersuchungshaft. Die Aufarbeitung geht in die entscheidende Phase, an den Kern der Affäre: die handelnden Personen.
Die Verhaftung Stadlers, heißt es in der Branche am Tag nach seiner Festnahme, könne auch als Signal an Volkswagen verstanden werden. Zweieinhalb Jahre nach Bekanntwerden des Dieselbetrugs soll der Konzern endlich kooperieren, offenlegen, wie es zu dem gigantischen Betrug kam.
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt in vier Verfahren – Manipulation von Stickoxidwerten, falsche Kohlendioxidangaben, Marktmanipulation, Urkundenunterschlagung – gegen 49 Personen. Die Beteiligten sollten in diesem Sommer Akteneinsicht erhalten, sagte Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe. Ähnliche Verfahren laufen bei der Staatsanwaltschaft München II gegen 20 Personen sowie in Stuttgart. Die zentralen Akteure:
Rupert Stadler:
Der Vwchefkontrolleur war bis Herbst 2015 Finanzvorstand der Wolfsburger und bei der Porsche SE. In Braunschweig und Stuttgart wird wegen möglicher Marktmanipulation gegen den 67-Jährigen ermittelt.
Hans Dieter Pötsch:
Auch gegen den amtierenden Vw-vorstandschef besteht der Verdacht der Marktmanipulation, so die Staatsanwaltschaft Braunschweig. Diess (59) war im Juli 2015 von Konkurrent BMW als Markenchef zu VW gewechselt, im folgenden September kam der Skandal ans Licht.
Herbert Diess: Matthias Müller:
Der ehemalige Porsche-chef löste im September 2015, mitten in der Krise, Martin Winterkorn an der Konzernspitze ab. Er sollte den Neuanfang bringen. Tatsächlich glänzte Müller (64) mit guten Bilanzzahlen – doch intern konnte er sich wegen Alleingängen nicht halten. Im April musste er gehen. Wegen seiner früheren Tätigkeit für die Porsche SE hat ihn die Staatsanwaltschaft Stuttgart im Visier. Der Verdacht auch hier: Marktmanipulation. Die Ermittlungen liefen weiterhin, sagte Staatsanwalt Heiner Römhild.
Wolfgang Hatz:
Der frühere Motorenchef bei Audi und Porsche-forschungsvorstand sitzt seit September 2017 in Untersuchungshaft. Der 59-Jährige bestreitet, an den Abgasmanipulationen beteiligt gewesen zu sein.
Oliver S.:
Der Vw-manager war in den USA für die Kontakte zu Umweltbehörden zuständig. Dort sitzt er eine siebenjährige Haftstrafe ab – verurteilt im Dezember wegen Verschwörung zum Betrug und Verstoßes gegen Umweltgesetze. Wenig später entließ der Konzern S.
Giovanni P.: Florian Meusel,
Geschäftsführer des Naturparks Thüringer Wald, ist auf dem Landschaftspflegetag in Schnett (Landkreis Hildburghausen) als stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes für Landschaftspflege wiedergewählt worden. Er ist hier jetzt für den Bereich Naturschutz zuständig. Mit dem Landtagsabgeordneten Tino Kummer, Vorsitzender des Naturparks, wurde ein zweiter Thüringer Vertreter in das Führungsgremium des Verbandes gewählt.