Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Festakt unter dem Sternenhimmel
Gleich zwei Professoren der Erfurter Universität werden dieser Tage mit einem Festakt geehrt. So verabschiedet sich der Philosophieprofessor Eberhard Tiefensee mit einem Vortrag über „Atheistische Spiritualität“am
29. Juni in den Ruhestand. Die Rede zu einer Spiritualität, die entschieden jeden Gottesbezug ausschließt, findet im Coelicum statt. Das ist ein Anbau am Dom mit einem wunderbaren Sternenbild an der Decke und fester Vorlesungsort der Katholisch-theologischen Fakultät. Bereits heute wird im Coelicum Josef Pilvousek geehrt, der vor wenigen Tagen seinen
70. Geburtstag feierte. Pilvousek, der aus dem Eichsfeld stammt und am Priesterseminar in Erfurt studierte, ist emeritierter Historiker – tatsächlich Experte für die mitteldeutsche Kirchengeschichte. Zu seinen interessantesten Büchern gehören die beiden Bände „Kirchliches Leben im totalitären Staat“aus den 1990erjahren, die viele interessante Quellen offenbaren, oder auch seine Ausführungen zur Vatikanischen Ostpolitik. Josef Pilvousek war auch einer der Ersten, der über die Besetzung des Erfurter Doms durch Ausreisewillige schrieb. Am 5. Juni 1988 hielten sich 21 Personen im Dom auf. Aus dem Priesterseminar wurden angeblich Betten und Decken geholt. Georg Sterzinsky, damals Generalvikar im Bischöflichen Amt Erfurt-meiningen und späterer Erzbischof von Berlin, deklarierte den Vorfall zum Kirchenasyl. Er soll die Verhandlungen mit den staatlichen Organen geführt haben. Die katholische Kirche hielt den Protest unter der Decke, um kein Beispiel für andere zu schaffen.die Ausreise gelang.
Den Festvortrag im Coelicum hält heute Alt-ministerpräsident Bernhard Vogel. Kirchenexperte Daniel Deckers (Frankfurter Allgemeine) moderiert ein Gespräch zwischen dem Jubilar, Bernhard Vogel und Altbischof Joachim Wanke.