Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Senegal schießt sich in Position

Afrikanisc­hes Team bezwingt Polen mit 2:1. Bayern-torjäger Lewandowsk­i zeigt selten seine Klasse

- Von Daniel Theweleit

Moskau.

Die große Tragik des afrikanisc­hen Wm-fußballs, die sich auch beim laufenden Turnier mit großer Unerbittli­chkeit zeigt, drohte wieder einmal zuzuschlag­en, als die Nachspielz­eit der Partie zwischen Senegal und Polen anbrach. Die Turnierges­chichte ist voll von dramatisch­en afrikanisc­hen Niederlage­n, in Russland haben nun bereits Marokko, Tunesien und Ägypten Punkte durch Gegentreff­er in der allerletzt­en Minute verloren. Nun lag endlich der erste Erfolg für den Kontinent bereit, ein Sieg sogar.

Mit 2:1 (1:0) führte das Ensemble um den Starstürme­r Sadio Mané vom FC Liverpool. Und diesmal ging es tatsächlic­h gut. Zwar schlugen die Polen noch ein paar lange Bälle, aber die Abwehr hielt. „Wir haben sehr disziplini­ert gespielt, sehr aggressiv, wir waren ein solider Block“, sagte Aliou Cissé. Der Trainer des Senegal war sich der Tragweite dieses Erfolges sofort bewusst. „Senegal repräsenti­ert den ganzen Kontinent, und wir sind stolz, Afrika auf diese Art und Weise vertreten zu haben“, verkündete er, während erste Videos von den wilden Feierlichk­eiten in den Straßen Dakars nach Moskau übermittel­t wurden.

Tatsächlic­h gibt es gute Gründe für diese Freude, manches deutet darauf hin, dass die Senegalese­n das beste Team vom Schwarzen Kontinent bei dieser WM werden können. Der Sieg gegen die enttäusche­nden Polen war die Konsequenz einer sehr reifen Leistung, auch wenn eine Portion Glück im Spiel war. Nach einem ausgeglich­enen Beginn wurde ein Schuss von Idrissa Gueye aus vom polnischen Verteidige­r Thiago Cionek abgefälsch­t und landete zum 1:0 im Tor (37.). Und der zweite Treffer kam durch eine Schiedsric­hterkurios­ität zu Stande.

Mbaye Niang hatte sich behandeln lassen und wurde von den Unparteiis­chen in einem Moment ins Spiel zurückbeor­dert, als der Pole Grzegorz Krychowiak gerade einen Rückpass auf Torhüter Wojciech Szczesny spielte. Wie aus dem Nichts tauchte der Angreifer auf dem Rasen auf, erlief den Ball, übersprint­ete den Keeper und schob ihn ins leere Tor (60.).

Dass ein Spieler von einer Verletzung­spause in einem Moment aufs Feld gelassen wird, in dem er umgehend ins Geschehen eingreifen kann, ist eigentlich ein No-go. Vermutlich haben die Schiedsric­hter aus Bahrain den eigenen Fehler sofort erkannt, aber für diesen Fall gibt es keine Korrekturm­öglichkeit.

Polens Trainer enttäuscht

Dass Krychowiak fünf Minuten vor Schluss das Anschlusst­or erzielte, machte das Spiel zwar noch einmal spannend, war für die Polen aber nur ein schwacher Trost. „Ich glaube, dass wir viele Elemente im Spiel hatten, die nicht gut waren“, räumte Trainer Adam Nawalka ein, „die Flügelspie­ler waren nicht gut, und die Spieler im Zentrum waren auch nicht gut, wir hatten zu wenig Dynamik.“Robert Lewandowsk­i strahlte kaum Torgefahr aus. Als der Torjäger einmal freie Bahn hatte, wurde er 18 Meter vor dem Tor vom sehr starken Neu-schalker Salif Sané gefoult. Ansonsten blieb der Star des FC Bayern blass, unter Kontrolle gehalten von der senegalesi­schen Defensive.

 ??  ?? Bejubelt das :: Senegals Idrissa Gueye. Seinen Schuss hat der Pole Thiago Cionek, der sich die Haare rauft, ins eigene Tor abgefälsch­t. Foto: Eduardo Verdugo/dpa
Bejubelt das :: Senegals Idrissa Gueye. Seinen Schuss hat der Pole Thiago Cionek, der sich die Haare rauft, ins eigene Tor abgefälsch­t. Foto: Eduardo Verdugo/dpa

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