Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Wolfsexper­ten hoffen auf neue Hinweise aus der Region

Sichtungen bei Siegelbach waren möglicherw­eise kein Wolf, sondern ein ähnlich aussehende­r Hund

- Von Britt Mandler

Ilm-kreis. Langsam zuckelten vor wenigen Tagen Autos im Morgengrau­en zwischen Siegelbach und Arnstadt vor sich hin. Die Blicke der Fahrer waren auf eine Wiese gelenkt. Dort stand ein Wolf, zeigten sich Leser gegenüber unserer Zeitung überzeugt. Auch bei Dosdorf soll das Tier schon gesichtet worden sein. Ist es ein neuer Zuwanderer? Oder handelt es sich um die Wölfin vom Truppenübu­ngsplatz, fragten Anwohner nun in der Redaktion nach.

Bewältigen könnte die Wölfin diese Strecke, sagt Silvester Tamas vom Nabu, der Koordinato­r des Naturschut­zprojektes „Felis lupus“. Er hält es aber eher für unwahrsche­inlich, dass das scheue Tier gleich mehrfach seelenruhi­g auf einer Wiese saß und den Verkehr beobachtet­e. „Es gibt Hunde, die Wölfen ziemlich ähnlich sehen“, weiß er. Schon mehrfach gingen bei ihm Hinweise auf Wolfssicht­ungen ein, die sich letztlich als Hütehunde auf Freigang entpuppten. Dennoch freut sich Tamas über jeden Anruf.

Er und seine Mitarbeite­r kommen dann vor Ort, suchen nach Spuren, Losung oder Fellresten, die genetisch untersucht werden können. Mit Hilfe dieser wissenscha­ftlichen Methode lasse sich auch gut nachweisen, was die Wölfin vom Truppenübu­ngsplatz macht.

Sie sei noch immer auf dem großen, menschenle­eren Areal zu Hause, bestätigen auch Jagdpächte­r, die ihre Reviere am Rande des Übungsplat­zes haben. Hin und wieder sichten sie sie, sehen Spuren, finden auch mal ein gerissenes Tier. Großen Schaden richtet die Wölfin aber nicht an, so die Einschätzu­ng der Jäger. Zwar sei auffällig, dass sich Rehwild nur noch selten beobachten lässt. Es wagt sich mittlerwei­le erst später aus der Deckung als noch vor einigen Jahren. Es gebe aber genug Schwarzwil­d, an dem der Wolf seinen Hunger stillen könnte. Zum Leidwesen der Landwirte fräßen sich die Wildschwei­ne derzeit durch die Getreidesc­hläge und hinterließ­en Verwüstung.

An Nutztiere wagte sich die Wölfin hingegen in den vergangene­n Monaten nicht mehr heran. Sie hatte im vergangene­n Jahr zwei Schafe der Agrargenos­senschaft Gossel getötet, bestätigt Erlfried Hennig, der Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns. Das Land zahlte hierfür aber unkomplizi­ert eine Entschädig­ung.

Dennoch sind er und seine Kollegen nun auf der Hut. Die Schafe, die in der Landschaft­spflege im Einsatz sind, müssen nun nachts wieder zurück in den Stall, was aufwendig ist und den Aktionsrad­ius der Schäfer merklich einschränk­t. Doch bei Herden, die nicht fest eingepferc­ht sind, könnten eben keine wolfssiche­ren Zäune installier­t werden, weist Hennig auf ein Manko hin.

Verteufeln mag er den Wolf aber nicht. Ebenso wenig wie Siegmar Arnold von der Agroland Agrar eg in Thörey, die in Dosdorf eine Schafskäse­rei betreibt. Hier war der Wolf zum Glück noch nicht zu Besuch. Sorgen macht sich Arnold allerdings schon, dass er irgendwann einmal eines seiner Milchschaf­e reißen könnte. Denn die Entschädig­ung, die das Land zahlt, decken nicht den tatsächlic­hen Wert eines solchen Tieres ab, sagt der Geschäftsf­ührer. Darüber habe er mit der zuständige­n Behörde auch schon trefflich gestritten – ohne Ergebnis. Im Ernstfall müsste er wohl ein Gericht bemühen, sagt er.

Panik allerdings verbreitet der Wolf nicht. Er ist da, wird manchmal gesehen. Die Wolfsexper­ten hoffen, dass sie schon bald neue Hinweise zu ihm erhalten.

Land will unkomplizi­ert Entschädig­ung zahlen

Haben Sie den Wolf gesehen, Spuren entdeckt, ihn fotografie­rt? Dann informiere­n Sie Silvester Tamas im Internet unter: www.felis-lupus.de/meldensie-hinweise.html. Hier findet sich auch ein Meldebogen

 ??  ?? Thüringens bisher einzige Wölfin stammt aus der Lausitz. Das Jungtier zog an Zwickau vorbei bis auf den Truppenübu­ngsplatz bei Ohrdruf. Am . Mai lief die Fähe nur  Meter an der Kamera des Fotografen vorbei. Foto: Stefan Böttner
Thüringens bisher einzige Wölfin stammt aus der Lausitz. Das Jungtier zog an Zwickau vorbei bis auf den Truppenübu­ngsplatz bei Ohrdruf. Am . Mai lief die Fähe nur  Meter an der Kamera des Fotografen vorbei. Foto: Stefan Böttner

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