Impfstelle reduziert aufs Nötigste
Zwei Mitarbeiter sind seit Jahresbeginn versetzt worden
Erfurt. Wer im Haus sozialer Dienste sich dieser Tage Tipps und eine Impfung beispielsweise für eine Auslandsreise abholen will, der steht irritiert am Wegweiser. Nur auf eine Gelbfieberimpfung wird verwiesen. Von der reisemedizinischen Beratung keine Spur. Es gibt sie nicht mehr – sie ist dem Haushaltssicherungskonzept der Stadt zum Opfer gefallen.
Im Verwaltungsdeutsch heißt das: „Durch die Beschränkung der Impfstelle auf die Pflichtaufgaben konnte die Besetzung der Impfstelle... um zwei Medizinische Fachangestellte reduziert werden.“Erfolgt ist dies bereits zum Jahresbeginn. Die Mitarbeiter konnten innerhalb der Abteilung Gesundheit umgesetzt werden, so die Stadtverwaltung auf Anfrage unserer Zeitung. Die Impfsprechstunde ist auf Montag von 13 bis 17 Uhr reduziert. Für alle Impfungen ist eine Terminvereinbarung erforderlich. „Bitte nutzen Sie vorrangig die Möglichkeit der Impfung bei Ihrem Hausarzt“, lautet die Empfehlung auf www.erfurt.de.
Mehr als 100 telefonische und persönliche sowie 40 bis 50 schriftliche Anfragen im Monat, weist die Statistik der Stadtverwaltung aus für die bisherige Arbeit der Impfstelle. Und: „Die Impfberatung ist trotz Reduzierung der Impfstelle auch weiterhin gewährleistet.“
Was Impfungen vor Reisen angeht, wird auf das Fachwissen von Allgemeinmedizinern, Kinderärzten, Internisten und zum Teil Gynäkologen verwiesen. Für die seien Impfungen Bestandteil der Facharztausbildung. Ein Informationsverlust wird offenbar nicht befürchtet: Die regelmäßige Weiterbildung der Ärzte zum Thema Impfungen sei in Thüringen u. a. durch die jährlichen Impftage in Erfurt, Jena und Weimar gewährleistet.
„Die Impfstelle wurde nicht aufgelöst, sondern auf die Pflichtaufgaben reduziert“, teilt die Stadtverwaltung außerdem mit. Durch Streichung des freiwilligen Aufgabenspektrums sei es gelungen, 110 000 Euro einzusparen.
Reisende sollten sich bei größeren Fernreisen rechtzeitig (mindestens sechs Wochen vorher) in Foren im Internet wie auf länderspezifischen Seiten des Auswärtigen Amtes oder des Centrums für Reisemedizin informieren, wird nun zu alternativen Info-Quellen geraten. „Hier gibt es auch Informationen zu den gegebenenfalls notwendigen Impfungen und der Malariaprophylaxe“, heißt es aus dem Rathaus. Falls der Hausarzt diese Impfungen nicht durchführen kann, sollte ein Termin in einer Praxis mit entsprechender reisemedizinischer Qualifikation vereinbart werden, so die Empfehlung.
Wird allgemein von einer wachsenden Impfmüdigkeit ausgegangen, mit Großplakaten für Auffrischungsimpfungen geworben, so scheint dies in Erfurt nicht erforderlich: „Es kann nicht von einer besonderen Impfmüdigkeit in Thüringen ausgegangen werden. Viele Bürger und insbesondere auch Eltern bemühen sich selbst um die notwendigen Impfungen für sich und ihre Kinder. In Einzelfällen konnte die Impfstelle zum Schließen von Impflücken beitragen“, lautet die Argumentation der Stadtverwaltung. Ganz überwiegend würden die Impfungen jedoch von den Hausärzten durchgeführt. Deshalb sollte man die Möglichkeit nutzen und seinen Impfausweis regelmäßig beim Hausarzt durchsehen lassen, um Impf-Lücken zu schließen. „Hier muss an die Eigenverantwortung der Thüringer appelliert werden“, lautet die Empfehlung aus der Verwaltung.