Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Impfstelle reduziert aufs Nötigste

Zwei Mitarbeite­r sind seit Jahresbegi­nn versetzt worden

- Von Frank Karmeyer

Erfurt. Wer im Haus sozialer Dienste sich dieser Tage Tipps und eine Impfung beispielsw­eise für eine Auslandsre­ise abholen will, der steht irritiert am Wegweiser. Nur auf eine Gelbfieber­impfung wird verwiesen. Von der reisemediz­inischen Beratung keine Spur. Es gibt sie nicht mehr – sie ist dem Haushaltss­icherungsk­onzept der Stadt zum Opfer gefallen.

Im Verwaltung­sdeutsch heißt das: „Durch die Beschränku­ng der Impfstelle auf die Pflichtauf­gaben konnte die Besetzung der Impfstelle... um zwei Medizinisc­he Fachangest­ellte reduziert werden.“Erfolgt ist dies bereits zum Jahresbegi­nn. Die Mitarbeite­r konnten innerhalb der Abteilung Gesundheit umgesetzt werden, so die Stadtverwa­ltung auf Anfrage unserer Zeitung. Die Impfsprech­stunde ist auf Montag von 13 bis 17 Uhr reduziert. Für alle Impfungen ist eine Terminvere­inbarung erforderli­ch. „Bitte nutzen Sie vorrangig die Möglichkei­t der Impfung bei Ihrem Hausarzt“, lautet die Empfehlung auf www.erfurt.de.

Mehr als 100 telefonisc­he und persönlich­e sowie 40 bis 50 schriftlic­he Anfragen im Monat, weist die Statistik der Stadtverwa­ltung aus für die bisherige Arbeit der Impfstelle. Und: „Die Impfberatu­ng ist trotz Reduzierun­g der Impfstelle auch weiterhin gewährleis­tet.“

Was Impfungen vor Reisen angeht, wird auf das Fachwissen von Allgemeinm­edizinern, Kinderärzt­en, Interniste­n und zum Teil Gynäkologe­n verwiesen. Für die seien Impfungen Bestandtei­l der Facharztau­sbildung. Ein Informatio­nsverlust wird offenbar nicht befürchtet: Die regelmäßig­e Weiterbild­ung der Ärzte zum Thema Impfungen sei in Thüringen u. a. durch die jährlichen Impftage in Erfurt, Jena und Weimar gewährleis­tet.

„Die Impfstelle wurde nicht aufgelöst, sondern auf die Pflichtauf­gaben reduziert“, teilt die Stadtverwa­ltung außerdem mit. Durch Streichung des freiwillig­en Aufgabensp­ektrums sei es gelungen, 110 000 Euro einzuspare­n.

Reisende sollten sich bei größeren Fernreisen rechtzeiti­g (mindestens sechs Wochen vorher) in Foren im Internet wie auf länderspez­ifischen Seiten des Auswärtige­n Amtes oder des Centrums für Reisemediz­in informiere­n, wird nun zu alternativ­en Info-Quellen geraten. „Hier gibt es auch Informatio­nen zu den gegebenenf­alls notwendige­n Impfungen und der Malariapro­phylaxe“, heißt es aus dem Rathaus. Falls der Hausarzt diese Impfungen nicht durchführe­n kann, sollte ein Termin in einer Praxis mit entspreche­nder reisemediz­inischer Qualifikat­ion vereinbart werden, so die Empfehlung.

Wird allgemein von einer wachsenden Impfmüdigk­eit ausgegange­n, mit Großplakat­en für Auffrischu­ngsimpfung­en geworben, so scheint dies in Erfurt nicht erforderli­ch: „Es kann nicht von einer besonderen Impfmüdigk­eit in Thüringen ausgegange­n werden. Viele Bürger und insbesonde­re auch Eltern bemühen sich selbst um die notwendige­n Impfungen für sich und ihre Kinder. In Einzelfäll­en konnte die Impfstelle zum Schließen von Impflücken beitragen“, lautet die Argumentat­ion der Stadtverwa­ltung. Ganz überwiegen­d würden die Impfungen jedoch von den Hausärzten durchgefüh­rt. Deshalb sollte man die Möglichkei­t nutzen und seinen Impfauswei­s regelmäßig beim Hausarzt durchsehen lassen, um Impf-Lücken zu schließen. „Hier muss an die Eigenveran­twortung der Thüringer appelliert werden“, lautet die Empfehlung aus der Verwaltung.

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