Der Spielplatzeffekt
In Berlin ist der Chamissoplatz mein „Schreibtisch im Grünen“, in Erfurt sitze ich am liebsten auf dem Spielplatz hinter der Krämerbrücke. Der eine Ausgang führt über die Gera, der andere durch einen Torbogen, der mich an ein rundes „Mondtor“erinnert, wie es sie in chinesischen Gärten gibt.
Der Spielplatz selbst ist auch gelungen. Ein Karussell und eine Wasserpumpe bringen die Kinder zum Jubeln und Jauchzen.
Einmal sitzt eine junge Mutter mit ihrem Baby auf der kleinen Wiese neben dem Sandbecken. Die ältere Tochter, etwa vier Jahre alt, bringt ihren Sandkuchen, der auch gebührend bestaunt wird. Da kommt der joviale Vater mit Jeans und Fahrrad zurück. Er trägt eine riesige Einkaufstüte und schon heißt es Aufbrechen. Das Baby kommt in den Anhänger, und die Tochter trägt ihre Torte zurück in den Sandkasten. „Halt sie gerade, Schnecke“, ruft der Vater und rennt mit großen Schritten hinter ihr her. Mit Mühe und Not kann er noch verhindern, dass die „Torte“auf der Wiese landet. „Schau mal!“, sagt er und zeigt auf ein Sandhäufchen. „Da ist so ein Kuchen ins Gras gefallen. Das ist doch nicht schön.“Die Torte wird ordentlich in den Sand gekippt, und schon ist die ganze Familie über die Brücke verschwunden. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr, denke ich. Aber das kommt wohl bloß daher, dass ich so gerne Märchen und Sprichwörter lese.