Panzer-Blitzer macht sich Freund und Feind
Leser diskutieren Testphase der Stadt für das mobile Gerät kontrovers. Tempomesser macht gerade Zwangspause und soll ausgetauscht werden
Der Panzerblitzer sorgt für Diskussionsstoff:
Nun ist die Katze aus dem Sack! Die Stadtverwaltung lässt einen neuartigen Blitz-Roboter von Jenoptik (vielen Dank auch!) erproben, weil die geplanten Einnahmen durch disziplinierte Autofahrer nicht so steigen wie gewünscht. Da hat man nun den Salat. Erfurt ist zwar Blitzerhauptstadt 2016, jedoch reichen die installierten Säulen nicht aus. So wird demnächst der Roboter hinter jedem Busch platziert (wie kürzlich am Ortsausgang von Alach), damit noch jeder Euro von eiligen Zeitgenossen abgegriffen werden kann. Herrn Dobendecker glaube ich zu seinen Aussagen zu Standorten kein Wort. Also liebe Erfurter und liebe Pendler, macht der Stadtverwaltung durch euer Verhalten einen Strich durch ihre Rechnung! Zur Verwendung der zusätzlichen Einnahmen: Der Stadtrat sollte diese Beträge zum Teil uns Verkehrsteilnehmern zurückgeben, indem endlich das marode Straßennetz zügig saniert wird. Es ist jedem bekannt, wie z.B. im Norden der Straßenzustand der Straße der Nationen, der Nordhäuser Straße, der Stotternheimer Straße ist. Von der Ortsverbindungsstraße nach Töttelstädt ganz zu schweigen.
Peter Jugel, Erfurt
Blitzer haben die Aufgabe, diejenigen KfZler zu erfassen, die zu schnell unterwegs sind.
Ein mobiler Blitzer hat den Vorteil, dass es nicht auf nur einem kleinen Streckenabschnitt zu einer Geschwindigkeitsreduzierung kommt. Der Mobile steht mal hier, mal da, eben dort, wo ihn der zu flotte Fahrer nicht vermutet.
In Erfurt, einer Stadt mit einem sehr hohen Fußgängeranteil (größer 28%), tut eine Platzierung von Blitzern in der Innenstadt sehr gut, denn die Geschwindigkeitsüberschreitung von Pkw in verkehrsberuhigten Bereichen, engen Gassen oder z.B. um den Wenigemarkt herum sind Usus. Fußgänger, Touristen empfinden den Kraftverkehr in der Innenstadt als sehr störend bis bedrohlich. Kleine Kinder müssen an die Hand genommen werden.
Zu schnell unterwegs? Kurzsichtiger und aggressiver ParkSuch-Verkehr? Oder die Schlaumeier, die eine vermeintliche Abkürzung durch die Innenstadt nehmen? Dank des Mobilen werden alle daran erinnert, sich bei der Geschwindigkeit zu mäßigen.
Susanne Flamm, Autofahrerin, Radfahrerin, Fußgängerin
Der „Panzer Blitzer“überwacht den Schulweg in den Sommerferien. „Wer zu schnell war, bekommt Post“, sagte Neuhäuser. In der Barfüßerstraße, die zu einer verkehrsberuhigten Zone gehört, beträgt das Tempolimit 7 km/h. Tempo 30 bedeutet dort zum Beispiel 80 Euro und einen Punkt in Flensburg. Ich kenne Neuhäuser nicht – aber er ist eine Person, die sich durch die Nutzung raubritterartiger Einnahmequellen nicht nur unbeliebt, sondern sogar lächerlich macht. Eine Geschwindigkeit von 7 km/h einzuhalten ist nicht möglich. Die meisten herkömmlichen (mechanischen) Tachometer zeigen die erste Zahl bei 20 Stundenkilometern an – somit ist es schon schwer, die im Bereich des Thüringen-Parks geforderten 10 Stundenkilometer einzuhalten. Auch mein Tacho ermöglicht erst bei 20 km/h eine optische Kontrolle. Somit nutzt man wahrscheinlich eine digitale Messung, dem normalen Fahrzeugnutzer eine zu hohe Geschwindigkeit zu suggerieren, die technisch nicht ablesbar ist. Abgesehen davon, würde schon der Versuch der Kontrolle durch den Fahrer dessen Aufmerksamkeit vom Verkehr ablenken. Ich stelle fest, mit dem Anschluss der DDR an die BRD sind wir generell unter die Straßenräuber geraten. Ich hatte mir ein ruhigeres Altersdasein gewünscht.
Hans-Georg Thomassek
Nach meiner Ansicht sollten die Leser-Kritiken nicht in einer Art wiedergegeben werden, die den Eindruck erwecken, dass Sie deren Auffassungen teilen. Es ist doch absurd, eine Geschwindigkeit nicht einhalten zu wollen, weil diese „Schrittgeschwindigkeit“nicht exakt auf dem Tacho angezeigt wird. Was soll das mit einem derartigen Starrsinn erst in der geplanten Begegnungszone werden? Wer sich regelkonform bewegt, wird niemals zur Kasse gebeten werden. Da ist es doch völlig egal, wo die Messgeräte platziert sind.
Klaus Weggel, Erfurt