Der andere Mr. Microsoft
Paul Allen gründete mit Bill Gates den Konzern. Der Milliardär gab Millionen für Häuser, Sport und Hirnforschung aus. Jetzt starb er an Krebs
Washington. Unter den Alphatieren, die durchs Internet-Zeitalter zu Milliardären wurden, war er der Unscheinbare, Introvertierte. Nur nicht unnötig auffallen in der Öffentlichkeit, war die Devise von Paul Allen, der einst seinen Schulkumpel Bill Gates bequatschte, Harvard sausen zu lassen und stattdessen mit ihm Microsoft zu gründen.
Bereits vor 35 Jahren verließ er den Konzern im Streit, wurde durch den späteren Börsengang so reich, dass er sich Hobbys leisten konnte, von denen viele nicht einmal zu träumen wagen. Hobbys, von denen auch die Allgemeinheit profitierte.
In Seattle, wo Allen lebte, wurde er vor allem für seine sportlichen Ambitionen verehrt. Nach den NBA-Basketballern Portland Trail Blazers kaufte er Ende der 90er-Jahre die örtlichen NFL-Footballer Seattle Seahawks, die 2014 den Super Bowl holten.
Allen ließ Flugzeugwracks aus beiden Weltkriegen bergen, originalgetreu bis zur Flugfähigkeit restaurieren und in einem Hangar ausstellen. Eine private Boeing 757; opulente Immobilien in Washington, New York, Beverly Hills, London; OriginalGemälde von Monet und Rothko sowie eine Jacht mit Hubschrauberlandeplatz und MiniU-Boot: Im Spielzeug-Park des Mannes fehlte es an nichts.
Zu den ernsthafteren Unternehmungen, die Allen finanzierte, gehörte ein Zentrum für Gehirnforschung und ein aus 350 Radarschüsseln zusammengesetztes Riesen-Teleskop, mit dem Fachleute den Kosmos nach Außerirdischen abhorchen lassen.
„Forbes“taxierte den Sohn eines Bibliothekars und einer Lehrerin vor wenigen Tagen noch auf rund 22 Milliarden Dollar. Am Montag ist Allen, der seit mehr als 35 Jahren gegen Lymphdrüsenkrebs kämpfte, im Alter von 65 Jahren gestorben.