Thüringer Allgemeine (Gotha)

Birne nicht nur für Helene

- Von Elmar Otto

Ingo Glase

Desserts werden ja manchmal sträflich vernachläs­sigt. Das mit großer Mühe gezauberte Hauptgeric­ht war so lecker und sättigend, dass alle Beteiligte­n müde in den Stühlen hängen. Auch schön. Aber schade.

Denn gerade für die Naschkatze­n unter uns wurden so viele verführeri­sche Köstlichke­iten erfunden, dass man manchmal geneigt ist, dafür den Hauptgang wegzulasse­n.

So zum Beispiel für die gedünstete Birne mit Akazienhon­ig und Kardamom, gefüllt mit Sahne. Dafür köcheln die geschälten Birnen (die Stiele aber dranlassen) etwa 20 Minuten in einem durchgezog­enen Sud aus Wasser, Honig, Zucker und Zimt, Vanille und Kardamom. Dann werden sie halbiert und rund um das Kerngehäus­e ausgehöhlt. Der Sud wird mit dem gewürfelte­n Fruchtflei­sch eingekocht. Die Birnen werden mit einer Mischung aus geschlagen­er Sahne, Kekskrümel­n und den Birnenwürf­eln gefüllt und kalt gestellt.

Für die Kuvertüre Sahne aufkochen, Bitterscho­kolade darin schmelzen und die runde Birnenhälf­te damit überziehen.

Die Schokobirn­en mit der angeschnit­tenen Seite nach oben auf einem Teller mit eingekocht­em Birnensaft und den verwendete­n Gewürzen servieren.

Damit man dieses traumhafte Dessert auch richtig genießen kann, sollte der Hauptgang nicht zu groß und schwer sein.

Am besten, man lässt ihn einfach weg. Dann kann man nämlich auch zwei oder drei der Schokobirn­en essen. Erfurt. Michael Hack scheint einsichtig. Ein wenig zumindest. „Was ich erkannt habe aus dem ganzen Verfahren: Dass mir möglicherw­eise ein bisschen die Feinfühlig­keit für Strömungen und Stimmungen im Verband verloren gegangen ist“, sagt der langjährig­e Geschäftsf­ührer der Alten-, Jugend- und Sozialhilf­e ggmbh, einer Tochter des Landesverb­ands der Thüringer Arbeiterwo­hlfahrt. Andere Kreisverbä­nde hätten Ängste entwickelt vor dem, was die AJS tue. Dass dem so ist, weiß Hack spätestens, seitdem im August vergangene­n Jahres in einer anonymen Anzeige umfangreic­he Vorwürfe aufgeliste­t wurden. Es geht um vermeintli­ch zu einem Vorzugspre­is gekaufte Wohnungen, angestellt­e Familienmi­tglieder und allerhand andere Verquickun­gen von privaten und geschäftli­chen Interessen. Die Staatsanwa­ltschaft Erfurt sah darin Anlass genug, den Verdachtsm­omenten nachzugehe­n und ermittelt seit Monaten.

Auch die Awo selbst war nicht untätig. Der Bundesverb­and, auf die Ungereimth­eiten in Erfurt aufmerksam geworden, beauftragt­e die Wirtschaft­sprüfer von Curacon dem Ganzen nachzugehe­n. Die Thüringer gaben parallel dazu KPMG das Mandat, die Vorgänge im Landesverb­and unter die Lupe zu nehmen.

Gestern nun konnte Hack verkünden: Natürlich fehle noch die abschließe­nde Bewertung durch die Staatsanwa­ltschaft und der wolle man auch nicht vorgreifen. Aber: Beide Prüfungsge­sellschaft­en hätten „keinerlei Hinweise auf Straftaten oder Vorteilsna­hmen zum Schaden der Awo oder deren Gesellscha­ften festgestel­lt“. Beide Berichte listen seinen Angaben zufolge einige Verstöße gegen den verbandsin­ternen Unternehme­nskodex auf. Dabei sei es in allen Fälle um „zu späte oder formal nicht korrekt erfolgte Informatio­nen der Awo-gremien“gegangen. Jedoch sei in allen Fällen „kein materielle­r Schaden entstanden“.

Eine Zusammenfa­ssung des Kpmg-berichts stellte der Geschäftsf­ührer zur Verfügung. Darin wird beispielsw­eise bemängelt, dass Nachträge zum Vertrag mit der Hausverwal­tungsgesel­lschaft Erfurt (HTV) der Zustimmung des Aufsichtsr­ats bedurft hätten. „Diese wurde jedoch nicht eingeholt, sodass festgestel­lt wird, dass der Geschäftso­rdnung und dem Awo-unternehme­nskodex in diesem Punkt nicht gefolgt wurde.“Nicht ganz unerheblic­h: der Htv-geschäftsf­ührer ist Ajsaufsich­tsratschef. Zum 31. Dezember 2017 soll der Vertrag mit der HTV aufgelöst werden.

Auch im Zusammenha­ng mit der Anstellung von Hacks Tochter oder des Sohnes seiner Frau sahen die Prüfer Transparen­zdefizite. Hacks Bruder, als Fahrer und Hausmeiste­r angestellt, wohnte knapp fünfeinhal­b Jahre in einer von der AJS bezahlten Dienstwohn­ung, die ihm laut Vertrag nicht zustand. Es habe sich dabei um ein Appartemen­t gehandelt, das mit seiner eigenen Dienstwohn­ung verbunden gewesen sei, begründete Hack die Entscheidu­ng.

Hack sagt, er habe die Awo immer als „seine große Familie gesehen“und die sei ihm momentan

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