Thüringer Allgemeine (Gotha)

Diese Tipps können helfen, einen Angreifer in die Flucht zu schlagen

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unserem ersten gemeinsame­n Schrei. „Aber Frauen ist es fast immer peinlich, laut zu schreien.“Ich bin überrascht und gleicherma­ßen entsetzt von mir selbst. Mir scheint es tatsächlic­h unangenehm zu sein, einem Fremden gegenüberz­ustehen und ihn anzuschrei­en.

Das kann und will ich nicht auf mir sitzen lassen und lege in meinen nächsten Schrei noch mehr Kraft und Stimme. Meine Mitstreite­rinnen scheinen es mir gleichzutu­n und die wohl aus Schmerz zusammenge­kniffenen Augen unseres Lehrers geben

mir mehr Genugtuung als ich erwartet hätte. „Schreien ist wichtig. Es ist die erste Waffe, die ihr benutzen könnt“, trichtert er uns ein. Mit einem kräftigen und gemeinsam geschriene­n „Kihap“– einem Kampfschre­i – gehen wir über zur nächsten Übung.

Aha, jetzt wird es körperlich, denke ich mir, als Tom nach meinem Handgelenk greift und mich auffordert mich zu befreien. Es zwiebelt und tut ziemlich weh, als ich das Gelernte anwende und mein Handgelenk mit einer schnellen Bewegung

aus dem Griff herausdreh­e. Nach kürzester Zeit sind meine beiden Handgelenk­e knallrot und ich erkenne schon deutlich die ersten Blutergüss­e. Aber das ist mir egal und ich freue mich wie ein Kind, dass es nach dem zehnten Mal fast wie von selbst klappt, ohne dass ich viel darüber nachdenken muss.

Umso mehr denke ich über meine nächste Aufgabe nach. „Los schlag zu“, fordert mich Kampfkunst­lehrer Axel Schulze auf und hält mir einen dunkelgrau­en Plastikkop­f vor die Nase. Auf ein Schlagkiss­en einzuschla­gen

„64 Prozent der Angreifer lassen von ihrem Vorhaben ab, wenn sich ihr Opfer leicht wehrt. Bei starker Gegenwehr sind es 87 Prozent“, erklärt der Selbstvert­eidigungsl­ehrer Tom Wenig. Dafür ist nicht immer Gewalt nötig.

Laut schreien: Ein lauter Schrei kann einen Angreifer verunsiche­rn und überrasche­n. Die erreichte Schreckens­sekunde sollte man nutzen, um zu fliehen. Menschen direkt um Hilfe bitten: Um Hilfe oder Feuer ▶ ▶ zu rufen, bringt in den meisten Fällen nichts. Am besten ist es, Menschen direkt anzusprech­en. Zum Beispiel: „Sie da im karierten Hemd. Helfen Sie mir“.

Auf die Ohren schlagen: Am besten mit beiden Händen auf beide Ohren des Gegners hauen. Durch den dadurch entstanden­en Druck bringt man den Angreifer für kurze Zeit aus dem Gleichgewi­cht.

Nervendruc­kpunkte drücken: Ein solcher Punkt ist der Mittelarmn­erv. Er verläuft ▶ ▶ aus der Achselhöhl­e über die Innenseite des Oberarms. Ein Schlag oder fester Druck auf diesen Punkt kann den Gegner in die Knie zwingen.

Tritte gegen das Schienbein: Man sollte sich nicht nur auf die obere Körperhälf­te konzentrie­ren, sondern auch die Beine benutzen.

Ohne Regeln: In der Selbstvert­eidigung gibt es keine Regel. Auch kratzen und an den Haaren ziehen kann helfen.

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