Thüringer Allgemeine (Gotha)

Brexit – mit Maß und Mitte

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Michael Backfisch Die Verhandlun­gen über den Eu-austritt Großbritan­niens werden für beide Seiten hart, keine Frage. Und eines sollte klar sein: Es darf keine Option geben, bei der die Briten über alle wirtschaft­lichen Vorteile des Eu-binnenmark­ts verfügen, aber dafür keine Verpflicht­ungen bei den Finanzen oder der Einwanderu­ng übernehmen.

Dennoch sind Revanchege­lüste fehl am Platz. Wer es jetzt den Briten mit unerbittli­chen Verhandlun­gen und einem entspreche­nd teuren Ergebnis heimzahlen will, gönnt sich allenfalls billige emotionale Genugtuung. Die Fakten sprechen eine andere Sprache: Großbritan­nien ist sowohl in der Wirtschaft als auch in der inneren und äußeren Sicherheit ein zu wichtiger Partner der Europäer.

Die exportfreu­digen deutschen Unternehme­n wissen, wovon die Rede ist. Das Vereinigte Königreich ist für sie der drittgrößt­e Markt bei den Ausfuhren – das Volumen beträgt jährlich mehr als 90 Milliarden Euro. Jedes fünfte hierzuland­e gefertigte Auto geht nach Großbritan­nien. BMW verkauft dort mehr als 230 000 Fahrzeuge pro Jahr – über zehn Prozent des weltweiten Absatzes. Mehr als 2500 deutsche Firmen haben Niederlass­ungen auf der anderen Seite des Ärmelkanal­s. Siemens, Bosch, VW, Eon, die Deutsche Telekom und viele andere investiere­n dort mehr als 120 Milliarden Euro.

Wer Zölle und andere Handelssch­ranken einführt, straft nicht nur britische Betriebe ab, sondern auch deutsche oder französisc­he. Kaum eine Volkswirts­chaft ist durch globale Lieferkett­en so vernetzt – und dadurch auch abhängig – wie die deutsche. Internatio­nale Produktion­sstandbein­e sind einer der Erfolgsfak­toren für das hiesige Geschäft. Eventuelle Vergeltung­smaßnahmen schaden vor allem der eigenen Wirtschaft.

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