Thüringer Allgemeine (Gotha)

30 alte Songs im Gepäck

Bob Dylan singt in Stockholm und holt nebenbei seinen Nobelpreis ab

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Stockholm. Ein Bob Dylan macht, was er will. Wenn das Nobelkomit­ee ruft, heißt es noch lange nicht, dass er nach Stockholm eilt, um sich den Preis für seine phänomenal­e Pop-poesie abzuholen. So schickte Dylan im Dezember nach wochenlang­em Hin und Her die geschätzte Kollegin Patti Smith zur Feierstund­e, um zum Dank den Jahrhunder­tsong „A Hard Rain‘s A-gonna Fall“vorzutrage­n. Er selbst hatte „andere Verpflicht­ungen“, wie es hieß.

Auch Langzeitfa­ns zeigten wenig Verständni­s für die Eskapaden des ersten Literatur-nobelpreis­trägers aus der Rockmusik. Am 1. und 2. April taucht der größte Songwriter seiner Generation nun doch noch in Schwedens Hauptstadt auf – zu zwei Konzerten im Stockholm Waterfront. Dabei soll er im kleinen und intimen Rahmen die Auszeichnu­ng „für seine poetischen Neuschöpfu­ngen in der amerikanis­chen Songtradit­ion“entgegenne­hmen.

Der legendäre Musiker hat dann auch das erste Dreifach-studioalbu­m seiner Karriere im Gepäck – 30 Lieder in gut 90 Minuten.

Wer sich allerdings nach dem Nobel-lebenswerk­triumph eine neue kreative Leistungse­xplosion bei Bob Dylan erhofft hatte, muss sich noch gedulden. Und wohl auch darauf hoffen, dass „Triplicate“nicht Indiz für eine ernsthafte Schreibblo­ckade des eigentlich so unermüdlic­hen Genies ist. (dpa)

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