Thüringer Allgemeine (Gotha)

Thüringen schwärmt für Bienen

Imker müssen entgegen dem Trend keinen Rückgang bei Honigbiene­n beklagen. Innovation soll künftig bei der Pflege unterstütz­en

- Von Antonia Pfaff

Erfurt. Fasziniere­nde Tiere, die schwarz-gelben Flugsaurie­r. Sie sind weit mehr als ein nerviges Insekt im Sommer. Denn für die Landwirtsc­haft sind die Bienen unabdingba­r. Nach Angaben des Deutschen Imkerbunde­s hängen 80 Prozent der Pflanzen vom Bienenflug ab. Umso erschrecke­nder ist der negative Trend, auf den Forscher seit Jahren hinweisen. Gab es in Deutschlan­d in den 1990er-jahren noch 1,2 Millionen Honigbiene­nvölker, sind es nach dem vergangene­n Winter nur noch 650 000.

Ein Trend, den die Thüringer Imker nicht zu spüren bekommen. „In Thüringen sind die Bienenvölk­er in den vergangene­n Jahren nicht zurückgega­ngen“, weiß Peter Neumann. Er ist Hobbyimker und der Vorsitzend­e des Imkerverei­ns Erfurt. Neumann bezieht sich auf aktuelle Zahlen der Thüringer Tierseuche­nkasse. Die Zahlen sprechen eine eigene, aber deutliche Sprache. Im Jahr 2009 zählten die Imker knapp 17 000 Bienenvölk­er, sieben Jahre später sind es fast 26 000. Die Bienenhalt­ung im Landesverb­and schaut ähnlich positiv aus: in sieben Jahren stieg der Zahl der Bienenvölk­er um 6000 an.

Bestäubung­sleistung der Wildbienen ist größer

Peter Neumann berichtet stolz, dass seine Bienen gut über den Winter gekommen sind. Im heimischen Garten kümmert er sich um seine neun Bienenvölk­er. Die Population eines Volkes hängt von der Jahreszeit ab. „Bis zur Sommersonn­enwende leben in einem Volk zwischen 50000 und 70000 Bienen“, meint Neumann. Im Winter hingegen seien es nur 10 000 bis 20 000 Bienen.

Der Hobbyimker gibt aber zu, dass gerade in der Wintersais­on etwas verloren geht. „Ein großes Problem ist die Varroamilb­e, die 1977 nach Deutschlan­d eingeschle­ppt wurde.“Die Milbe sammle sich in der Brut. Der Parasit ist mit einer Zecke vergleichb­ar, er überträgt Krankheite­n. „Wenn die Varroamilb­e allerdings in der Drohnenbru­t steckt, kann diese ab Mai ausgeschni­tten und vernichtet werden.“Damit werde auch die Milbe vernichtet. Außerdem werde der Bienenstoc­k zu unterschie­dlichen Zeiten innerhalb des Kalenderja­hres mit verschiede­nen Mitteln bearbeitet, beispielsw­eise mit Ameisensäu­re, Oxalsäure und Milchsäure. „Die Behandlung ist aber auch immer von dem einzelnen Imker und dessen Erfahrung abhängig.“

Im Fall eines großen Verlustes der Tiere über den Winter weiß sich der erfahrene Hobbyimker zu helfen: Völkerverm­ehrung. „Ich nehme dann zwei bis drei Brutwaben aus dem bestehende­n Volk und bringe sie in einem neuen Stock unter“, erklärt Neumann. Natürlich müsse dieser außerhalb des alten Flugradius sein, damit die Tiere nicht in ihr ehemaliges Volk zurückkehr­en. Die Honigbiene wird von den Imkern liebevoll umsorgt. Anders sieht es leider bei der Wildbiene aus, denn die hat keine Lobby. „Hier werden Verluste oftmals nicht bemerkt“, sagt Christian Keilholz.

Der Eichsfelde­r ist Hobbyimker und weiß, dass die Wildbienen für das Ökosystem sehr wichtig sind.

„Die Wildbienen bestäuben schon bei niedrigen Temperatur­en und besuchen mehr unterschie­dliche Blüten“, erklärt Keilholz. Dadurch sei die Bestäubung­sleistung einer Wildbiene gegenüber einer Honigbiene größer. Der Hobbyimker setzt sich nicht nur in seiner Freizeit für die summenden Tierchen ein. Im Rahmen seiner Abschlussa­rbeit an der Hochschule Nordhausen hat sich der Eichfelder mit der Bienengesu­ndheit und deren elektronis­chen Erfassung beschäftig­t.

Die Arbeit hat sich gelohnt: Entstanden ist das Diagnosesy­stem „BEETECTOR“, das als innovative Gründungsi­dee prämiert wurde.

Hinter diesem System steckt ein Gerät, das aus Sensoren und einer Kamera besteht. „Die Sensoren messen die Temperatur und das Gewicht der Tiere“, erklärt der Eichsfelde­r. Das Herzstück des Gerätes ist eine Kamera, die biometrisc­he Muster erkennt. „Sie ist mit einer biometrisc­hen Gesichtser­kennung zu vergleiche­n.“

Durch die Entwicklun­g von Christian Keilholz kann der Imker zukünftig den Gesundheit­szustand seiner Tiere von außen im Auge behalten. Und vielleicht gelingt es dem Eichsfelde­r, seinen Traum zu erfüllen: Nämlich das Bienenster­ben einzudämme­n.

Eichsfelde­r will Bienenster­ben mindern

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Peter Neumann ist Hobbyimker und der Vorsitzend­e des Imkerverei­ns Erfurt. Um die Wabe aus dem Stock zu holen, hat der Hobbyimker die Tiere zuvor mit Rauch besprüht. Die Bienen meinen, es brennt und fressen sich voll, sodass sie schläfrig und träge...

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