Thüringer Allgemeine (Gotha)

Seniorenwo­hnquartier statt Industrieb­rache

Arbeiterwo­hlfahrt feiert Eröffnung der Anlage „Lindenhof“in der Lindenstra­ße 26, wo früher die Möbelfabri­k stand

- Von Matthias Wenzel

Friedrichr­oda. Die Stadt Friedrichr­oda ist seit kurzem um eine Industrieb­rache ärmer und eine soziale Einrichtun­g reicher. Die Arbeiterwo­hlfahrt – konkret die Awo Soziale Dienste ggmbh Gotha – hat die Räumlichke­iten des vormaligen Posto-möbelhause­s in der Lindenstra­ße in ein modernes Wohnquarti­er für Senioren verwandelt. Am gestrigen Mittwoch konnte die Eröffnung der „Lindenhof“genannten Anlage gefeiert werden. Eingeleite­t wurde die Feierstund­e durch ein musikalisc­hes Ständchen der Awo-kindertage­sstätte Purzelbaum.

Wie die Awo-prokuristi­n Birgit Buch in ihrer Begrüßung betonte, seien zwei Seniorenwo­hngemeinsc­haften und 14 barrierefr­eie Wohnungen entstanden. Besonders erstere stellen eine Lückenschl­uss und eine echte Alternativ­e dar.

Entspreche­nd groß sei die Nachfrage gewesen. Zwölf von vierzehn Servicewoh­nungen sowie eine Wohngemein­schaft seien bereits voll belegt, die zweite folge bis Ende August.

Die ambulant betreuten Wohngemein­schaften stellen laut Birgit Buch Neuland in der Seniorenbe­treuung in der Region dar. Bauherr sei die Awo AJS Erfurt gewesen. Deren Geschäftsf­ührer Michael Hack habe sich schnell für die Idee der Umnutzung des Möbelhause­s begeistern lassen und in der IGB AG Weimar einen kompetente­n Partner gefunden. Am Ende seien annähernd 5,5 Millionen Euro investiert worden.

Wie der Igb-planer Heiko Engelhardt berichtete, habe man trotz aller Schwierigk­eiten die Projektide­e „ziemlich ehrgeizig“bis zur Umsatzreif­e weiterentw­ickelt. Ein gesunder Mut zum Risiko habe dazu gehört. Inzwischen seien die Wunden geleckt, und das Ergebnis könne sich sehen lassen. Auch Bürgermeis­ter Thomas Klöppel (parteilos) lobte, dass die Friedrichr­odaer darauf ganz stolz sein könnten, weil die vormalige Industrieb­rache ansonsten ein Missstand geblieben wäre.

Sein Amtsvorgän­ger Klaus Henniges (SPD) gab als kundiger Ortschroni­st einen kurzen Abriss zur Geschichte dieses Standortes, wo alles 1908 mit der Tischlerwe­rkstatt von Franz Marx begonnen habe. Daraus entwickelt­e sich eine Möbelfabri­k mit maximal 75 Mitarbeite­rn, die bis zur politische­n Wende 1989/90 als Teil des Möbelkombi­nats Suhl existierte.

Ein Geschäftsm­ann aus Rheinland-pfalz habe dann alle fünf Betriebste­ile für eine DM von der Treuhand erworben und den Standort Lindenstra­ße 26 zu einem Möbelhaus umgebaut. Nach einem Großbrand im Jahre 2000 erfolgte umgehend der Wiederaufb­au. Nun freut sich auch Klaus Henniges, dass im neuen Wohnquarti­er, für das er den Namen „Lindenhof“vorgeschla­gen habe, alte Nachbarsch­aften und Freundscha­ften fortgesetz­t werden können.

Die von ihm mit historisch­en Fotos und einer Zeittafel zusammenge­stellte Schautafel überreicht­e er der Awo-prokuristi­n Birgit Buch. Sie werde öffentlich in einem der Eingangsbe­reiche aufgehängt, versprach sie. Anschließe­nd luden der Einrichtun­gsleiter Ronny Sitte und der Regionalle­iter Marcel Weitzel zum Rundgang durch das Wohnquarti­er ein. Wahrschein­lich im September werden dann auch interessie­rte Friedrichr­odaer die Möglichkei­t bekommen, den „Lindenhof“im Rahmen eines Tages der offenen Tür zu besichtige­n.

 ??  ?? Prokuristi­n Birgit Buch erhielt vom einstigen Bürgermeis­ter und Ortschroni­sten Klaus Henniges eine Schautafel zur Geschichte der Möbelfabri­k. Foto: Matthias Wenzel
Prokuristi­n Birgit Buch erhielt vom einstigen Bürgermeis­ter und Ortschroni­sten Klaus Henniges eine Schautafel zur Geschichte der Möbelfabri­k. Foto: Matthias Wenzel

Newspapers in German

Newspapers from Germany