Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

„Schlacht zwischen Gut und Böse“

Der Us-präsident will die Beziehunge­n zu Saudi-arabien verbessern, um gemeinsam gegen den Terror vorzugehen

- Von Martin Gehlen und Dirk Hautkapp

AKP

Istanbul. Seit ihrer Gründung 2001 hat die islamisch-konservati­ve Partei für Gerechtigk­eit und Fortschrit­t (AKP) einen Siegeszug in der Türkei hingelegt. Seit der Parlaments­wahl 2002 ist sie an der Regierung, aus nahezu jeder Wahl – bis auf einen Einbruch im Juni 2015 – ging sie mit einem Stimmenzuw­achs hervor. Ihr Erfolg wird maßgeblich ihrem Mitgründer Recep Tayyip Erdogan zugeschrie­ben. Erdogan führte die AKP, bis er im August 2014 zum ersten vom Volk gewählten Präsidente­n wurde. Nominell war er seitdem parteilos, war aber weiter der starke Mann im Hintergrun­d. Mit der Einführung eines Präsidials­ystems in der Türkei darf der Präsident nun auch wieder einer Partei angehören. (dpa) Riad/washington. Dem Schwerttan­z vom Vorabend, bei dem Donald Trump unbeholfen, aber fröhlich in Riad ein gewaltiges Rüstungsge­schäft mit dem Gastgeberl­and feierte, folgte das rhetorisch­e Florett am Rednerpult. Bei seiner ersten Visite im Nahen Osten rief der zu Hause von Affären und ersten Rufen nach Amtsentheb­ung geplagte Präsident Amerikas die arabisch-muslimisch­e Welt am Sonntag in Saudi-arabien zu einem Kraftakt auf – gegen den islamistis­chen Terrorismu­s, gesondert: gegen den Iran. Amerikas Ziel sei eine „Koalition der Nationen“, um den Extremismu­s „auszurotte­n“, sagte Trump vor Staatschef­s aus 55 muslimisch­en Ländern. „Dies ist keine Schlacht zwischen verschiede­nen Glaubensri­chtungen, verschiede­nen Sekten oder Zivilisati­onen. Dies ist eine Schlacht zwischen barbarisch­en Kriminelle­n, die menschlich­es Leben vernichten wollen, und jenen Menschen aller Religionen, die es beschützen wollen. Dies ist eine Schlacht zwischen Gut und Böse.“Amerika werde dabei an der Seite aller stehen, die sich „ehrlich dem islamistis­chen Extremismu­s“entgegenst­ellten, so Trump. Aber die Region könne nicht erwarten, dass Amerika die „Fußsoldate­n des Bösen“ausschalte. Die Anrainer müssten die Zukunft „für sich und ihre Kinder“selbst in die Hand nehmen. „Jedes Mal, wenn ein Terrorist einen Unschuldig­en tötet und sich falscherwe­ise auf Gott beruft, dann sollte das eine Beleidigun­g für jeden Gläubigen sein“, las Trump mit schleppend­er Betonung vom Teleprompt­er ab. Die gut halbstündi­ge Rede wurde anders als bei seinem Vorgänger Obama 2009 in Kairo an keiner Stelle von Applaus unterbroch­en. Vielleicht, so mutmaßten Us-analysten in ersten Stellungna­hmen, war der Angang Trumps einigen der reserviert dreinschau­enden Zuhörer zu direkt. „Vertreibt sie aus euren Ländern und von der Erdoberflä­che“, rief Trump mehrfach in den großen Prunksaal des Konferenzz­entrums und meinte damit die Kämpfer des Terrornetz­werks IS. Wer deren Weg gehe, dessen Leben werde „kurz sein“und dessen Seele „verdammt“. Am Vortag war der seit vier Monaten amtierende Milliardär mit Pomp im Xxl-format empfangen worden. Plakatfoto­s mit Trump und dem saudischen König Salman unter dem Motto „Gemeinsam siegen wir“säumten die Straßen. Auf die Fassade des Ritz Carlton Hotels in Riad, in dem Trump übernachte­te, wurde die amerikanis­che und die saudische Flagge projiziert. Bei ihrem Treffen im Murabba-königspala­st vereinbart­en die Staatschef­s den laut Us-regierungs­sprecher Spicer „größten Rüstungsau­ftrag“in der amerikanis­chen Geschichte. Die Saudis wollen binnen zehn Jahren 380 Milliarden Dollar investiere­n. Davon entfallen 110 Milliarden auf Waffenkäuf­e. Das Kriegsgerä­t soll helfen, dem „schädliche­n Einfluss des Iran“etwas entgegenzu­setzen, erklärte Us-außenminis­ter Rex Tillerson. Mehrfach gingen Tillerson wie auch Trump dezidiert auf den saudischen Erzfeind Iran

Donald Trump über den Islam

Kernige Sprüche sind sein Markenzeic­hen. Us-präsident Donald Trump hat sich mehrfach über Muslime und islamistis­chen Terror geäußert. So sagte er noch im März 2016 in einem Interview mit dem Sender CNN: „Ich denke, der Islam hasst uns.“Ein halbes Jahr zuvor sagte er dem Sender MSNBC: „Wir müssen die Moscheen beobachten und studieren, denn dort gibt es eine Menge Gerede.“Aus dieser Richtung komme „absoluter Hass, dieser Hass ist unglaublic­h.“Er sei fest verwurzelt, und dieser Hass sei „stärker, als wir uns vorstellen können.“

Im November 2015 sagte der Us-präsident über den angebliche­n Jubel von Muslimen nach den Terroransc­hlägen vom 9. September 2001: „Da waren Leute in New Jersey, die zusahen, große Teile der arabischen Bevölkerun­g, die ein, der, wie auch Syrien, nicht eingeladen war. Den am Wochenende wiedergewä­hlten iranischen Präsidente­n Hassan Ruhani rief Tillerson auf, die Meinungsun­d Versammlun­gsfreiheit umzusetzen. Über die Menschenre­chtslage in Saudiarabi­en, wo zum Beispiel der Blogger Raif Badawi seit fast fünf Jahren hinter Gittern sitzt, verloren die Topvertret­er der Us-regierung hingegen kein Wort.

Dass Trump Riad als wichtigste­n Partner im Kampf gegen den Terrorismu­s ausrief, ohne dabei jubelten, als die Gebäude zusammenst­ürzten.“

Im Februar dieses Jahres äußerte sich Trump vor dem Uskongress zum Kampf gegen die Terrormili­z IS: „Wir werden mit unseren Partnern zusammenar­beiten, einschließ­lich unseren Freunden und Verbündete­n in der muslimisch­en Welt, um diesen schändlich­en Feind vom Antlitz unserer Erde auszulösch­en.“(dpa) an die Verbindung saudischer Attentäter zu den Anschlägen vom 11. September 2001 zu erinnern, stieß in den USA auf Kritik der Opposition. Auch wurden dort Zweifel laut, ob eine von Trump gelobte Errungensc­haft am Ende ihren Zweck erfüllen wird. Unter Beteiligun­g aller Golfstaate­n soll in Riad ein Zentrum entstehen, das helfen soll, die Finanzströ­me zu Terrorgrup­pen wie al-qaida, IS oder Hisbollah auszutrock­nen. Abgeschirm­t von Sicherheit­skräften und seinem Stab, blieben Trump Presse-nachfragen zu der immer prekärer werdenden Fbi-russland-affäre erspart. Dass Trump über den von ihm wegen verweigert­er Gefolgscha­ft gefeuerten FBI-CHEF James Comey gegenüber Russlands Außenminis­ter Lawrow übel hergezogen haben soll, blieb darum unkommenti­ert. Ebenso die Nachricht, dass die Ermittlung­en in der Russlandaf­färe inzwischen einen hochrangig­en Mitarbeite­r des Weißen Hauses erreicht haben. Damit nicht genug. James Comey will nächste Woche im Senat öffentlich gegen den Präsidente­n aussagen – und ihn womöglich der Justizbehi­nderung beschuldig­en.

Stil der Rede war den Scheichs wohl zu direkt

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Us-präsident Donald Trump mit einem traditione­llen Schwert bei einer Willkommen­szeremonie in Riad. Foto: dpa

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