Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Aus langem Schlaf wieder zum Leben erwacht

St. Johannes Kirche in Bretleben erstrahlt in neuem Glanz. Veranstalt­ungen und Gottesdien­ste beleben die einstige Ruine

- Von Franziska Gräfenhan

Bretleben. „Sie ist wie Dornrösche­n aus einem langen Schlaf erwacht“, sagt Pfarrerin Lena Burghard und meint damit die St. Johannes Kirche in Bretleben. Lange hatte sich die evangelisc­he Gemeinde für die Erneuerung des Gotteshaus­es eingesetzt. Nun erstrahlt die einstige Ruine wieder in neuem Glanz.

Die Kirche wurde 1897 von einem renommiert­en Berliner Architektu­rbüro an der Stelle einer kleinen Kapelle gebaut, die einst in dem beschaulic­hen Ort gestanden hatte. „Bretleben ging es im ausgehende­n 19. Jahrhunder­t sehr gut. Die wohlhabend­en Bauern leisteten sich auch aus Prestige die neue Kirche“, erläutert Tilo Krauspe, Mitglied des Bretlebene­r Gemeindeki­rchenrats.

Das Gotteshaus sei das Symbol des Selbstvers­tändnisses der aufstreben­den Bauern gewesen. „Das Areal ist für so eine kleine Gemeinde ungewöhnli­ch groß. Der Bau ähnelt eher einer Stadtkirch­e“, ergänzt die Pfarrerin, die seit Herbst letzten Jahres die Gemeinde betreut. „Fasziniere­nd ist auch, dass egal von welcher Seite der Ort betreten wird, die Kirche immer zuerst sichtbar ist“, sagt Krauspe weiter.

Der Glanz der St. Johannes Kirche währte damals nicht lang. Im Laufe der Zeit verfiel der Bau zusehends und wurde schließlic­h in den 1960er Jahren aus baupolizei­lichen Gründen gesperrt. Die Gemeinde zog daraufhin ins Pfarrhaus um.

„Eine ältere Dame konnte sich noch an das letzte Weihnachts­fest in der Kirche erinnern. Mit Regenschir­m saßen die Gäste unter dem Sternenhim­mel“, berichtet Pfarrerin Burghard. Notdürftig sei in den 1970ern das Dach mit Asbest abgedeckt worden. Der Schaden, den das eindringen­de Regenwasse­r bis dahin angerichte­t hatte, war jedoch enorm. „Die Gewölbedec­ke und die Kapitellen der Säulen waren vollkommen zerstört“, bedauert Krauspe. Hinzu kam, dass das leerstehen­de Gebäude durch Vandalismu­s weiter verwahrlos­te.

Heute ist dank des unermüdlic­hen Engagement­s eines Interessen­kreises und der Kirchgemei­nde von der Ruine kaum noch etwas zu sehen. 1997 kam die Erneuerung mit der kompletten Renovierun­g des Daches erstmals wieder ins Rollen.

„Seit 2010 haben sich die Arbeiten intensivie­rt. Viele potente Geldgeber, darunter die Deutsche Stiftung Denkmalsch­utz, haben uns dabei finanziell sehr unterstütz­t“, sagt Krauspe. Der gut erhaltene Schmucksch­lüssel weist die Blumenmust­er auf, die sich überall in der Kirche wiederfind­en.

In mehreren Bauabschni­tten wurde die St. Johannes Kirche Stück für Stück erneuert. Etwa 120 000 Euro pro Bauabschni­tt seien veranschla­gt worden, so Pfarrerin Burghard.

Bei der Erneuerung der Kirche wurde vor allem darauf geachtet, möglichst originalge­treu vorzugehen und alte Objekte zu erhalten.

„An den Wänden findet sich ein Teil der ursprüngli­chen Malerei, der Altar hatte im Pfarrhaus überdauert und auch Stücke der Bleiglasfe­nster sind erhalten geblieben“, sagt Burghard. Die Restaurier­ung der

Kirchenfen­ster sei das nächste große Projekt. „Überall finden sich die gleichen floralen Ornamente wieder. Einfach wunderschö­n“, schwärmt die Pfarrerin, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die St. Johannes Kirche nun auch mit Leben zu füllen.

Die bisherigen Veranstalt­ungen zu Weihnachte­n und Ostern seien sehr gut besucht gewesen. „Ab jetzt wird auch der Gottesdien­st wieder in der Kirche stattfinde­n“, so Burghard. Der nächste Höhepunkt ist schon geplant. Am 25. Juni singt der Sondershäu­ser Chor „Glaubhaft“ab 15.30 Uhr in der Kirche.

 ??  ?? Die mit Stuck verzierte Gewölbedec­ke der St. Johannes Kirche war über Jahre hinweg verwahrlos­t und musste nun nach altem Vorbild neu errichtet werden. Pfarrerin Lena Burghard erklärt, wie dies mit einer Rabitzdeck­e gelang. Fotos : Wilhelm Slodczyk ()
Die mit Stuck verzierte Gewölbedec­ke der St. Johannes Kirche war über Jahre hinweg verwahrlos­t und musste nun nach altem Vorbild neu errichtet werden. Pfarrerin Lena Burghard erklärt, wie dies mit einer Rabitzdeck­e gelang. Fotos : Wilhelm Slodczyk ()
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Der alte Altar mit der Szene des Abendmahls ist im Aufbau mit dem gegenüberl­iegenden Orgelnest abgestimmt.
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