Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

FC Bayern: Thiago verlängert

Spanier bleibt in München bis 2021

- Von Björn Jensen

München. Bayern München hat zwei Tage nach dem Aus im Pokal-halbfinale gegen Borussia Dortmund (2:3) eine weitere wichtige Weiche für die Zukunft gestellt. Der spanische Nationalsp­ieler Thiago hat seinen 2019 auslaufend­en Vertrag beim Fußball-rekordmeis­ter vorzeitig bis 2021 verlängert.

„Thiago ist einer der besten und somit auch begehrtest­en Mittelfeld­spieler Europas“, sagte Vorstandsc­hef Karl-heinz Rummenigge, „wir sind sehr froh, dass wir diesen herausrage­nden Profi langfristi­g an den Klub binden konnten.“Thiago selbst meinte: „Meine Familie und ich fühlen uns in München sehr wohl. Hier passt einfach alles.“Der 26-Jährige war 2013 auf Wunsch des damaligen Bayerntrai­ners Pep Guardiola („Thiago oder nix!“) für 25 Millionen Euro vom FC Barcelona nach München gewechselt.

Am Donnerstag hatten die Münchner zudem den bislang ausgeliehe­nen Kingsley Coman fest von Juventus Turin verpflicht­et und ihn mit einem Vertrag bis 2020 ausgestatt­et. (sid) London. Als Wladimir Klitschko (im Foto rechts) auf der Abschlussp­ressekonfe­renz einen Usb-stick aus seiner Tasche hervorholt, auf dem eine Videobotsc­haft mit seiner Prognose gespeicher­t ist, ist die Aufregung unter den vielen Dutzend internatio­nalen Medienvert­retern groß. Ist das ein Psychotric­k, mit dem Klitschko seinen Rivalen Anthony Joshua unter mentalen Druck zu setzen versucht? Die Auflösung – den Inhalt der Botschaft wird nur sehen, wer Klitschkos Kampf-mantel mit dem Datenstick in der Tasche zugunsten seiner Stiftung für Kinder in Not ersteigert – geht im allgemeine­n Geraune fast unter. Und so hat der Ukrainer erreicht, was er wollte: Ein Zeichen zu setzen, dass mit seiner Cleverness zu rechnen ist. Dass er das Spiel noch beherrscht und für jede Überraschu­ng gut ist.

Alles, was die Tage vor dem Megafight zu bieten hatten, war Routine für den Mann, der im 21. Jahr seiner Karriere den 69. Kampf bestreiten wird. Und doch wird an diesem Samstag (22 UHR/RTL), wenn 90 000 Fans im ausverkauf­ten Wembley-stadion zuschauen werden, wie Klitschko und Joshua um den IBF-WM-GÜRTEL des 27 Jahre alten Briten und den vakanten Wba-titel kämpfen, etwas anders sein. Klitschko wird als Erster aufgerufen, denn er geht erstmals, seit er 2006 gegen den Amerikaner Chris Byrd Ibfchampio­n wurde, wieder als Herausford­erer ins Seilgevier­t.

Die Niederlage gegen Joshuas Landsmann Tyson Fury im November 2015 hat den Ukrainer nicht nur seine drei Wm-titel gekostet, sondern auch seine Stellung als Dominator der Königsklas­se. Lähmende Langeweile, das hat Klitschko eingestand­en, hatte sich mit seiner elfeinhalb Jahre währenden Siegesseri­e wie eine Decke aus Stahl über das Schwergewi­chtsboxen gebreitet. Nun ist aus dem Gejagten wieder ein Jäger geworden, und die Erleichter­ung darüber, die der Wahl-hamburger ausstrahlt, ist nicht gespielt.

Die Niederlage gegen Fury nicht ausmerzen zu können, weil der Brite den Revancheka­mpf erst verletzt und dann wegen seiner Depression­en absagen musste, habe an ihm genagt. „Aber jetzt bekomme ich eine Bühne, die auch als Weltmeiste­r nicht größer hätte sein können. Und ich bin viel hungriger, als ich es wäre, wenn Joshua mein Pflichther­ausfordere­r wäre.“

Heiko Hansen beobachtet die Szene seit vielen Jahren. Der 50 -jährige Mental-coach aus Bad Bramstedt war als Psychologe im Hamburger Universum-stall aktiv. Er glaubt, dass Klitschko gewinnen wird, wenn es ihm gelingt, seine Angst zu überwinden und ruhig zu agieren. Ein Vorteil sei, dass er Erfahrung in solchen Situatione­n gesammelt habe.

Insbesonde­re das Comeback im Jahr 2005 sollte Klitschkos Fans Mut machen. Nachdem er 2004 im Kampf um den vakanten Wbo-titel gegen Lamon Brewster (USA) verloren hatte, ging es in einem Ausscheidu­ngskampf gegen den Nigerianer Samuel Peter um seine Karriere. Als „Dead Man Walking“hatten sie ihn in Amerika verspottet, doch Klitschko schaffte die Auferstehu­ng, siegte nach Punkten, obwohl er viermal zu Boden musste. Diese Nacht war der Wendepunkt seiner Laufbahn.

Jene Erfahrung, die Klitschko dem 14 Jahre jüngeren Champion voraus hat, stufen auch ehemalige Schwergewi­chtsgrößen wie Lennox Lewis oder Evander Holyfield, die beide als Experten für RTL im Einsatz sind, als möglicherw­eise siegbringe­nd ein. Tatsächlic­h hat Joshua, der alle seine 18 Kämpfe vorzeitig beendete, nie länger als sieben Runden im Ring gestanden. Dafür schätzen die meisten Experten ihn als den schnellere­n, athletisch­eren Kämpfer ein.

Klitschko mit dem Faustpfand der Erfahrung

Für Hansen ist der Reiz, „dass der junge Löwe den alten wegbeißen kann. Es geht darum, wer das Zepter erobert. Und das vor 90 000 Fans! Diese Emotionen sind es, die Klitschko antreiben.“

Es sind die vielen kleinen Fragezeich­en, die eine Prognose nahezu unmöglich machen. Ist Klitschko nach 17 Monaten Pause und mit 41 Jahren noch in der Lage, Höchstleis­tung zu bringen? Ihm muss es gelingen, offensiver zu boxen als in vielen Kämpfen seiner Ära als Champion. „Natürlich muss ich angreifen, denn ich will das haben, was Joshua hat“, sagt Klitschko.

Tatsächlic­h darf man auf Joshuas Taktik gespannt sein. Boxt er gewohnt offensiv, ist die Chance am höchsten, Klitschko in den Rückwärtsg­ang zu zwingen, in dem dieser zu unkoordini­erten Handlungen neigt. Allerdings ist dann auch die Gefahr größer, selbst k.o. zu gehen.

Wie auch immer: Klitschko kann vom Jäger zum Gejagten werden – oder zur Beute. Und: Ein K.o. liegt immer in der Luft.

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