Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Vettel strahlt in Sotschi – Mercedes fährt hinterher
Der Heppenheimer dominiert im Ferrari das freie Training der Formel 1 in Sotschi. Silberpfeile mit großen Problemen
Weite Wege hat Antoli Karpow in diesen Tagen zu bewältigen. Ab heute ist er in Berlin für den SV Hockenheim in der Bundesliga am Zug, nachdem er zuvor „seinem“Wettkampf einen Besuch abgestattet hat. Zum 18. Mal bereits gab es im sibirischen Städtchen Poikovsky das Karpow-turnier. Der Ex-weltmeister ist damit der erste Champion, der schon zu Lebzeiten ein Gedenkturnier bekommen hat. Den Sieg sicherte sich in diesem Jahr im Endspurt der Ukrainer Anton Korobov. Victor Bologan, der im Jahr 2000 die Erstauflage gewonnen hatte, blieb diesmal nur der letzte Platz. Auch in folgender Partie hatte er das Nachsehen. Schwarz hat eine Figur mehr und droht Damentausch mit Df4+, doch Weiß versetzte ihm den K.o.! Sotschi. Sebastian Vettel wirkt auch unter der strahlenden Sonne am Schwarzen Meer wie ein echter Wm-favorit. Ferrari dominierte gestern das freie Training zum Großen Preis von Russland deutlich, der Heppenheimer drehte dabei die mit Abstand schnellste Runde – Mercedes um Vizeweltmeister Lewis Hamilton hatte im Olympiapark von Sotschi dagegen Probleme zu folgen.
Zum Auftakt vor dem Rennen am Sonntag (14 UHR/RTL und Sky) benötigte Wm-spitzenreiter Vettel auf seinem schnellsten Umlauf 1:34,120 Minuten, sein Ferrari-teamkollege Kimi Räikkönen hatte als Zweiter rund zweieinhalb Zehntelsekunden Rückstand. Erst dahinter reihten sich die Silberpfeile ein: Valtteri Bottas (+0,670) wurde Dritter vor Vettels großem Rivalen der Wm-zweite Hamilton hatte rund sieben Zehntel Rückstand auf den Deutschen, der zwei der bisherigen drei Saisonrennen gewann.
Mercedes hatte dabei Pech mit Verkehr auf der Strecke, schien aber auch grundsätzlich noch Zeit auf die Roten zu verlieren. Das überrascht, denn zumindest auf einer schnellen Runde war Mercedes in dieser Saison stets stärker als Ferrari. Für das heutige Qualifying (14 Uhr) verspricht dies angesichts des doch großen Abstandes Spannung, die erste Ferrari-pole seit Singapur 2015 scheint möglich.
Grundsätzlich wird Mercedes in Sotschi eigentlich wieder stärker eingeschätzt als etwa beim vergangenen Wm-lauf in Bahrain. Dort hatten die Silbernen am Rennsonntag auf lange Distanz Probleme mit den Hinterreifen, auch beim Saisonstart in Melbourne wurde dies zum Stolperstein. Das Problem: Bei zu hohen Temperaturen überhitzen die Oberflächen der Pneus am W08.
Zumindest am Freitag schien sich nun allerdings ein ganz neues Problem aufzutun, das auch die Performance im Qualifying beeinflussen könnte – endgültig aufgedeckt werden die Karten aber ohnehin erst am Samstagnachmittag. Und zumindest bisher war der Kurs rund um die Olympiastätten von 2014 Mercedes-revier: Seit der Premiere vor drei Jahren holten die Silberpfeile stets den Sieg. (sid)