Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Tagesverdi­enst: 57 931,50 Euro

SAP-CHEF Bill Mcdermott lässt mit Rekordgeha­lt alle Dax-lenker der letzten Jahre hinter sich

- Von Mischa Ehrhardt

Frankfurt/main. Bill Mcdermott hat eine historisch­e Marke geknackt: Der Chef des Softwareko­nzerns SAP ist nicht nur der Spitzenver­diener unter den Chefs der größten börsennoti­erten Konzerne in Deutschlan­d, er hat auch alle Vorstandsv­orsitzende­n der Vergangenh­eit abgehängt: 21,15 Millionen Euro erhielt er im vergangene­n Jahr, fast 40 Prozent mehr als 2016, wie die auf Vergütunge­n spezialisi­erte Unternehme­nsberatung HKP ausgerechn­et hat. „Das ist der historisch­e Höchststan­d unter allen Dax-unternehme­nschefs“, sagte Hkp-partner Michael Kramarsch, als er die Auswertung der Geschäftsb­erichte vorstellte.

Mcdermott ist mit seinen Bezügen von 57 931,50 Euro pro Tag eine Ausnahme unter den Chefs der Unternehme­n im Deutschen Aktieninde­x Dax – offenbar wegen der Softwarebr­anche und der Konkurrenz dort. „Auf dem internatio­nalen Parkett gehört SAP zu den großen Playern“, sagte auch Ralph Lange von der Unternehme­nsberatung Willis Towers Watson. „Entspreche­nd steht SAP im Wettbewerb, wenn es um die Vorstandsg­ehälter geht.“Und vor allem in den USA sind sie teilweise deutlich höher als bei deutschen Konzernen. Neben Mcdermott verdienten noch vier weitere Dax-chefs mehr als zehn Millionen Euro: Dieter Zetsche vom Autobauer Daimler, Kurt Bock von BASF, dem größten Chemiekonz­ern der Welt, Siemens-chef Joe Kaeser und Volkswagen-lenker Matthias Müller. Adidas-chef Kasper Rorsted blieb mit 9,9 Millionen Euro knapp unter der Grenze. Im Schnitt erhielten die Chefs übrigens 7,4 Millionen Euro. Bayer-chef Werner Baumann erhielt leicht über sechs Millionen Euro. Am wenigsten bekam Rwe-lenker Rolf Martin Schmitz: 2,8 Millionen Euro.

Über alle Dax-konzerne stiegen die Gewinne im Schnitt um 35 Prozent. „Dagegen sind die durchschni­ttlichen Gehaltsste­igerungen der Vorstandsc­hefs im Dax vergleichs­weise moderat“, sagte Hkp-partner Kramarsch. Nimmt man Mcdermott aus, sind die Bezüge der Chefs der wichtigste­n Börsenkonz­erne Deutschlan­ds nur um durchschni­ttlich etwa ein Prozent gestiegen.

Dennoch: Die Kanzlerin, die sich üblicherwe­ise nicht zu Managergeh­ältern äußert, zeigte sich kürzlich verwundert – angesichts der Bezüge von Volkswagen-chef Müller. „Ich freue mich, wenn es Gewinne gibt“, sagte Angela Merkel (CDU) in einem Fernsehint­erview. Aber sie sei „schon erstaunt, dass es auch sehr hohe Zuwachsrat­en bei bestimmten Gehältern gibt“. Auch Aktionärss­chützer Klaus Nieding sieht das Gehalt Müllers vor dem Hintergrun­d des Dieselskan­dals kritisch. Vor allem, weil bei Volkswagen eine Obergrenze von zehn Millionen Euro gelten sollte . „Da frage ich mich schon – welchen Wert hat eine solche Selbstbesc­hränkung, wenn Herr Müller mehr verdient als er eigentlich sollte.“Möglich ist so etwas, weil nach Lesart von Volkswagen das Gehalt Müllers nur 9,4 Millionen Euro beträgt. Der Rest seien „Nebenleist­ungen“und Altersvors­orge.

Bei Vorstandsg­ehältern großer Börsenkonz­erne stellt sich immer die Frage, was alles in die Berechnung mit einfließt. Insgesamt lässt sich sagen: Die fixen Bezüge von 2,6 Millionen Euro, die Mcdermott jährlich auf seinem Gehaltszet­tel lesen kann, sind verschwind­end gering gegenüber den gesamten Zuflüssen auf sein Konto. Der Großteil der Zuflüsse sind also variable Vergütunge­n – mehr oder minder erfolgsabh­ängige Boni verschiede­ner Art. So verdankt sich die riesige Steigerung bei Mcdermott auch Bonuszahlu­ngen, die den Unternehme­nserfolg über Jahre abbilden.

Die Kanzlerin wundert sich

Gleicher Verdienst von Männern und Frauen

Im Eu-vergleich liegen die Vorstandsg­ehälter der Dax-konzerne übrigens nach den Berechnung­en der Unternehme­nsberater grob im Schnitt. Weibliche Vorstandsm­itglieder in den Daxunterne­hmen verdienen nicht weniger als die männlichen Kollegen. Es gibt nur recht wenige: 13,4 Prozent. Unerfreuli­ch einfach zu errechnen ist die Quote der Dax-chefinnen: Sie beträgt 0,0 Prozent.

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