Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Es war doch Goethe, nicht Schiller ....
Die Kandidaten für die Wahl zum Sondershäuser Bürgermeister beschäftigen sich mit vielen verschiedenen Themen, von Sicherheit bis Kultur
Sondershausen. Für Spannung ist bei der Wahl am 15. April gesorgt: Gleich sieben Kandidaten bewerben sich um die Nachfolge von Joachim Kreyer (CDU) als Bürgermeister in Sondershausen. Sandro Bauer (42, parteilos, Einzelbewerber), Babett Pfefferlein (44, Grüne), Stefan Schard (43, CDU), Steffen Grimm (47, parteilos, Einzelbewerber), Patrick Weber (34, NPD), Jan Hartung (36, parteilos, Einzelbewerber) und Anne Bressem (36, SPD), die aus beruflichen Gründen an der Podiumsteilnahme verhindert war.
„Eine schöne demokratische Situation“, findet dennoch Sylvia Acksteiner. Die Berlinerin moderiert gemeinsam mit Andrea Hellmann, Leiterin der Talokalredaktion in Sondershausen, die Podiumsdiskussion im voll besetzten Carl-schroedersaal. Die Kandidaten können sich zu sechs vorgegebenen Themenbereichen äußern und beantworten auch Bürgerfragen. Die Kandidaten sind sich einig, dass Sondershausen mit seinem Schloss und dem Loh-orchester ein Kleinod ist, doch das Marketing dafür verbessert werden müsse. Stefan Schard zitiert gar den alten Goethe: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen. Was man nicht nützt, ist eine schwere Last. Nur was der Augenblick erschafft, das kann er nützen.“
Sandro Bauer schwärmt vom Mdr-sommernachtsball im vergangenen Jahr und sieht diese Veranstaltung als Blaupause für künftige Planungen. Pfefferlein möchte als Grüne den Naturund Kulturtourismus weiterentwickeln. Hartung hätte gern freies W-LAN für die Internetnutzung in der gesamten Stadt. Sandro Bauer (42, parteilos) Babett Pfefferlein (44, Grüne) Stefan Schard (43, CDU) Im ersten Teil der Diskussion konnten die Bewerber um den Bürgermeisterposten ihre Visionen anbringen, jetzt sollen die Kandidaten sagen, wie wollen sie dies finanzieren, beziehungsweise, was ganz oben auf ihrer Prioritätenliste steht.
Eine vermeintliche Patentlösung hat der parteilose Hartung sofort parat. Wenn Unternehmen billige osteuropäische Arbeitskräfte einstellen würden, dann würden sich die Kassen in den Firmen und der Stadt füllen, außerdem würden ja auch die Arbeiter noch Geld beim Einkauf hier lassen. Er hätte als Unternehmer damit zumindest gute Erfahrungen gemacht.
Bauer findet, dass man nicht nur sparen sollte. Ein nach dem alten Vorbild neu errichtetes Gebäude auf dem Lohplatz wäre doch sicher der Musikstadt würdig. Dafür gibt es Applaus.
Grimm hat auch keine Prioritätenliste zur Hand. „Man weiß ja gar nicht, wo man anfangen soll“, so der Polizist. Zumindest werde es mit ihm keine teuren Sprungtürme für das Freibad und keine überteuerten Weihnachtsbaumhülsen auf dem Markt geben.
Pfefferlein greift auf ihre Erfahrung aus der Landespolitik zurück und verkündet, dass es mehr Geld vom Land für die Kommunen gebe. Sie legt Wert darauf, dass bei der Verteilung der Finanzen die Ortsteile ein Mitspracherecht erhalten sollen. Die Grüne fordert finanzierbaren Wohnraum für junge Familien. Sie möchte etwas Geld in die Hand nehmen, um das derzeit kaum genutzte Sondershäuser Bahnhofsgebäude am Hauptbahnhof für Jugendliche zu öffnen. Raum für Kunst- und Kulturprojekte solle hier geschaffen werden. Auch die Bereiche Kultur, Natur und Freizeit möchte Pfefferlein in einem Amt vereinen.
Weber möchte die Gewerbeflächen in der Stadt vergrößern, um damit die Kassen zu füllen. Gleichzeitig sollen Gewerbesteuern gesenkt und die Kindergartengebühren am besten abgeschafft werden. Die Finanzierung möchte der Npd-kandidat gern den Bürgern überlassen und schlägt ab 2019 einen „Bürgerhaushalt“vor, bei dessen Erstellung die Einwohner ein Wörtchen mitzureden haben.
Schard gibt sich als Pragmatiker: „Wir können uns nicht alles leisten.“Er gibt zu Bedenken, dass Sondershausen der Fläche nach die zweitgrößte Stadt in Thüringen ist, man aber im Rathaus vergebens auf einen Flächenaufschlag bei der Vergabe von Landesgeldern warte. Schard spricht von einem vergleichsweise niedrigen Schuldenstand in Sondershausen und möchte Geld für die dringende Reparatur von Straßen und Wegen ausgeben. Am Ende der Fragestunde kann jeder Kandidat ein Statement abgeben und sagen, warum er Bürgermeister werden möchte.
Jan Hartung sieht sich als den Richtigen, um die Würde der Stadt wieder aufzupolieren.
Patrick Weber will die Stadt familienfreundlicher machen und auch Proberäume für jugendliche Rockbands schaffen.
Für Steffen Grimm ist Sondershausen die schönste Stadt der Welt, er möchte seine ganze Lebenserfahrung in das Amt des Bürgermeisters einbringen.
Sandro Bauer sieht sich als Bürgermeister in erster Linie als „Dienstleister der Bürger“.
Babett Pfefferlein möchte Sondershausen bekannter machen und verspricht, dass nicht jedes Bürger-anliegen gelöst, aber zumindest von ihr beantwortet werde.
Stefan Schard sieht die Arbeit eines Bürgermeisters nicht als Last, sondern als Privileg. Er möchte den hohen Ansprüchen an das Amt gerecht werden und gibt noch einen Tipp, wo der Bürger sein Kreuz auf dem Wahlzettel machen solle.
„Mir liegt was an der Stadt. Ich habe auch immer viel gejammert, jetzt will ich etwas umsetzen.“
„Sondershausen ist mein Lebensmittelpunkt. Ich möchte die Stadt mit den Bürgern gestalten.“
„Die Innenstadt ist die gute Stube einer jeden Stadt. Wir müssen die Sanierung anschieben.“