Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Jesus hat das Blatt gewendet
Vom Schein und Sein
Es geht so schnell: gerade noch hochgelobt und dann klein geredet, abgeschoben und vergessen. Beobachten können wir das nicht nur bei Politikern, sondern auch bei uns selbst. Wie oft waren wir enttäuscht, weil ein eigentlich guter Bekannter oder gar Freund nichts mehr von uns wissen wollte?! Urplötzlich ist man langweilig und unverständlich, nur weil man die Dinge nicht so macht, wie sie ein anderer von uns erwartet!
Am Sonntag feiern Christen Palmarum, also den Einzug Jesu in Jerusalem. Die Leute jubeln ihm zu, legen Palmzweige auf den Weg. Sie erwarten und erkennen in ihm den neuen König, der die Welt völlig verändert. Er wird die Ungerechtigkeit beenden. Aber er macht die Dinge nicht so, wie es sich die Menschen vorgestellt haben. So rufen die gleichen Menschen nur fünf Tage später: Kreuzige ihn!
Vor die Wahl gestellt, ob ein Mörder oder Jesus freigelassen werden soll, wählen sie den Mörder. Das Blatt hat sich gewendet! Für Jesus. Aus Jubel ist Verachtung geworden. Für die Menschen: Aus großen Erwartungen ist große Enttäuschung geworden. Und doch ist dabei alles anders. Ja, aus menschlicher Perspektive hat sich das Blatt gewendet. Aus der Sicht Jesu kam alles so, wie erwartet. Er hätte wohl die Macht gehabt, das Blatt für sich zu wenden und dem Tod am Kreuz zu entgehen. Aber er hat das Blatt für uns – für Sie und mich – gewendet. Er trägt die Konsequenz aller Menschenschuld am Kreuz. Mir wird dabei klar, dass er tatsächlich alle Höhen und Tiefen des Lebens erlebt und durchlitten hat.
Mir wird klar, dass sich meine Welt tatsächlich verändert hat. Selbst das schwarze Blatt des Todes wendet sich für uns, und lässt uns die helle Seite des Lebens erahnen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gesegnete Woche bis Ostern.