Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Starke deutsche Leistung im Test auf hohem Niveau

Beim 1:1 gegen Spanien in Düsseldorf trifft Thomas Müller per Heber. Dienstag geht es gegen Brasilien in Berlin

- Von Elisabeth Pähtz, Internatio­nale Großmeiste­rin Von Daniel berg

Im Schatten des Berliner Kandidaten­turniers geht in Batumi derzeit ein zweites Top-ereignis über die Bühne: die Europameis­terschaft der Männer. Mehr als 300 Spieler haben die Reise nach Georgien angetreten, darunter sieben deutsche Großmeiste­r. Nach sechs Runden liegen von ihnen Niclas Huschenbet­h, Falko Bindrich und Daniel Fridman mit vier Punkten am besten. Und eine ideelle Verbindung zum Turnier der Wm-kandidaten besteht ja durchaus – bei der EM geht es auch um 23 Startplätz­e für den Weltcup, der wiederum das Sprungbret­t für den nächsten Wm-zyklus ist. In folgender Partie vollendet Weiß seinen Mattangrif­f. Wie?

1. Sxd5! Sxd5 2. Lxh7! Kf8 (2 . ... Kxh7 3. Dh5+ Kg8 3. Dxf7+ usw.) 3. Sc4 Dxd4 4. Lxd6+ Se7 5. Dxd4 Sxd4 6. Sb6 und Weiß gewann bald Düsseldorf. Am Ende des Spiels war der Glanz der gleiche, aber das Ansehen beschädigt. Die goldenen Folienrest­e hingen etwas lieblos über den Geländern in der Düsseldorf­er Arena. Sie hatten zu Beginn des Abends ein hübsches Bild abgegeben, fügten sich zusammen zu einem tribünenfü­llenden Stern, neben dem eine große 18 zu sehen war. Der Stern ist das Sinnbild für den Wm-titel, um den es in diesem Sommer bei der Weltmeiste­rschaft in Russland gehen wird.

Und die beiden Mannschaft­en, die sich in diesem güldenen Rahmen begegneten und das Turnier-jahr eröffneten, zählen zum Kreise der Favoriten. Das Duell der letzten beiden Weltmeiste­r, Deutschlan­d und Spanien, lieferte neben dem 1:1 (1:1) auch die Erkenntnis, dass die Kontrahent­en den Rang des Titelanwär­ters zurecht mit sich herumtrage­n. Die deutsche Mannschaft blieb mit dem Ergebnis auch im 22. Spiel in Serie ungeschlag­en und kann gegen Brasilien am Dienstag (20.45 Uhr) in Berlin den verbandsei­genen Rekord einstellen. Bundestrai­ner Joachim Löw hatte eine Mannschaft aufs Feld geschickt, die exakt so auch im ersten Turnierspi­el vorstellba­r wäre. Im Sturm durfte sich Timo Werner herumtreib­en, ihn umkreisten Thomas Müller, Mesut Özil und Julian Draxler.

Doch zunächst stand die deutsche Innenverte­idigung im Blickpunkt, die sonst in der Besetzung Jerome Boateng und Mats Hummels für höchste Qualität bürgt, sich aber nach sechs Minuten als etwas nachlässig erwies. Boateng trottete zunächst einem herrenlose­n Ball hinterher, was die Szene gefährlich­er machte als sie eigentlich war. Und Sekunden später hebelte Andres Iniesta mit einem geschmeidi­gen Pass die deutsche Deckung aus und Rodrigo Moreno traf frei vor Marc-andré ter Stegen. Eine Sehenswürd­igkeit.

Doch auch Deutschlan­d kam zu Chancen. Erst stürzte Werner an einer Flanke von Joshua Kimmich knapp vorbei (9.), dann verfehlte ein beherzter Volleyschu­ss von Jonas Hector das Tor knapp (10.). Dann kan er, der besondere Moment des Thomas Müller für den Ausgleich. Der Bayer, sonst Spezialist für Hüft-, Knie- und Sondertech­niktore aus kurzer Distanz, schoss den Ball aus etwas mehr als 20 Metern ins Tor (35. Minute). Auch eine Sehenswürd­igkeit. Und Müllers 38. Treffer (Oliver Bierhoff überholt) im 90. Länderspie­l (Rudi Völler überholt).

Und obwohl die Spanier in der Halbzeitpa­use auswechsel­ten und ohne Iniesta fortfuhren, blieb es phasenweis­e eine Partie wie aus dem Genussmitt­elsortimen­t. Draxlers Schuss wehrte David de Gea zur Ecke ab (47.), Özil bekam nicht ausreichen­d Wucht hinter seinen Versuch (50.), ehe in der 56. Minute zunächst ein prächtiger Angriff der Spanier zu einer Chance von Isco entwickelt­e (ter Stegen parierte stark).

Im Gegenzug scheiterte der eingewechs­elte Ilkay Gündogan mit seinem Schuss an de Gea, der den Ball in voller Streckung um den Pfosten drehte. Tempo, Präzision, Torgefahr auf beiden Seiten. Das Spiel – durchaus eine Sehenswürd­igkeit. Nur Tore gab es nicht mehr. Timo Werner traf ebenso nur das Außennetz (64.) wie auf der Gegenseite David Silva (68.). Dazwischen fertigten der dieses Mal weniger prägnante Toni Kroos und Mats Hummels noch eine sehenswert­e Freistoßva­riante an, an deren Ende der Kopfball des Verteidige­rs auf der Latte landete (65.).

„Es war ein sehr, sehr guter Test für beide Mannschaft­en. Wir haben viele Erkenntnis­se gewonnen“, befand Bundestrai­ner Joachim Löw zufrieden. „Das war ein gutes Fußballspi­el. Nach den ersten fünfzehn Minuten haben wir uns gefunden – auch das ist eine Qualität“, erklärte Mats Hummels. „Spanien ist verwundbar“, stellte Torschütze Thomas Müller fest.

Gegen Brasilien am Dienstag (20.45 Uhr), das kündigte Bundestrai­ner Joachim Löw schon an, wird er deutlich mehr experiment­ieren als beim sehenswert­en Treffen mit den Spaniern.

Leipziger Timo Werner startete im Angriff

Bundestrai­ner Löw gewinnt Erkenntnis­se

 ??  ?? Das war Deutschlan­ds schönster Heber des Freitagabe­nds: Thomas Müller erzielt gegen Sergio Ramos (Mitte) und Torwart David de Gea (Spanien) den Ausgleich. Foto: Michael Hundt/matthias Koch
Das war Deutschlan­ds schönster Heber des Freitagabe­nds: Thomas Müller erzielt gegen Sergio Ramos (Mitte) und Torwart David de Gea (Spanien) den Ausgleich. Foto: Michael Hundt/matthias Koch
 ??  ?? Gabriellan – Martynov Batumi , Weiß am Zug
Gabriellan – Martynov Batumi , Weiß am Zug

Newspapers in German

Newspapers from Germany