Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Citylauf: 75 Jahre von Hannes bis Helmut
Läufer von 2 bis 77 Jahren beim 23. Sömmerdaer Innenstadt-sportereignis. Hauptlaufsiege an Mareike Bechtloff und Samsom Tesfazghi Hayalu
Sömmerda. Paula sind die Jungs am Samstag in Scharen hinterhergerannt! Die ganz kleinen Jungs allerdings. Die von zwei Jahren an aufwärts. Die zwei Jungen-startergruppen des Bambinilaufs. Auf ihren 350 Metern zur Robotron-uhr und zurück zum Rathaus bot ihnen (falls nicht Mama oder Papa sie eskortierten) Paula Orientierung. Verlaufen hat sich keiner. Auch kein Mädchen, denn bei denen war Paulas Freundin Johanna in gleicher Mission auf flinken Füßen unterwegs.
Die beiden jungen Damen vom SV Sömmerda liefen sich so warm für ihren Staffel-start beim Sömmerdaer City-lauf. Mit Freunden bildeten sie da die Truppe der Gänseblümchensprinter. „Ursprünglich sollte es ja ,Gänseblümchen-gang‘ heißen, aber die Jungs wollten es gern ein bisschen maskuliner“, lacht Johanna (16).
Bei den Großen übernahmen den Job an der Pulk-spitze Radfahrer. Es war an alles gedacht. Und es lief rund.
Kalt war‘s, der Wind ging, leicht genieselt hat es zwischen durch mal, einmal. Ansonsten war es trocken und fast ständig lugte die Sonne. Damit war das Wetter zur 23. Auflage des Citylaufes um Klassen besser als im dauerverregneten Vorjahr.
Um das zu erkennen, bedurfte es keines Blicks in den Himmel. Es reichte einer auf zwei Schlangen: Die kürzere für das vom Bürgermeister den Bambinostartern spendierte Eis und die lange Schlange derjenigen, die auf die Nachmeldegebühr pfiffen und sich quasi auf den letzten Drücker noch in die Läuferschar einordnen ließen.
Selbst als die Frist dafür eine Stunde vorm ersten Startsignal schon abgelaufen war, kam keine Hektik auf. „Wir lassen jeden noch mitmachen“, beruhigte Sprecher Manfred Stahr die Spätentschlossenen.
Gesamtleiterin Anne Hölzer, wie ein Irrwisch zwischen Startzone, Zieleinlauf, Organisationsstand und Siegertreppchen pendelnd, fand gerade so Zeit für ein: „Es passt alles! Zum Laufen ist es einfach top.“
Da stand der kleine Hannes Hesse, mit 2 Jahren und 2 Monaten, jüngster Starter, schon fast für seine Sonderehrung bereit und war an den Zieleinlauf des ältesten 10-Kilometer-starters, Helmut Zirnik aus Kölleda, noch nicht zu denken. In 67 Minuten meisterte er die Distanz, die er auch sonst noch vier- bis fünfmal die Woche absolviert! Dabei hatte Zirnik doch vor zwei Jahren, da war er 75, gesagt, er wolle aufhören. „Wenn es doch aber noch so gut geht“, sagte er jetzt. Er mache halt langsamer, um Stürze zu vermeiden. „Komm doch mal mit!“, lud er ein. Keine Frage, wer von uns da alt aussehen würde...