Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Jenaer wollen letzte Wünsche erfüllen

Der Arbeiter-samariter-bund schafft für Ausflüge von todkranken Menschen einen besonderen Transportw­agen an

- Von Tino Zippel

Jena. Einmal möchte sie das Musical „Der König der Löwen“sehen. Live in Hamburg. Das wünschte sich eine 49-jährige Frau aus Schmölln. Und es ist ihr letzter Wunsch. Die Ärzte geben der Tumorpatie­ntin nur noch wenige Wochen zu leben.

Dank eines neuen Projektes des Arbeiter-samariter-bundes hat sich dieser Wunsch erfüllt. Am Donnerstag fuhr der Wünschewag­en an der Klinik in Schmölln vor. Im speziell aufgebaute­n Krankentra­nsportwage­n des ASB Leipzig startete die Reise nach Hamburg.

An Bord waren neben ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn auch eine Schwester und der Ehemann der Erkrankten. Auf Anraten der Ärzte hatte der ASB die Reise an die Elbe um eine Woche vorgezogen. Der Wohlfahrts­verband kümmerte sich auch um die Übernachtu­ng in einem Pflegeheim und ermöglicht­e so den Höhepunkt für die todkranke Frau: das Musical live zu erleben.

„Wir wollen todsterben­skranken Menschen ihren letzten Wunsch erfüllen“, sagt René Zettlitzer, Geschäftsf­ührer des ASB in Jena. In mehreren Bundesländ­ern fahren bereits Wünschewag­en. Deutschlan­dweit sind bereits zehn davon im Einsatz. Für Thüringen wollen die Jenaer ein solches Angebot etablieren – das für die Menschen mit einem letzten Wunsch nichts kosten soll. „Wir haben bereits 100 000 Euro gesammelt, um das Fahrzeug zu bestellen und die Helfer auszurüste­n“, sagt Zettlitzer. 90 000 Euro kostet allein das Transportf­ahrzeug, das nicht nur über einen besonderen Tragetisch und spezielle Sitze für lange Fahrten verfügt, sondern auch über eine Dvdanlage den Reisenden die Zeit mit Filmen vertreibt.

Für die laufenden Kosten sammelt der ASB Spenden. „Wir sind bereits bei vielen Partnern in der Region auf offene Ohren gestoßen“, sagt Wilfried Opitz, der stellvertr­etende Vorsitzend­e des Arbeiter-samariter-bundes Jena. Der Inhaber eines Autohauses will sich ebenfalls engagieren und stellt bis zu 6000 Euro in Aussicht. „Für jede Probefahrt in den sechs Wochen nach dem 1. Juni spendieren wir 20 Euro“, sagt Opitz. Er hofft aber auch auf private Spenden für das Wünschewag­en-projekt.

Die Jenaer hoffen, dass der Wünschewag­en ab Dezember einsatzber­eit ist und rechnen mit großer Resonanz. Zum Vergleich: Der Leipziger Wünschewag­en rollt seit Dezember 2016 – und hat bereits 37 Wünsche erfüllt. Darunter waren Besuche bei Fußballspi­elen oder Konzerten. Ein Mann wünschte sich, noch einmal in seine frühere Heimat in Ostpreußen zu reisen. Ein anderer wollte das letzte Mal in sein Ferienhaus in Schweden. Aber auch kurze Touren, beispielsw­eise zu einer Familienfe­ier, realisiert der Verband. Auch letzten Wünsche von todkranken Kindern will man sich annehmen.

Die Anmeldung erfolgt übers Internet. „Wir wissen, dass wir meist nur wenige Tage Zeit haben, den Wunsch zu realisiere­n“, sagt Zettlitzer. Gemeinsam mit dem behandelnd­en Arzt werde abgestimmt, ob und wie eine solche Reise möglich ist.

„Es ist eine wunderschö­ne Aufgabe, einem Mensch seinen letzten Wunsch zu erfüllen, aber es ist auch eine organisato­rische Herausford­erung, weil natürlich alles klappen muss, damit keine Enttäuschu­ng zurückblei­bt“, sagt Birgit Pelke, Vorsitzend­e des Asb-landesverb­andes, der das Projekt in Jena unterstütz­t.

Alle Informatio­nen zum Wünschewag­en und der Möglichkei­t zu spenden unter www.asb-jena.de

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Starten mit dem Projekt Wünschewag­en: Birgit Pelke, Landesvors­itzende des Arbeiter-samariter-bundes, und René Zettlitzer, Geschäftsf­ührer des ASB Jena. Foto: Tino Zippel

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