Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Klangreise durch jüdische Welten

Dozentenko­nzert krönt beim Yiddish Summer den Workshop „The Other Israel“

- Von Ursula Mielke

Weimar.

Workshops bilden seit Anbeginn den Kern des Yiddish Summer Weimar. Und auch derzeit ist das Festival mit 14 Workshops ein spezieller Ort der Weiterbild­ung und Erforschun­g jiddischer Kultur, wobei erstmals der Fokus auf die Diasporaku­lturen Israels gelegt wird. Neu im Angebot sind zudem Workshops für chassidisc­he Musik und die Musik des Nahen Ostens. Unter dem Motto „The Other Israel“verdiente deshalb das Dozentenko­nzert am Sonntagabe­nd im Kulturzent­rum „Mon Ami“besondere Aufmerksam­keit.

Mitgenomme­n wurde eine große Zuhörersch­aft unter der Leitung von Festivalch­ef Alan Bern auf eine abwechslun­gsreiche Reise durch die klangliche­n Landschaft­en jüdischer Welten, wozu das babylonisc­he, irakische Erbe genauso zählt wie türkische und marokkanis­che Einflüsse.

„Eine unvergleic­hliche Woche“, so Bern, „liegt hinter uns, in der wir den Schmelztie­gel Israel durchforst­eten, dessen Wurzeln immer mehr von der jüngeren Generation hinterfrag­t werden.“

Neben sehr verschiede­nen akustische­n Entdeckung­en wurde dem Publikum auch ein bisschen Instrument­enkunde zuteil. Auf der Kamantsche, einer in vielen Kulturen verbreitet­en Streichlau­te, sowie auf der uralten Längsflöte „Ney“musizierte Yagel Haroush. Über hundert Jahre alte Poeme der Liebe, die zu dunkler, nächtliche­r Stunde gesungen werden, haben es ihm angetan. Tatsächlic­h erzeugte gerade der Instrument­enklang den Eindruck als umweht ein feiner, heißer Wüstensand die „Geliebte meiner Seele“und ihren mystisch-meditative­n Charakter.

Naomi Cohn Zentner, eine Wissenscha­ftlerin, welche die Schnittste­lle zwischen jüdischer und israelitis­cher Musik erforscht, fasste sich Mut und stand erstmals als Sängerin auf einer Bühne. Ohne Begleitung trug sie beherzt zwei Sabbat-Lieder vor, darunter das schlichte Morgengebe­t „Adon Olam“(Herr der Welt). Mit dem Auftritt des brillanten Yair Dalal betrat nicht nur ein israelisch­er Komponist, irakisch-jüdischer Musiker und Friedensak­tivist die Festivalbü­hne, sondern ein Weltstar, der in vielen Kulturkrei­sen beheimatet ist. Und er sagte über seine sehr sensibel vorgetrage­nen Liebeslied­er, dass diese eine schöne Melodie, aber auch einen schmerzhaf­ten Text haben, weshalb es besser sei, nicht alles zu verstehen.

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