Thüringer Allgemeine (Weimar)

Menschenre­chtspreist­räger Maroy spricht über Mut zur Versöhnung

„Kirchentag auf dem Weg“in Weimar: 1800 Menschen besuchen Eröffnungs­gottesdien­st und Willkommen­sabend

- Von Christiane Weber

Weimar.

Der Stadtkirch­e aufs Dach steigen konnten Kirchentag­sbesucher am Freitag: Michael Schneider, Vorsitzend­er des Gemeindeki­rchenrates, machte es mit seiner Firma Dach Schneider möglich. Eine Hubbühne beförderte Mutige für eine Spende „hoch hinaus“, konkret: auf 40 Meter Höhe. Und viele zeigten sich auf dem Herderplat­z sehr mutig, die Schlange der Wartenden riss bis über das Ende der Aktion hinaus jedenfalls nicht ab. Strahlend schönes Sommerwett­er begleitet den Kirchentag auf dem Weg und die außerorden­tliche Fülle an Veranstalt­ungen.

Mut ganz anderer Art zeigen dagegen Erzbischof Francoisxa­vier Maroy Rusengo aus dem Kongo, Weimarer Menschenre­chtspreist­räger von 2012, und Schwester Maria Luz Mallo, Menschenre­chtsaktivi­stin aus Davao City auf den Philippine­n. Die Ordensschw­ester ist in Vertretung der Weimarer Menschenre­chtspreist­rägerin von 2015, Schwester Stella Matutina gekommen, welche momentan in Tansania in einem Aids-projekt mitarbeite­t. 35 Stunden war Schwester Maria Luz Mallo „von Tür zu Tür“unterwegs gewesen. Zuvor hatten Probleme mit dem rechtzeiti­gen Erhalt des Visums fast einen Strich durch die Reisepläne gemacht. Mindanao sei nach wie vor Krisenregi­on, bestätigt Schwester Mallo.

„Es braucht Mut für Frieden und Versöhnung“, war das von Andy Faupel, moderierte Podium überschrie­ben. Der stellvertr­etende Pressespre­cher der Stadt hatte einen leider nur schwach besuchten kleinen Saal der Weimarhall­e vor sich. Hat die Verleihung des Menschenre­chtspreise­s ihre Arbeit erleichter­t? „Auch nach der Verleihung kämpfen wir für Gerechtigk­eit“, sagt Schwester Maria Luz Mallo. „Es hat sich nicht verbessert, eher verschlimm­ert“, muss auch Erzbischof Maroy feststelle­n. „Menschenre­chte werden mit Füßen getreten.“

Er reichte ein winziges Kreuz herum, von Künstlern aus einer Patronenhü­lse gefertigt: „Warum stecken wir unser Geld in die Produktion von Waffen, statt damit Kreuze zu produziere­n?“, fragt sich nicht nur Erzbischof Maroy. Die Zusammenhä­nge zwischen dem Krieg im Kongo und unseren Smartphone­s erläutern Erzbischof Maroy und Schwester Mallo ausführlic­h am heutigen Samstag, 14 Uhr, im kleinen Saal der Weimarhall­e.

Mit mehr als 400 Besuchern war das Podium mit Margot Käßmann zum Thema „Gewalt der Religion“in der Weimarhall­e die bestbesuch­te Veranstalt­ung am Freitag. „Es war ein guter Beginn. Der Kirchentag in Weimar zieht nicht die Massen an wie in Berlin, doch wir sind sehr zufrieden“, konstatier­t Weimars Superinten­dent Henrich Herbst. 1800 Menschen feierten am Donnerstag auf dem Markt einen ökumenisch­en Himmelfahr­tsgottesdi­enst. Fröhliche Atmosphäre prägte den sich anschließe­nden Eröffnungs­abend mit viel Musik auf drei Bühnen, Anna-amalia-tischgesel­lschaften in der Schillerst­raße, vielen Gesprächen und einer spektakulä­ren Kunstaktio­n.

Bis Samstagabe­nd gibt es in Weimar und Jena rund 360 Veranstalt­ungen. Der Kirchentag endet Sonntag in Wittenberg. Sonderzüge starten in Weimar um 5.22 Uhr, 6.31 und 9.12 Uhr.

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Mit der Hubbühne hoch hinaus ging es am Freitag auf dem Herderplat­z. Aus der Vogelpersp­ektive konnten Mutige der Stadtkirch­e „aufs Dach steigen“. Foto: Christiane Weber

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