Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Jeder zehnte Straftäter ist ein Alkoholsün­der

Trunkenhei­tsfahrer sind meist männlich – Besonders in Südthüring­en viele Delikte

- VON SEBASTIAN HAAK

ERFURT/ SUHL. Vor allem Männer setzen sich in Thüringen allen Warnungen zum Trotz nach dem Genuss alkoholisc­her Getränke ans Steuer. Nicht wenige von ihnen sind dabei so betrunken, dass sie nicht nur eine Ordnungswi­drigkeit begehen, sondern schließlic­h sogar von einem Gericht zu einer Strafe verurteilt werden. Immerhin etwa zehn Prozent aller 2015 in Thüringen verurteilt­en Straftäter wurden wegen Trunkenhei­t im Verkehr schuldig gesprochen, wie aus aktuellen Zahlen des Landesamte­s für Statistik hervorgeht. Genau 2000 Mal fielen zwischen Januar und Dezember 2015 solche Urteile. In der überwiegen­den Mehrzahl wurden in den Verfahren Männer schuldig gesprochen: von den 2000 wegen dieser Tat Verurteilt­en waren fast 1800 Männer, etwa 200 waren Frauen.

Anders als bei vielen anderen Straftaten werden Menschen, gegen die die Justiz wegen Trunkenhei­t im Verkehrs ermittelt, auch fast immer verurteilt. Stan- den mit Blick auf alle Straftaten 2015 fast 25 500 Menschen vor einem Gericht in Thüringen, wurden von ihnen etwa 20 000 verurteilt – was einer Verurteilu­ngsquote von etwa 78 Prozent entspricht und bedeutet, dass in etwa 22 Prozent aller Fälle die Strafverfa­hren eingestell­t wur- den oder zum Freispruch der Angeklagte­n führten. Bei Trunkenhei­t im Straßenver­kehr dagegen lag die Verurteilu­ngsquote bei nach Angaben der Statistike­r bei fast 97 Prozent.

Aus Sicht der Polizei sind betrunkene Autofahrer im Süden des Freistaats ein besonders gro- ßes Problem. Der Leiter der Landespoli­zeiinspekt­ion (LPI) Suhl, Wolfgang Nicolai, hat jüngst gesagt, die Zahl der Menschen, die sich in dieser Region betrunken ans Steuer setzen, sei nach den polizeilic­hen Erfahrunge­n höher als im Landesdurc­hschnitt. Auch, weil das Netz des öffentlich­en Nahverkehr­s in der Region nicht mit dem in städtische­n Zentren wie Erfurt oder Jena vergleichb­ar sei, müsse die Entscheidu­ng für den Alkoholgen­uss deshalb wohl überlegt sein, sagte ein Sprecher der LPI Suhl nun. „Die Entscheidu­ng, wie ich nach Hause komme, muss fallen, ehe ich mit dem Trinken anfange.“Wer betrunken fahre, sei eine Gefahr auch für andere.

Wegen des demografis­chen Wandels geht die Zahl der Menschen, die in Thüringen von einem Gericht im Freistaat zu einer Strafe verurteilt werden, seit Langem zurück. Im Jahr 2000 beispielsw­eise waren noch etwa 25 700 Thüringer einer Straftat schuldig gesprochen worden; 2009 waren es etwa 22 300 Menschen gewesen.

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