Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Jeder zehnte Straftäter ist ein Alkoholsünder
Trunkenheitsfahrer sind meist männlich – Besonders in Südthüringen viele Delikte
ERFURT/ SUHL. Vor allem Männer setzen sich in Thüringen allen Warnungen zum Trotz nach dem Genuss alkoholischer Getränke ans Steuer. Nicht wenige von ihnen sind dabei so betrunken, dass sie nicht nur eine Ordnungswidrigkeit begehen, sondern schließlich sogar von einem Gericht zu einer Strafe verurteilt werden. Immerhin etwa zehn Prozent aller 2015 in Thüringen verurteilten Straftäter wurden wegen Trunkenheit im Verkehr schuldig gesprochen, wie aus aktuellen Zahlen des Landesamtes für Statistik hervorgeht. Genau 2000 Mal fielen zwischen Januar und Dezember 2015 solche Urteile. In der überwiegenden Mehrzahl wurden in den Verfahren Männer schuldig gesprochen: von den 2000 wegen dieser Tat Verurteilten waren fast 1800 Männer, etwa 200 waren Frauen.
Anders als bei vielen anderen Straftaten werden Menschen, gegen die die Justiz wegen Trunkenheit im Verkehrs ermittelt, auch fast immer verurteilt. Stan- den mit Blick auf alle Straftaten 2015 fast 25 500 Menschen vor einem Gericht in Thüringen, wurden von ihnen etwa 20 000 verurteilt – was einer Verurteilungsquote von etwa 78 Prozent entspricht und bedeutet, dass in etwa 22 Prozent aller Fälle die Strafverfahren eingestellt wur- den oder zum Freispruch der Angeklagten führten. Bei Trunkenheit im Straßenverkehr dagegen lag die Verurteilungsquote bei nach Angaben der Statistiker bei fast 97 Prozent.
Aus Sicht der Polizei sind betrunkene Autofahrer im Süden des Freistaats ein besonders gro- ßes Problem. Der Leiter der Landespolizeiinspektion (LPI) Suhl, Wolfgang Nicolai, hat jüngst gesagt, die Zahl der Menschen, die sich in dieser Region betrunken ans Steuer setzen, sei nach den polizeilichen Erfahrungen höher als im Landesdurchschnitt. Auch, weil das Netz des öffentlichen Nahverkehrs in der Region nicht mit dem in städtischen Zentren wie Erfurt oder Jena vergleichbar sei, müsse die Entscheidung für den Alkoholgenuss deshalb wohl überlegt sein, sagte ein Sprecher der LPI Suhl nun. „Die Entscheidung, wie ich nach Hause komme, muss fallen, ehe ich mit dem Trinken anfange.“Wer betrunken fahre, sei eine Gefahr auch für andere.
Wegen des demografischen Wandels geht die Zahl der Menschen, die in Thüringen von einem Gericht im Freistaat zu einer Strafe verurteilt werden, seit Langem zurück. Im Jahr 2000 beispielsweise waren noch etwa 25 700 Thüringer einer Straftat schuldig gesprochen worden; 2009 waren es etwa 22 300 Menschen gewesen.