Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Steuertric­ks holen Banken ein

Auch Sparkassen und Volksbanke­n sollen sich an Aktiengesc­häften zuungunste­n des Staates beteiligt haben

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT. Immer mehr Banken sollen umstritten­e Cum-exund Cum-cum-geschäfte abgewickel­t haben: Am Mittwoch wurde bekannt, dass die WestLb-nachfolger­in Portigon die Aufstellun­g ihres Jahresabsc­hlusses für 2016 verschiebe­n muss.

Staatsanwa­ltschaft und Steuerfahn­dung hatten Ermittlung­en aufgenomme­n. Im Kern geht es um Tricks im Aktienhan- del, mit denen Banken und Investoren sich über Jahre Kapitalert­ragssteuer­n zurückerst­atten ließen. Dem Staat ist dadurch ein Gesamtscha­den von rund 12 Milliarden Euro entstanden.

Auch die Deutsche Bank war offenbar in solche Deals verwickelt. Das geht indirekt aus einem Urteil des Hessischen Finanzgeri­chts in Kassel hervor. In der Begründung geht es um Transaktio­nen des dort als „BBank“bezeichnet­en Instituts aus dem Jahr 2008, die das Ge- richt als „systematis­ch fehlerhaft“bezeichnet. Auch die DZBank hatte solche Geschäfte getätigt, die Zentralban­k des genossensc­haftlichen Sektors sei aber inzwischen „mehr als sauber“, sagte Dz-bank-chef Kirsch.

Man habe mit den Finanzbehö­rden kooperiert und die Steuern bezahlt. Doch auch kleine Banken haben an den fragwürdig­en Geschäften mitverdien­t. Ein Sprecher des Sparkassen­verbandes DSGV räumte gegen- über „Spiegel Online“ein, dass einzelne Sparkassen an CumCum-geschäften beteiligt waren. So soll etwa eine deutsche Großbank Aktien ausländisc­her Investoren an eine Volksbank weitergege­ben haben. In Unterlagen, die dieser Zeitung vorliegen, wird die „Volksbank RheinRuhr“genannt. Das müsse auch im Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags untersucht werden, fordert der Grünen-abgeordnet­e Gerhard Schick. Es handele sich um einen bisher unbekann- ten Steuertric­k: „Vor allem geht es jetzt um Institute wie Volksbanke­n und Sparkassen, von denen wir bisher meinten, dass sie solche Geschäfte nicht machen.“Deshalb sei es wichtig, herauszufi­nden, wie groß der Schaden für den Steuerzahl­er ist. Doch Schicks Beweisantr­äge wurden von der Ausschussm­ehrheit abgelehnt. „Es ist sehr ärgerlich, dass die große Koalition die Aufklärung an dieser Stelle verhindert“, sagt der Politiker.

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Die Zentrale der Deutschen Bank. Foto: Arne Dedert

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