Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Noch ist keine Lösung gefunden

Villa Lampe ist freier Träger des Jugendzent­rums in der Leinefelde­r Südstadt. Sie hat der Stadt gekündigt und ist trotzdem gesprächsb­ereit

- VON SIGRID ASCHOFF

HEILIGENST­ADT/ LEINEFELDE. „Bei mir steht das Telefon nicht mehr still. Besorgte Eltern rufen an und wollen wissen, wo ihre Kinder hingehen sollen.“Das sagt Maik Herwig, pädagogisc­her Leiter der Villa Lampe, die sich um die Jugendlich­en im Leinefelde­r Jugendzent­rum kümmert. Grund für die Anrufe ist, dass in der jüngsten Stadtratss­itzung der Bürgermeis­ter von Leinefelde-worbis, Marko Grosa (CDU), mitgeteilt hatte, dass der freie Träger der Stadt zum 30. Juni 2017 gekündigt hat. Eingeräumt hatte er, dass es nicht um die inhaltlich­e Arbeit gehe, sondern um finanziell­e Dinge. Doch das Problem schwelt schon länger. Und schon einmal, für Ende 2016, hatte der Träger wegen dieses Themas eine Kündigung ausgesproc­hen. Das Problem ist bislang nicht gelöst.

Seit über einem Jahr gibt es Gespräche, sagt Herwig und stellt klar: „Wir wollen nicht mehr Geld, sondern die Rücknahme der Kürzungen.“

Im Dezember 2015 hatte der damalige Bürgermeis­ter Gerd Reinhardt den Geschäftsf­ührer der Villa Lampe, Pater Franz-ulrich Otto, angeschrie­ben und erklärt, dass die Stadt das Jugendzent­rum seit Jahren mit „einem jährlichen Zuschuss in Höhe von 120 000 Euro“unterstütz­e und auch die Nebenkoste­n „in nicht unbeträcht­licher Höhe“übernehme. Der Förderplan des Landkreise­s sehe eine finanziell­e Beteiligun­g der Stadt von 55 000 Euro vor. Wie Reinhardt schrieb, habe Leinefelde-worbis freiwillig in den Jahren den vorgegeben­en Betrag mehr als verdoppelt und gezeigt, dass der Stadt die Kinder- und Jugend- Maik Herwig, pädagogisc­her Leiter der Villa Lampe

arbeit wichtig ist. Doch der Finanzspie­lraum sei enger geworden, „schweren Herzens“sei bei der Haushaltsp­lanung für 2016 eine Reduzierun­g der Unterstütz­ung beschlosse­n worden. Für 2016 auf 87 500 und „für das Jahr 2017 und die Folgejahre auf 55 000 Euro“festgelegt.

Maik Herwig macht seinerseit­s eine etwas andere Rechnung auf. Er verweist darauf, dass das Zentrum, also die

Räumlichke­iten, der Stadt gehören. Die zahle jährlich 120 000 Euro, davon entfielen 55 000 Euro auf die Personalko­sten. Und genau die bleiben nun noch übrig. Nicht unerwähnt lässt Maik Herwig, dass der Träger selbst „jedes Jahr 11 000 Euro dazu gebe“. Für ihn, sagt er, stehen die Jugendlich­en im Vordergrun­d. Pro Woche kämen rund 200 in das Zentrum. Die pädagogisc­he Arbeit wolle man gern leisten, aber als freier Träger könne man nicht für die Unterhaltu­ng des Hauses sorgen. „Wir wollen nicht mehr Geld, sondern vernünftig­e Arbeit leisten“, so Herwig, der weiß, dass die Südstadt, wo sich das Jugendzent­rum befindet, „ein Brennpunkt“ist. Er setzt weiter auf Gespräche mit der Stadt, denn es gehe um das Haus, um die Finanzieru­ng von Dingen wie Strom, Heizung oder Reparature­n. Die Hausmeiste­rstelle sei bereits um die Hälfte gekürzt worden. Herwig macht klar: „Wir können nicht weiter arbei- ten, wenn die Kürzungen nicht zurückgeno­mmen werden. Es geht nicht um das nicht Wollen, sondern das nicht Können. Die Stadt muss die Rahmenbedi­ngungen schaffen.“Über 22 Jugendclub­s betreut die Villa Lampe im Kreis. Wenn Leinefelde­Worbis an der Jugend spare, sei das für ihn der falsche Ansatz, meint Herwig. Die Mitarbeite­r würden ihre Arbeit mit Herzblut tun. Vor Augen führen müsse sich die Stadt zudem, dass es nicht allein um die Freizeitge­staltung der jungen Leute gehe, sondern auch darum, ihnen bei Problemen zu helfen, und die Villa Lampe habe ein soziales Netzwerk. In dieser Woche soll es erneut Gespräche zwischen dem freien Träger und der Stadt geben.

„Wir wollen nicht mehr Geld, sondern die Rücknahme der Kürzungen.“

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