Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Alte Baustoffe in neuem Gesicht
In Großtöpfer entsteht ein neuer Mustergarten Aus vielen Dingen, die Anderswo längst Ausgedient haben
GROßTÖPFER. Direkt an der Durchgangsstraße von Geismar ins hessische Frieda wird in Großtöpfer in diesen Tagen noch eifrig gehämmert, gewerkelt, gepflanzt und gegossen. „Die Straße ist längst fertig“, lächelt Marko Vogt. „Hier entsteht ein neuer Mustergarten.“
Marko Vogt ist Inhaber der im Jahr 2000 gegründeten Firma „Außengestaltung Vogt“mit Sitz in Sickerode. Doch ein Mustergarten, was alles so mit Stein, Erde, Wasser und Blütenpracht möglich ist, hat bislang irgendwie gefehlt.
Im Jahr 2015 schließlich konnte Vogt das Grundstück im Nachbarort Großtöpfer direkt an der Hauptstraße kaufen. Aber noch lag ein langer Weg vor ihm. Auf dem Gelände stand ein Haus. „Nein“, sagt Vogt mit einem kleinen Lächeln, „das war nicht mehr gut.“Also musste es verschwinden. Er nutzte den Winter 2015/2016 für den Abriss. Die Mauerbruchstücke nahm er gleich für das Auffüllen der Kellerräume, um die Grundlage für den Garten zu schaffen. Doch an den habe er eigentlich damals noch gar nicht richtig gedacht, erst als die Großbaustelle fertig war. Flugs wurde geplant und schon im Januar dieses Jahres standen die Fundamente für die Sandsteinmauern, die Schatten spenden sollen.
Junge Clematis rankt bald an alten Eichenbalken
Marko Vogt hat aber nicht einfach Material bestellt und die Arbeiten angekurbelt. Er mag alte Baumaterialien, Natur und alte Stoffe. „Dingen ein neues Leben geben“, sagt er. Darum bestehen die Fundamente der Sandsteinmauern nicht aus neuer Bewährung und Flüssigbeton, sondern aus Betonplatten der ehemaligen Hühnermastanlage in Großtöpfer. Die Sandsteinmauern selbst, die wie neu wirken, waren einst ein alter Sandsteinkeller samt Sockel aus Wüstheuterode. Dabei fielen gleich die beiden Doppelfenster ab. „Die Eichenbalken für die Dachkonstruktion lagen schon 15 Jahre hier in Großtöpfer in einer Böschung und warteten auf eine neue Verwendung“, erzählt Vogt. Nur für die Kanthölzer und die Dachabdeckung – aus Douglasie – orderte er neues Material.
Die Suche aber ging noch erfolgreich weiter. Den großen Sandsteintrog samt Sockel, in dem schon munter Wasser plätschert, fand Vogt in Breitenbach. „Das Wasser aus einer Zisterne kann zum Gießen benutzt werden, aber auch wieder in die Zisterne zurückfließen“, erklärt er. Und die Sandsteinplatten für den Weg zur Gartenlaube fand er in Uder in einer großen Scheune. Apropos Gartenlaube: Die Travertinpoligonalplatten der Innenfläche stammen aus Bad Langensalza.
Sogar einen historischen Ofen hat Vogt aufgetrieben – in Geisleden. In den hat er einfach Erde und einen Wasserspeicher gefüllt, aus den Löchern, wo einst die Kochplatten steckten, wächst nun freudig das Grün. „Ach ja, den Staketenzaun und den Buchsbaum, der hier fröhlich weiterwächst, haben wir in Lenterode gefunden“, verrät Marko Vogt.
Natürlich hat er auch weitere neue Materialien verbaut, zum Beispiel die Teichfolie, das Dachsubstrat und einige Pflanzen. Aber die Idee, aus den alten Backsteinen des früheren Gebäudes Hochbeete und Wände zu bauen, hat er von der Landesgartenschau in Apolda mitgebracht. Angepflanzt sind bereits ein Eisenholzbaum, ein Zierapfel, eine Felsenbirne, einige Bodendecker mit roten und weißen Blüten, Zierwein und eine Clematis an der Pergola. „Und ganz vorn eine Staudenmischung Sommernachtstraum, die fast ein Dreivierteljahr wächst und blüht“, erzählt der Landschaftsbauer. Lavendel, Rosen und Blauraute blühen bereits. Salat, Zierkürbis, Erdbeeren und Nelken fühlen sich in den Hochbeeten schon ganz wohl.
Der Garten ist noch längst nicht fertig. „Das wird ein Garten nie“, weiß der Sickeröder. Er hat aber schon vor dem geistigen Auge die nächsten Schritte: Eisblumen, Stauden, Sedum-sprossen. Letztere sind schon gesät.
Ab nächster Woche, so Marko Vogt, können Interessierte den Garten besuchen, sich Ideen holen und Tipps geben lassen. Vogt nennt ihn schon vorsichtig den „Eichsfelder Laubengarten“. Und auch Kritik stecken er und seine sieben Mitarbeiter gern ein. „Man kann ja immer besser werden“, sagt er bestimmt. Wer den Garten besuchen möchte, darf sich jederzeit bei ihm unter
(036082) 9066 melden.