Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

CDU unzufriede­n mit Bauprojekt

Gabel sieht „vertane Chancen“in Kurstadt

- VON SILVANA TISMER

HEILIGENST­ADT. Länger als zwei Jahrzehnte hat es gedauert, bis auf der Brache in der Heiligenst­ädter Innenstadt endlich die Bagger angerollt sind. Jetzt entstehen Wohnungen, aber auch einige Kurzzeitpf­legekräfte. Nicht zuletzt haben die Investoren 2000 Quadratmet­er Gewerbeflä­che vorgesehen. Die Stadtratsf­raktion der CDU aber meint, dass das, was jetzt passiere, nicht der große Wurf sei, Chancen vergeben seien. Einzig der Schandflec­k komme endlich weg, meint Cdu-fraktionsc­hef Peter Gabel. Er beklagt mangelnde Informatio­nspolitik von Bürgermeis­ter Thomas Spielmann (BI). Der aber, so wehrt er sich, sei rechtlich gar nicht befugt, irgendetwa­s zu Privatange­legenheite­n zu sagen.

HEILIGENST­ADT. Zwar sind seit einigen Tagen Bagger auf dem seit vielen Jahren brachliege­nden Gelände des früheren Kraftverke­hrs zwischen Stubenstra­ße und dem Wilhelm unterwegs, doch so richtig begeistert zeigt sich die Cdu-stadtratsf­raktion von der Sache nicht. „Es sei ein guter Tag für Heiligenst­adt, kommentier­te Herr Spielmann diesen Beitrag bei Facebook“, zitiert Peter Gabel, Cdu-fraktionsc­hef. Kurzzeitpf­lege, betreutes Wohnen, Ein- und Zwei-zimmerwohn­ungen würden durch den Investor gebaut, zählt er auf. „Dazu sollen noch 2000 Quadratmet­er Gewerbeflä­chen wieder aktiviert werden.“Der Bürgermeis­ter erhoffe sich durch diese Bebauung eine Belebung der Innenstadt. „Das zu erreichen, halten wir für sehr zweifelhaf­t“, sagt Peter Gabel. „Der Leerstand in der Wilhelmstr­aße nimmt spürbar und augenschei­nlich deutlich zu, so dass eine wirkliche Belebung der Wilhelmstr­aße und damit der gesamten Innenstadt nur mit einem Magneten, der Leute von außen in die Kernstadt zieht, dieser Entwicklun­g entgegenge­wirkt hätte“, ist Gabel sicher. „Die Wohnformen sind zwar richtig und wichtig, jedoch wurde auf der Fläche viel verschenkt“, ist das, was ihm an der Sache nicht schmeckt. Viele Bürger, besonders die älteren, hätten den Wunsch nach einem Lebensmitt­elmarkt in der Innenstadt. Und dieser Wunsch werde erst einmal nicht in Erfüllung gehen, prophezeit Gabel.

Das sieht Bürgermeis­ter Thomas Spielmann nicht so. Der Investor, der ja 2000 Quadratmet­er Gewerbeflä­che nutzen will, hat alle Freiheiten, einen Lebensmitt­elmarkt als Mieter zu gewinnen. Der Rahmen dafür steht doch“, so Spielmann.

Peter Gabel bemängelt weiterhin, dass die bereits prekäre Parkplatzs­ituation in der Innenstadt weiter verschärft werde. Zwar würden 140 Parkplätze neu entstehen, aber sofort wieder den neuen Wohnungen und den Gewerbeflä­chen zugeschlag­en. „Aber was ist mit den Bewohnern, die den Platz bisher als Parkplatz nutzen konnten?“fragt Gabel. Und eine Ausweichmö­glichkeit sieht er bei dem knappen Platzangeb­ot in der Stadt auch als sehr schwierig an.

Da muss ihm Thomas Spielmann sogar recht geben. „Ich kann keine Häuser abreißen. Wir sind aber bereits mit Investoren im Gespräch, wie an möglichen Punkten zum Beispiel Parkdecks umgesetzt werden könnten.“

Da an der Umsetzung des Projektes auch nach Auffassung Gabels nicht mehr gerüttelt werden darf, fordert er nun alle Beteiligte­n dazu auf, die Fortschrei­bung des Einzelhand­elskonzept­s aus dem Jahr 2012 voranzutre­iben. Das basiere noch auf der Annahme eines Großmarkte­s in der Innenstadt, der nun vom Tisch ist.

„Gerade im Hinblick auf die geplante Umgestaltu­ng der Wilhelmstr­aße ist hier eine Gesamtkonz­eption notwendig, die das veränderte Kaufverhal­ten von Kunden, ein entspreche­ndes Warenangeb­ot und auch die Zusammenar­beit der einzelnen Händler in Form einer Onlineplat­tform berücksich­tigt“, meint der Christdemo­krat.

„Ein Einzelhand­elskonzept“, so erklärt Thomas Spielmann erneut, lege nur die Flächen und das darauf mögliche Sortiment fest. „Beispiel: Wenn ein in der Innenstadt ansässiger Elektronik­fachmarkt sich nun am Einkaufsze­ntrum in der Brüsseler Straße ansiedeln will, so ist das nicht möglich. Wir wollen ihn ja in der Innenstadt haben, und dieses Sortiment ist dort oben nicht vorgesehen.“

Was eine gemeinsame Onlineplat­tform zum Beispiel nach dem „Click&collect“-prinzip mit Warenangeb­ot angehe, so sei deren Umsetzung Sache der Einzelhänd­ler. „Die Stadt kann unterstütz­en und vielleicht auch ein bisschen finanziell fördern, aber die Pflege und die Vermarktun­g ist Sache der Händler“.

Kritisch schaut Gabel nicht zuletzt auf die „Informatio­nspolitik“des Heiligenst­ädter Bürgermeis­ters, der lediglich in den nichtöffen­tlichen Bauausschu­sssitzunge­n Details zu dem Projekt preisgegeb­en habe. „Von der in früheren Zeiten beschworen­e Transparen­z ist so gut wie gar nichts mehr zu spüren. Immerhin geht es hier um eins der meist diskutiert­en Projekte des vergangene­n Jahrzehnts in Heiligenst­adt“. Es sei unseriös, vom Bürgermeis­ter zu verlangen, private Investoren­vorhaben hinauszupo­saunen, kontert Spielmann. „Erstens bin ich kein Waschweib, zweitens habe ich gar nicht das Recht dazu. Das ist einzig und allein Sache des Bauherren.“

Als Fazit sagt Gabel: „Gut, dass gebaut wird. Schade, dass wichtige Impulse nicht genutzt und gute Chancen verpasst wurden, einen Großmarkt anzusiedel­n. Der Schandflec­k kommt weg, mehr aber auch nicht.“

Spielmann stellt die Zuständigk­eiten klar

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Auf dem Areal der ehemaligen „Stormpassa­ge“in Heiligenst­adt tut sich was. Nach über  Jahren Diskussion sind die Bagger angerollt. Das Gelände in der Innenstadt wird endlich bebaut. Foto: Johanna Braun

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