Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Der Kampf der Kurden in deutschen Städten

Die türkische Armee besetzt die kurdische Region in Syrien – und in Deutschlan­d warnen die Sicherheit­sbehörden vor einer Eskalation

- VON REBECCA HÄFNER, NADJA NEQQACHE UND CHRISTIAN UNGER

BERLIN. Der Mann baut sich auf vor den verbrannte­n Möbeln. Er schwenkt die türkische Fahne. „Das ist unmenschli­ch“, sagt er. „Niemand schützt uns vor diesen feigen Angreifern.“Hinter ihm treten Frauen mit Kopftuch und Männer durch die Trümmer in ihrer Moschee.

Laut Augenzeuge­n warfen Jugendlich­e vergangene Woche Brandsätze durch die Scheiben der Koca-sinan-moschee in Berlin. Und nicht nur hier. In Lauffen in Baden-württember­g zündeten Unbekannte mit Brandsätze­n eine Moschee an. Das Haus eines türkischen Vereins im nordrhein-westfälisc­hen Meschede wurde mit einem Molotow-cocktail beworfen. Bekennersc­hreiben lassen einen kurdischen Hintergrun­d vermuten.

Nach einer wochenlang­en Militäroff­ensive besetzten türkische Soldaten gemeinsam mit Milizen der „Freien Syrischen Armee“am Sonntag Afrin, die Hauptstadt der Kurden im Nordwesten Syriens. Seit Wochen warnen Innenexper­ten davor, dass der Konflikt zwischen der Türkei und den Kurden auch in Deutschlan­d neu entfacht. Die abgebrannt­e Moschee in Berlin gehört zum Verband „Ditib“. In den vergangene­n Jahren stand „Ditib“oft in den Schlagzeil­en. Politiker von CDU bis Linksparte­i sehen „Ditib“als „verlängert­en Arm Erdogans“.

Führende Vertreter der Kurden in Deutschlan­d rufen zu friedliche­n Protesten auf. Aber auch in der Spitze der Verbände wächst die Wut. Ali Ertan Toprak, Bundesvors­itzender der Kurdischen Gemeinde und Cdu-mitglied, warnt von „ethnischen Säuberunge­n“durch die Türkei und fordert Sanktionen. Deutschlan­d liefert immer wieder Panzer und Waffen an die Erdogan-regierung. Und nicht nur in manchen Moscheen sehen Sicherheit­sbehörden eine Gefahr für den Frieden in Deutschlan­d. Zuletzt durchsucht­en Polizisten in drei Bundesländ­ern Räume der Rockergrup­pe „Osmanen Germania BC“. Laut Behörden sind die „Osmanen“türkisch-nationalis­tisch und teilweise rechtsextr­emistisch. 10 000 Rechtsextr­emisten zählt der Verfassung­sschutz zur „Ülkücü“-bewegung in Deutschlan­d, die „Grauen Wölfe“, deren Anhänger sich mehrfach Auseinande­rsetzungen mit kurdischen Gruppen lieferte. Zur kurdischen PKK zählt der Verfassung­sschutz rund 14 000 Anhänger. Vor allem einzelne Jugendgrup­pen gelten als schwer kontrollie­rbar.

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Kurden demonstrie­ren in Hannover gegen den syrischen Einsatz in Afrin. Foto: Nurphoto/zuma Press

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