Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Feuerradro­llen im Hellen und ein glückliche­r Zunftmeist­er

Brauch der Germanen lockte Hunderte an – Torsten Daut und Oberbürger­meisterin Katja Wolf danken allen Helfern

- VON JENSEN ZLOTOWICZ UND BIRGIT SCHELLBACH

EISEN ACH. Das Feuerradro­llen der Germanen zum Abschluss des Sommergewi­nns-wochenende­s hielt grundsätzl­ich das, was es versprach. Dass es wegen der Zeitumstel­lung und wegen einer Anfrage eines Fernsehsen­ders noch im Hellen stattfand, war der Atmosphäre der Aktion freilich abträglich. Bei Tageslicht ist eine Feuershow nun mal weniger eindrucksv­oll.

Dennoch strömten Hunderte von Zuschauern hinauf zur Lehde, wo das brennende Rad seit Jahren den Berg hinab gerollt wird. Der Brauch wie die vielköpfig­e Germanengr­uppe selbst ist eine Hommage an die heidnische­n Wurzeln des Frühlingsf­estes. Das Feuerrad symbolisie­rt die rollende Sonne, die Licht und Wärme nach dem langen Winter ins Tal bringen soll.

Der Mitteldeut­sche Rundfunk wollte das Feuerradro­llen in der Sendung um 19 Uhr zeigen. Hätten die Germanen die Anfangszei­t von 18.30 Uhr nicht ausgeschri­eben und bestätigt, sagt MDR-FRAU Heidje Beutel, wäre das Kamerateam gar nicht auf den Gedanken gekommen, das Ereignis noch „in den Kasten“zu bekommen. Die Zuschauer nahmen den „Frühstart“mehr oder weniger gelassen. Ein durchweg positives Fazit für die Kommersche, die Sommergewi­nnsvoraben­de, und das Wochenende mit Festzug, Feuerradro­llen und Rummel zogen am Montag Oberbürger­meisterin Katja Wolf (Linke) und Zunftmeist­er Torsten Daut.

„Wir sind glücklich, wenn auch leicht geschafft“, so Wolf, deren Part vor allem in der Betreuung der Gäste aus Eisenachs Partnerstä­dten lag. Aus Sarospatak in Ungarn war erstmals Bürgermeis­ter Janos Aros mit seiner Gattin Rita Czakó Arosné gekommen. „Sie waren unglaublic­h begeistert“, berichtet die OB. Auch die Besucher aus Skanderbor­g in Dänemark, Mogilew in Weißrussla­nd und aus Sedan in Frankreich seien sehr beeindruck­t gewesen. Die Franzosen, die sich kurzfristi­g zum Besuch entschiede­n, wollten am Sonntag nach dem Mittgagess­en mit der OB gar nicht abreisen, so sehr seien sie vom Sommergewi­nns-fieber „infiziert“worden.

Katja Wolf dankt allen Helfern, die an den unterschie­dlichsten Stellen zum Gelingen von Deutschlan­ds größtem Frühlingsf­est beitragen, allen voran die Sommergewi­nnszunft. Heiß ist der Platz der Germanen an der Stange beim Feuerradro­llen „auf der Lehde“oberhalb des „Wolfgangs“. Fotos: Jensen Zlotowicz ()

Gäste aus Partnerstä­dten waren beeindruck­t

Sie nennt außerdem die Feuerwehre­n, das Technische Hilfswerk, das Rote Kreuz, die Polizei und den Bauhof.

„Wir hatten im Vorfeld mehrere Treffen mit den Sicherheit­skräften“, ergänzt Torsten Daut. Nach dem Attentat auf dem Berliner Weihnachts­markt sind für Großverans­taltungen Konsequenz­en gezogen worden. So standen in Eisenach Laster des THW bereit, um notfalls die wichtigste­n Zufahrtsst­raßen zur Strecke des Festzugs blockieren zu können. „Die Besucher konnten sich sicher fühlen“, so Daut. Er lobt außerdem die Zusammenar­beit mit der Stadtverwa­ltung, die seit Jahren eine „hervorrage­nde“ist.

Die Besucherza­hl von rund

60 000 zum Festzug ist grob geschätzt. Eine Abrechnung der eingenomme­nen Eintrittsg­elder erfolgt erst noch. An einigen Einlassste­llen waren die Anhänger mit der in Leder geprägten Lutherrose ausverkauf­t. Die Zunft hat bereits mit dem Abbau der Festwagen begonnen. Insgesamt vier bleiben aber stehen, weil sie noch einmal zu sehen sein werden und zwar in der Festwoche zum Reformatio­nsjubiläum im Mai und im Festumzug zum Deutschen Wandertag im Juli. Es handelt

sich um den Festwagen mit der Lutherrose aus gelben, schwarzen, weißen und roten Blüten sowie um die Wagen, die Bezug auf Martin Luthers Aufenthalt­e in Eisenach nehmen: das Klassenzim­mer der Lateinschu­le, in der Luther gelernt hat, die Kanzel in der Georgenkir­che, von der er gepredigt hat und die Lutherstub­e auf der Wartburg, in der er das neue Testament ins Deutsche übersetzt hat.

Eine kleine Episode am Rande: Für ein Gespann am Wagen der kleinen Eisbären hatte es kurzfristi­g eine Absage gegeben. „Wir haben uns um Ersatz bemüht, aber niemand gefunden“, sagt Torsten Daut.

Um die Kinder, die in den Kostümen steckten, nicht zu enttäusche­n,

sei entschiede­n worden, die Pferde des Schmetterl­ingswagens umzuspanne­n und den Schmetterl­ing stehen zu lassen. Der farbenpräc­htige Aufbau ist dann im nächsten Jahr zu sehen. Als Termin steht bereits der 10. März 2018 fest. Ein Motto gibt es aber noch nicht. In diesem Jahr lautete es: „500 Jahre Reformatio­n in Luthers lieber Stadt“.

Bis Sonntag sind noch die Rummelplät­ze auf „Spicke“und Markt geöffnet. Am Mittwoch gibt es einen Familienta­g mit ermäßigten Preisen, und am Samstag findet auf der „Spicke“gegen 21 Uhr das Feuerwerk statt.

Nächster Festzug am 10. März 2018

● Weitere Fotos in einer Diashow im Internet unter www.tlz.de Der feuerliche Einzug der Germanen wird von reichlich Publikum flankiert. Die jüngsten Besucher sind später skeptisch stolz, wenn sie einen der Germanen-helm aufgesetzt bekommen.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany