Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Ein typischer Vogel der Wattenmeer­e brütet in Schweden auch im Binnenland

Im Tierpark Gotha durch das Jahr: Austernfis­cher haben einen auffällige­n Ruf, leben lange und sind bis ins hohe Alter geschlecht­sreif

- VON CLAUDIA KLINGER

GOTHA. Wer das Watt an der Nordsee besucht, hat sie vielleicht schon gesehen – Austernfis­cher. Sie gehören zu den Sumpf- und Watvögeln, den so genannten Limikolen. Austernfis­cher sind typisch für Wattenmeer­e. Ihre Verbreitun­g reicht aber noch viel weiter. „Sie kommen auch in Zentralrus­sland an Mooren, Flüssen und Seen sowie in Fernost an Küsten von Japan und Nordkorea vor“, berichtet Roland Walther, Leiter des Tierparks Gotha. „Außerdem wandert diese Art die Flüsse hinauf – so die Ems, die Weser und die Elbe – und besiedelt trocken fallende Fluss-säume.“

Eine Besonderhe­it gibt es in Schweden und in England: Dort sind die Austernfis­cher auch im Binnenland heimisch. „Und die englischen Vertreter dieser Art bleiben auch im Winter, während alle anderen Austernfis­cher sich in wärmere Gefilde nach Südosteuro­pa oder Nordafrika aufmachen“, erklärt der Leiter des Tierparks.

Mit seinem langen Schnabel hat der Austernfis­cher die besten Voraussetz­ungen, um im Schlick nach Schnecken, kleinen Würmern und Wasserinse­kten zu suchen, zumal er mit einem guten Tastsinn am Schnabel ausgestatt­et ist.

„Mit seinem schwarzen Federkleid auf der Oberseite, dem weißen Bauch, rotem Schnabel und rötlichen Beinen sieht der Austernfis­cher fast aus wie ein kleiner Schwarzsto­rch“, findet Roland Walther. Er unterschei­de sich aber dennoch, so durch einen sehr auffällige­n Ruf.

Austernfis­cher werden spät – erst mit vier Jahren – geschlecht­sreif, bleiben es aber bis ins hohe Alter. „Anhand von Beringunge­n hat man ermittelt, Die Austernfis­cher haben im Tierpark Gotha in ihrem Gehege lockeren Sand, in dem sie nach kleinen Würmern suchen können.

dass ein Austernfis­cher 44 Jahre alt geworden ist und mit 36 Jahren noch gebrütet hat“, berichtet der Tierparkch­ef.

Bis zu drei Eier werden in ein eher liederlich­es Nest gelegt, das an trockenen Stellen wie auf Sandbänken, Strohdäche­rn oder an Kiesgruben gebaut wird. Roland Walther: „Befindet es sich am Boden, muss man aufpassen, dass man nicht drauf tritt.“Nach 27 Tagen Brutzeit schlüpfen die Jungen, die von

Beginn an das Nest immer wieder verlassen, um schnell die Futtersuch­e lernen.

Weltweit gibt es über eine Million Brutpaare

Eigentlich leben die Austernfis­cher ein Leben lang mit einem Partner. „Es wird aber auch beobachtet, dass sich ein Männchen mit zwei Weibchen zusammen

tut. Allerdings haben solche Dreierbezi­ehungen wenig Bruterfolg“, sagt Walther. Man wisse nicht genau, warum, aber wahrschein­lich werden die Eier nicht zuverlässi­g bebrütet.

Weltweit gibt es über eine Million Brutpaare von Austernfis­chern. Die Vögel sind in ihrem Bestand nicht gefährdet, obwohl Klimaforsc­her prognostiz­ieren, dass es die westeuropä­ische Population am Ende des 21. Jahrhunder­ts nicht mehr geben

könnte. „Ich glaube das nicht, denn die Tiere sind sehr anpassungs­fähig“, sagt Walther.

Im Gothaer Tierpark leben drei Austernfis­cher gemeinsam mit Kiebitzen und Säbelschnä­blern. „Der Sand in ihrem Gehege ist sehr locker, damit sie ihrem natürliche­n Drang, nach Futter zu suchen, folgen können“, erklärt der Tierparkle­iter. Sie werden aber auch gefüttert – mit spezieller Nahrung für Limikolen und mit kleinen Fischen.

Mit der Nachzucht habe es in Gotha bisher noch nicht geklappt. Roland Walther: „Aber unsere Vögel sind ja noch jung. Sie stammen aus dem Tierpark Dessau, wo sie geboren sind.“

● Täglich von  bis  Uhr ; Eintritt: Erwachsene sechs Euro, Kinder drei Euro, vier Euro ermäßigt. Die Serie „Im Tierpark Gotha durch das Jahr“auch im Internet: thueringer­allgemeine.de/tierpark

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Foto: Lutz Ebhardt

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