Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Polens Präsident legt Veto gegen Justizrefo­rm ein

Duda stoppt zwei Gesetze, die der Regierung mehr Einfluss auf Richter und Gerichte gegeben hätten

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WARSCHAU. Polens Präsident Andrzej Duda hat die umstritten­e Justizrefo­rm der nationalko­nservative­n Regierung gestoppt. Beunruhigu­ng und Ängste in der Bevölkerun­g vor einer oppressive­n Regierung seien zu groß gewesen, begründete er am Montag und kündigte sein Veto gegen die heftig kritisiert­e Neuordnung des Obersten Gerichts und des die Unabhängig­keit der Justiz überwachen­den Landesrich­terrats an.

Seit Tagen hatten tausende Menschen in Warschau und anderen polnischen Städten protestier­t und vor einer Bedrohung der Gewaltente­ilung gewarnt. Die umstritten­en Gesetze sollten es der Regierung ermögliche­n, Richter des Obersten Gerichts in den Ruhestand zu schicken und ihre Posten neu zu besetzen. Die Richterpos­ten in dem über die Unabhängig­keit der Justiz wachenden Landesrich­terrat (KRS) sollten ebenfalls neu besetzt werden. Auch die Eu-kommission hatte einen sofortigen Stopp der Gesetzesar­beiten gefordert.

Duda argumentie­rte, die neuen Gesetze müssten der Bevölkerun­g ein Gefühl von Gerechtigk­eit und Sicherheit geben und verfassung­skonform sein. Experten hatten bei den Pis-reformen Verfassung­sbedenken geltend gemacht und vor einem zu großen Einfluss der Regierende­n auf Richter und Gerichte gewarnt. Diesen kritisiert­e auch Duda. „In Polen gibt es keine Tradition, dass der Generalsta­atsanwalt in die Arbeiten des Obersten Gerichts eingreifen kann“, kommentier­te er die Entwürfe der PIS, denen zum Inkrafttre­ten nur noch seine Unterschri­ft gefehlt hatte.

Allerdings kündigte die Präsidente­nkanzlei auch an, dass Duda eine dritte umstritten­e Pisreform unterschre­iben werde. Sie wird dem Justizmini­ster Zbigniew Ziobro, der auch das Amt des Generalsta­atsanwalts ausübt, ermögliche­n, Gerichtsvo­rsitzende zu ernennen. Dennoch überwog unter Demonstran­ten vor dem Warschauer Präsidente­npalast zunächst Jubel.

In Brüssel reagierte man zurückhalt­end auf die Neuigkeite­n. Dieser Schritt sei ein „Etappensie­g“, aber „kein Grund zur Entwarnung“, sagte der Vorsitzend­e der konservati­ven Evpfraktio­n im Europa-parlament, Manfred Weber, dieser Zeitung. Die Änderungen an den Justizgese­tzen dürften nicht nur kosmetisch­er Natur sein. „Sie müssen das Prinzip der Unabhängig­keit der Justiz umfänglich gewährleis­ten“, forderte Weber. „Es ist zu früh, den Druck von der polnischen Regierung zu nehmen.“(dpa/gau)

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Der polnische Präsident Andrzej Duda begründet sein Veto gegen das Gesetz. Foto: Pap/dpa

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