Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Wenn in Mühlberg die Bilder unter den Zinnen flimmern
Beim Sommerkino auf der Mühlburg haben die Mitglieder des Kunst und Kulturvereins auf digitale Technik umgestellt
Ein Bilderbuchhimmel mit Abendrot empfängt die Besucher auf der Mühlburg. Das wirkt filmreif und passt zu dem, was in der Ruine gezeigt wird: Sommerkino.
Die deutsche Filmkomödie „Kundschafter des Friedens“mit gestandenen Filmgrößen wie Henry Hübchen, Michael Gwisdek und Winfried Glatzeder steht diesen Abend auf dem Programm. Die Filmvorführer um Marko Enke, Kinoverantwortlicher des Kunst- und Kulturvereins Mühlberg, richten den Beamer so aus, dass das Bild möglichst groß wirkt. – Sommerkino in vollen Zügen mit historischer Kulisse gibt es zu sehen.
Voriges Jahr surrte dazu noch eine 35-Millimeter-anlage. „Wir hätten die alte Technik gern weiter genutzt“, sagt Marko Enke, in dessen Regie seit Jahren das Sommerkino auf der Mühlburg läuft. Doch die Filmverleiher haben alles auf digital umgestellt. Letztes Jahr lief auf der Burg noch „Spur der Steine“als eine Art Abgesang an die alte Technik. Die digital projizierten Bilder sind dafür gestochen scharf.
Eins ist aber nach wie vor erforderlich: Es muss entsprechend dunkel sein. Darauf stellen sich die Organisatoren auch bei der Filmauswahl ein. Kürzere Streifen werden im Juni gezeigt, wenn auch die Nächte kürzer sind.
Es sei immer schwerer gewesen, die 16-Millimeter-filme zu ordern, sagt Enke. Dann mussten die schweren Pakete auf die Burg geschleppt werden. Enke: „Digitale Technik nimmt an der Stelle richtig viel Arbeit ab.“Die wartet dafür an anderer Stelle. „Jedem Film muss hinterhertelefoniert werden, um ihn zu ordern, um die Rechte einzuholen. Wir brauchen tatsächlich einen Open-air-status des Verbands der Filmverleiher“, sagt Enke. Das schränke die Auswahl ein.
Bei „Elsterglanz“wird Ansturm erwartet Bei monatlichen Treffen des Kulturvereins Mühlberg wird entschieden, welche Filme unterm Sternenhimmel gezeigt werden. „La La Land“, einer von Enkes Favoriten dieses Jahr und ausgezeichnet mit mehreren Oscars, fand keine Mehrheit. Den Anfang machte im Lutherjahr, am 16. Juni der deutsche Historienfilm „Katharina Luther“, gefolgt vom französischen Liebesfilm „Birnenkuchen mit Lavendel“. Nach den „Kundschaftern“gibt es „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“. Zum Abschluss am 25. August wird „Elsterglanz und der Schlüssel für die Weibersauna“gezeigt. „Ich glaube, dann werden wir überrannt“, befürchtet Enke. Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Beim Lutherfilm war es kalt und regnerisch. Da kommen nicht viele Besucher.
Die Kapazität in der Burgruine ist selbstredend begrenzt und die Sommerkino-akteure sind gewappnet. Sie sind ein gut eingespieltes Team. An jedem Filmabend, 18 Uhr, treffen sie sich auf dem Vorwerk. Getränke, Bänke, Stühle werden auf Hänger geladen. Anschließend gibt es ein Abendbrot für die Vereinsmitglieder; Enke: „Das ist ein Ritual.“Da stehen schon die ersten Zuschauer am Eingang zur Burg.
Waltraud Apel kassiert seit Jahren an der Kasse am Eingang zur Burg den Eintritt. Sie betrachtet das Mitwirken am Sommerkino als großen Spaß und lobt das Mitwirken von Jung und Alt. Zehn bis 20 Akteure kümmern sich an den Sommerkinoabenden um den Aufbau, Bewirtung und das Aufräumen nach der Vorstellung.
Den Erlös der Kinoabende setzt der Kulturverein auch für andere Projekte im Dorf ein. Ziel sei es, eine Toilettenanlage auf der Mühlburg einzurichten; Enke: „Da müssen wir noch eine ganze Menge Filme zeigen.“