Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Steven Greif: „In der Kreisklasse pfeifen die wirklichen Helden“
Fußballreferee aus Gotha blickt auf eine gute erste Saison in der Regionalliga zurück und freut sich auf die nächsten Aufgaben. Assistenzplatz in der 3. Liga sicher
Einst hat Steven Greif bei den A-junioren von Wacker gespielt, heute ist er Schiedsrichter und pfeift in der Fußball-regionalliga.foto: Klaus-dieter Simmen GOTHA. Steven Greif ist Schiedsrichter aus Leidenschaft – in jungen Jahren hat er es bereits weit gebracht. Die erste Saison in der Fußball-regionalliga hat er hinter sich, seine zweite steht bevor.
Thomas Fiedler, Vereinspräsident vom FSV Wacker 03 Gotha, sieht Sie schon in der Champions League pfeifen.
Das ist sehr optimistisch. Ich denke, da er mich für den Nachwuchsförderpreis der Stadtwerke vorgeschlagen hat, hat er etwas laut auf die Trommel gehauen.
Nun, aber den Förderpreis haben Sie bekommen.
Ja, und ich habe mich sehr gefreut.
Ist die Bundesliga und damit letztlich auch die Champions League so weit entfernt?
Nichts ist unmöglich, heißt es ja. Aber man muss Realist bleiben. Je höher die Klasse, in der ich pfeife, desto höher ist auch die Leistungsdichte der Schiedsrichter in Deutschland. So einfach durchmarschieren ist nicht drin.
Wie war denn die erste Saison in der Regionalliga?
Ich denke, die war gut. In jedem Spiel gibt es einen Beobachter, der darauf schaut, was der Schiedsrichter macht. Am Ende gibt es sozusagen Zensuren. Bei mir gab es viele sehr gute und gute Noten.
Und das brachte Ihnen einen Platz in der 3. Bundesliga ein.
Ja, einen Assistenzplatz.
Also sieht man Sie schon bald in der 3. Liga?
Kann sein, muss nicht. Wenn alles gut läuft, pfeife ich in Liga 3. Es kann aber auch sein, dass ich vorerst über den Assistenten nicht hinauskommen werden.
Was zeichnet einen guten Schiedsrichter aus?
Der hält die Fäden in der Hand. Ein Schiedsrichter muss das Spiel lesen können. Vermeintlich leichte Spiele können schnell aus den Fugen geraten, wenn zum Beispiel die unterlegene Truppe mit Fouls ihren Frust abbauen will.
Wie verschafft sich ein Schiedsrichter Respekt?
Respekt setze ich mit Kommunikation gleich. Man muss miteinander sprechen. Das ist das eine, das andere: Ein Schiri muss durch sein Stellungsspiel immer dicht am Geschehen sein. Das, in Kombination mit einem guten Blick, sichert Respekt.
Was halten Sie vom viel diskutierten Videobeweis?
Also, was ich beim Confed Cup gesehen habe, ist der noch sehr optimierungsbedürftig. Im Grunde finde ich den Videobeweis nicht schlecht, er kann für Aufklärung sorgen, wo der Schiedsrichter eine Szene nicht im Blick hatte. Was in den oberen Spielklassen sich vermutlich durchsetzt, also Torlinientechnik und Videobeweis, wird es in der Kreisklasse in naher Zukunft nicht geben. Ich denke, auch nicht in der Regionalliga. Da ist der Schiedsrichter mit seinen Assistenten auf sich gestellt, wie beim Fußball seit jeher.
Leiten Sie auch noch Spiele unterklassiger Teams?
Gelegentlich, aber ich versuche, das in Grenzen zu halten. Gewiss nicht, weil ich den Fußball auf Kreisebene nicht achte. Es ist eine Schiedsrichter-weisheit, dass in der Kreisklasse die wirklichen Helden pfeifen. Die spielerischen Möglichkeiten in der Regionalliga sind deutlich höher entwickelt. Wenn ich unter dieser Prämisse eine Begegnung in der Kreisklasse pfeife, gebe ich automatisch den Spielern zu viel Raum – womit sie nicht immer viel anfangen können. Je professioneller, umso besser haben sich die Kicker im Griff – was nicht heißt, es gibt keine Emotionen.