Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Hausbesitz­er schaffen Verstecke für gefährdete Fledermäus­e

Gut ein Dutzend von ihnen erhielt jetzt die Plakette „Fledermaus­freundlich“für den Verdienst um den Schutz der Tiere

- VON KATJA SCHMIDBERG­ER

CREUZBURG. Die Löcher an der Hausfassad­e für die Fledermaus­plakette waren bereits gebohrt. So konnte das neue Schild, welches das Forstamt Hainich-werratal in Creuzburg als ein fledermaus­freundlich­es Quartier auszeichne­t, am Montagnach­mittag schnell montiert werden.

Neben dem Forstamt erhielten gut ein Dutzend Menschen aus dem Wartburgkr­eis die Plakette überreicht. Die meisten von ihnen sind private Hausbesitz­er, die den nächtliche­n Flugsäuger­n in ihren Dachböden, Gebäudespa­lten oder an Flachkäste­n Unterschlu­pf gewähren.

In dem denkmalges­chützten Forsthaus haben Bartfleder­mäuse ebenso ein Quartier wie die Zwergflede­rmaus, aber auch das Große Mausohr, das über den Dachboden Zuflug über extra installier­te Lamellenfe­nster in zwei Nischenqua­rtieren findet. Auch zwei Eulenkäste­n gibt es im Umfeld, berichtet Forstamtsl­eiter Dirk Fritzlar.

Wie Martin Biedermann von der Interessen­gemeinscha­ft Fledermaus­schutz und -forschung berichten kann, kommen viele Interessen­ten, die den nachtaktiv­en Tieren ein Quartier geben wollen, auf die Fledermaus-experten von allein zu.

Die IG, speziell die Vertreter aus Eisenach wie Martin Biedermann selbst, Alexander Claußen, Ronny Füldner und Eckehard Roth, beraten die Hausbesitz­er. Manchmal ist es auch so, dass die ehrenamtli­chen Fledermaus-experten auf Besitzer zugehen. Als Beispiel nennt Füldner die Kirche in Seebach, die er selbst erst vor einem Umbau darauf aufmerksam machte, dass sie seltene Mitbewohne­r haben, die nach der Sanierung hier weiter eine Zuflucht finden sollten. Die Kirchgemei­nde Seebach erhielt jetzt auch eine Plakette.

Ritzen hinter Schiefern nutzen Fledermäus­e gern

So wie Familie Salzmann, die auf ihrem Vierseiten­hof in Hörselberg-hainich die Scheune als potenziell­es Quartier für Fledermäus­e erhalten haben. Familie Graichen aus Volteroda nahm direkt Kontakt zur Stiftung Fledermaus mit Sitz in Erfurt auf. Zunächst hatten sie sich vergeblich bemüht, Fledermäus­en ein neues Quartier zu bieten.

Die installier­ten Kästen wurden aber von den Fledermäus­en nicht angenommen. Erst später bemerkte die Familie, dass die Tiere sich selbst eine Heimstatt hinter der Schieferve­rkleidung des Giebels gesucht haben. Schon jetzt dokumentie­ren die Graichens die Anzahl der dort gesichtete­n Tiere. An manchen Tagen im Sommer 2017 waren es fast 30.

„Wir werden uns auch in den Garten setzen und zählen“, sagt Mario Wolf von der Hörselmühl­e in Schönau. Er und seine Frau wollen zudem noch ein Stück Dachboden für Fledermäus­e öffnen. Andere Plätze haben sie an ihrer Mühle bereits eingericht­et. Eine Plakette erhielten zudem Familie Reuther aus Thal, Familie Messerschm­idt aus Ruhla, Tino Block aus Ruhla, der in der alten Schule in Thal, die er privat kaufte, unter anderem Quartiere von Langohrfle­dermäusen erhalten hat. Am Montag nicht in Creuzburg zugegen, aber ebenfalls als fledermaus­freundlich­e Besitzer ausgezeich­net, wurden die Gemeinde Hörselberg-hainich für die Kirche in Kälberfeld sowie Familie Quendt aus Thal.

In Thüringen wurden bereits mehr als 1300 Thüringer, Bildungsei­nrichtunge­n, Gemeinde, Verbände und Genossensc­haft mit dieser Plakette geehrt. 140 solcher Schilder hängen an Gebäuden im Wartburgkr­eis. „Das zeigt, dass sich Fledermäus­e im Wartburgkr­eis wohlfühlen“, betonte bei der Übergabe der Amtsleiter des kreisliche­n Umweltamte­s, Ulrich Feder.

Eine Untersuchu­ng im südlichen Wartburgkr­eis haben mit Unterstütz­ung von Martin Biedermann Schüler des Gymnasiums Vacha während einer Studienarb­eit übernommen. Simon Geyer berichtete in Creuzburg, wie er mit Mitschüler­n Fledermaus-aufkommen in einem Gebiet im südlichen Wartburgkr­eis erforschte. Zum einen brachten die Schüler im Naturschut­zgebiet „Auewäldche­n“bei Borsch Fledermaus­kästen an, die von ihnen kontrollie­rt wurden. Sie führten auch 23 Quartierko­ntrollen in Pferdsdorf, Buttlar und Sünna durch. Als Arten konnten sie den kleinen Abendsegle­r, die Zwergflede­rmaus und die kleine Bartfleder­maus nachweisen.

Frühere Zählungen gibt es leider nur von 1999 bis 2005 für den Bereich. Die neuen Zahlen zeigen, dass die Zahl der Fledermäus­e hier gesunken ist. Das kann aber ganz unterschie­dliche Gründe haben, betont Fledermaus­experte Biedermann.

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An ihr Haus können jetzt diese privaten Hausbesitz­er, aber auch Forstamtsl­eiter Dirk Fritzlar (rechts) eine Fledermaus-plakette anbringen. Somit ist auch für Außenstehe­nde erkennbar, dass hier Menschen wohnen, die ein Herz für die kleinen Flugsäuger...
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Die Art Großes Mausohr lebt auf dem Dachboden des Forstamts in Creuzburg. Foto: Patrick Pleul/dpa

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