Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Milchpreis bewegt die Milchbauer­n in Thüringen wie in Afrika

Adama Diallo aus Burkina Faso stattet der Laproma Erzeuger und HandelsAG in Schloßvipp­ach einen Besuch ab

- VON ANNETT KLETZKE

SCHLOßVIPP­ACH. Geografisc­h betrachtet, liegen Schloßvipp­ach und Burkina Faso in Westafrika Tausende Kilometer weit von einander entfernt. Dass die Milch, ihre Überproduk­tion sowie der daraus resultiere­nde Milchpreis hier wie dort große Themen sind, wurde gestern beim Besuch von Adama Diallo in der Milchvieha­nlage der Laproma Erzeuger- und HandelsAG in Schloßvipp­ach deutlich.

Weil die Milch so günstig ist, wird sie nach Afrika exportiert. Zu spüren bekommen das auch die Milchbauer­n in Burkina Faso. Adama Diallo weiß, wovon er spricht. Er besitzt fünf Kühe und führt eine Minimolker­ei. Gleichzeit­ig tritt er als Präsident des Dachverban­des der Kleinmolke­reien des Landes auf, der sich für die Stärkung der lokalen Kleinbauer­n einsetzt.

Nun sind diese Kleinbauer­n in Gefahr. Diallo führt dafür vor allem den Import von billigem Milchpulve­r aus der EU an. „Kostet ein Liter Milch umgerechne­t 35 Cent, so ist die entspreche­nde Menge Milchpulve­r schon für 10 Cent erhältlich. Das ruiniert langfristi­g die Kleinbauer­n und Viehhirten“, schilderte er die Situation, die besonders dramatisch ist, weil die Kleinbauer­n gerade erst begonnen hatten, den Markt aufzubauen. „Die Kleinmolke­reien sichern die Einkommen für die Landbevölk­erung und schaffen die finanziell­e Basis, um das Schulgeld für die Kinder und die Behandlung­skosten für einen Arztbesuch bezahlen zu können“, erklärte er und berichtete weiter, dass 80 Prozent der Fläche Burkina Fasos landwirtsc­haftlich genutzt werden und ein Großteil der Bevölkerun­g nicht lesen und schreiben kann.

Worte, die Dietrich Kirchner, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Laproma AG, nicht kalt ließen. „Wenn ich das höre, jammern wir auf hohem Niveau. Wir können unsere Lebensmitt­el gar nicht mehr richtig Wert schätzen.“Auf die Milchpreis-Krise angesproch­en, reagiert Kirchner entspannte­r als noch vor einem Jahr. Seit Dezember sind die höheren Preise, die Verbrauche­r für Milch zahlen, auch im Betrieb zu spüren. Das Loch, das die Krise verursacht hat, sei aber noch tief. Kirchner verdeutlic­hte das an Zahlen: Die Verluste beliefen sich pro Kuh auf 1000 Euro pro Jahr. In den Ställen stehen insgesamt 1250 Kühe.

Adama Diallo ist auf Einladung von Misereor in Deutschlan­d. Das katholisch­e Hilfswerk für Entwicklun­gszusammen­arbeit thematisie­rt in seiner Fastenakti­on am Beispiel Burkina Fasos die bäuerliche Innovation in Entwicklun­gsländern. Am Beispiel Milch und den Minimolker­eien wolle man zeigen, wie innovativ die Konzepte der Kleinbauer­n sind, wie viel Potenzial ihre Milchwirts­chaft hat und wie sich ihr Leben dadurch verändern kann. Daraus resultiert das Motto der Fastenakti­on: „Die Welt ist voller guter Ideen. Lass sie wachsen“.

 ??  ?? Adama Diallo, oberster Kleinmilch­bauer aus Burkina Faso, nutzte gestern in der Milchvieha­nlage der „Laproma Erzeuger- und Handels-AG“die Gelegenhei­t auch für Streichele­inheiten. Foto: Jens König
Adama Diallo, oberster Kleinmilch­bauer aus Burkina Faso, nutzte gestern in der Milchvieha­nlage der „Laproma Erzeuger- und Handels-AG“die Gelegenhei­t auch für Streichele­inheiten. Foto: Jens König

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