Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Päpstliche Bulle auf dem Weg zur Wartburg
Eisenacher Sonderschau „Luther und die Deutschen“wird um eines der wichtigsten Dokumente aus der Zeit ergänzt
DRESDEN. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) hat am Freitag das handschriftliche Original der päpstlichen Urkunde gegen Martin Luther (14831546) aus dem Staatsarchiv auf die Reise nach Thüringen geschickt. Die sogenannte Bannandrohungsbulle, eines der Schlüsseldokumente der Reformation, geht als Leihgabe zur nationalen Sonderschau „Luther und die Deutschen“(4. Mai bis 5. September) auf die Wartburg in Eisenach. Sie stammt aus dem Besitz von Herzog Georg von Sachsen, der einer der wichtigsten Gegner Luthers und einer der wenigen Fürsten war, die ein Exemplar bekamen.
Das 85 mal 57 Zentimeter messende Pergament ist eine von drei erhaltenen handschriftlichen Urfassungen, die am 15. Juni 1520 in der Kanzlei von Papst Leo X. in Rom angefertigt und mit dem päpstlichen Bleisiegel versehen wurden. Die beiden anderen befinden sich in Stuttgart und Wien. Mit der öffentlichen Verbrennung der vielfach verbreiteten päpstlichen Bulle am 10. Dezember 1520 in Wittenberg hatte Luther den Bruch mit der katholischen Kirche vollzogen.
Das Papier enthält 41 theologische Aussagen des Reformators, die der Papst als ketzerisch erklärte, und die Aufforderung zum Widerruf unter Androhung des Kirchenbanns. (dpa)