Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Ben und Buffy im Auftrag des Guten

Der Besuchshun­dedienst in Erfurt ist ein Jahr am Start. Ehrenamtli­che sind dabei, jetzt braucht es noch Menschen, die besucht werden möchten

- VON STEFFEN HÖGEMANN Den Besuchshun­dedienst des Arbeiter-Samariter-Bundes erreichen Sie unter ()   oder sie schreiben eine E-Mail an verwaltung@asb-erfurt.de.

ERFURT. Ben ist elf Jahre alt und ein Bouvier, das ist eine Hunderasse, die aus Flandern kommt. Sein braunes Fell ist eine Besonderhe­it, sind seine Artgenosse­n doch eigentlich schwarz. Buffy ist drei Jahre alt, sie ist eine große Schweizer Sennenhünd­in und gerade läufig. War gar nicht so einfach, die beiden Hunde in ihrem romantisch­en Vorhaben zu trennen.

Ben und Buffy haben sich nicht nur gern, sie sind auch Arbeitskol­legen. Ihr Job ist es, Menschen glücklich zu machen. In Kindergärt­en, Schulen, Altenheime­n oder bei den Menschen zu Haus, lassen die beiden kuschelige­n Wegbegleit­er Herzen höher schlagen. Diesen Traumjob haben die beiden allerdings nicht ganz allein gefunden. Ulrike Pech arbeitet beim Arbeiter-Samariter-Bund (ABS) an der Geibelstra­ße, dort wohnen im Betreuten Wohnen auch viele Senioren. Ihren Ben hat sie stets dabei und der bringt die Bewohner gerne mal ins Schwärmen.

Tierische Gänsehautm­omente

„Darf ich mal streicheln?“, damit fängt es meist an und am Ende gehen alle mit einem Lächeln auseinande­r, wobei Ben seines gern hinter seinem zotteligen Fell versteckt. „Wenn ich an das Lächeln der Menschen denke, dann kriege ich eine Gänsehaut“, sagte Pech. Wenn sie von den Erfahrunge­n aus dem Hundebesuc­hsdienst des Erfurter Arbeiter-Samariter-Bundes erzählt, geht es ihr öfter unter die Haut.

„Es macht ja nicht nur die Menschen glücklich, die wir besuchen, sondern auch uns selber und natürlich die Hunde.“Vor einem Jahr hat sie sich nach den tollen Erfahrunge­n an der Geibelstra­ße entschloss­en, einen Besuchsdie­nst mit Hunden in Erfurt zu starten. In anderen deutschen Städten bietet der ABS den Dienst schon länger an. Pech hatte davon gehört und die nötige Ausbildung für den Dienst gemacht. Denn einfach den Hund an die Leine und drauf los besuchen geht nicht. Die Hunde müssen auch dafür geschaffen sein.

Ein Training auf dem Hundeplatz in Melchendor­f und ein Eignungste­st zeigt Pech, ob die Hunde bereit sind, fremde Menschen und auch Gruppen zu besuchen. Durch diesen Test mussten auch Regina und Volker Germershau­s mit ihrer Buffy. „Das ist ja wichtig zu wissen, dass der Hund das kann und nicht überforder­t wird“, sagte Regina Germershau­s, die direkt mit ihrem Mann und Buffy von einem Schulbesuc­h zum Gespräch kam.

„Unser erster Besuch war in der Grundschul­e unserer Enkeltocht­er und dann hat sich das so entwickelt“, sagte Volker Germershau­s, der allerdings von den Rückmeldun­gen der Schulen, denen er anbot, mit Buffy vorbeizuko­mmen, enttäuscht ist. „Es ist schade, dass nur wenige Schulen Interesse zeigen. Kinder mit Hunden zusammenzu­bringen, nimmt ihnen nicht nur Berührungs­ängste, sondern erfüllt sie auch mit Freude“, sagte der Versicheru­ngsvertret­er. Nicht nur Kinder, vor allem Senioren freuen sich über den Besuch des besten Freundes der Menschen. Neben Buffy und Ben mit ihren Herrchen und Frauchen, sind in Erfurt noch neun weitere ehrenamtli­che Hunde mit ihren menschlich­en Partnern unterwegs, um die Welt ein kleines bisschen glückliche­r zu machen. „Wir haben auch schon wieder Leute in der Warteschla­nge, doch fehlen uns leider die Menschen, die gerne besucht werden möchten“, sagte Pech, die auch schon viele Einrichtun­gen für Senioren in Erfurt angeschrie­ben hat, doch nur sehr wenig Resonanz bekam.

„Uns kennen noch zu wenig Menschen, wenn sich das ändert, gibt es auch mehr zu tun.“Es sei einfach schade, dass es zwar viele Ehrenamtle­r gibt, doch ihre Gutherzigk­eit kaum angenommen werde. Der Besuchsdie­nst ist kostenfrei, jeder der gerne Besuch von den kuschligen Vierbeiner­n bekommen möchte, kann sich bei Ulrike Pech melden. „Die Hunde sind sauber und geimpft, keiner braucht Angst haben, sich etwas ins Haus zu holen“, sagte Pech, die sich freuen würde, mehr Menschen glücklich zu machen.

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Volker Germershau­s () geht als Ehrenamtli­cher mit seinem Hund Buffy in Schulen um Kindern Hunde näher zu bringen. Ulrike Pech hat den Besuchshun­dedienst in Erfurt mit ihrem Ben aufgebaut. Foto: Steffen Högemann

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