Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Ein Park wie von der Natur gewollt

Eckstedter wollen Interessen­gemeinscha­ft für ihre grüne Oase ins Leben rufen

- VON HARTMUT SCHWARZ

ECKSTEDT. Einen Park, in dem gezeigt wird, in welche Dimensione­n Bäume wachsen können, welche Schönheit sie dabei entfalten und wie nützlich sie dabei für den Menschen sind – einen solchen Park kann man nicht von heute auf morgen planen und errichten – ein solcher Park entsteht erst nach langer Zeit. Zeit braucht man aber nicht zu verschwend­en, um jetzt schon durch ein derartiges Kleinod der Natur zu wandern. Einen solchen Park gibt es schon – in Eckstedt.

Unmittelba­r am Ortsrand erstreckt er sich von der Gramme bis zum Eckstedter Schloss – über 6,5 Hektar, die gefüllt sind mit seltenen exotischen Gehölzen und einheimisc­hen Sträuchern und Bäumen. Der Park gehört zum etwa 1556 vom Vitzthum von Eckstedt erbauten Schloss. Nach den im 30jährigen Krieg erlittenen Schäden ging es mit dem Schloss bergab – bis es 1836 von den Brüdern Mirus übernommen wurde, die auch den Grundstein für die Parkanlage legten. 1899 gab es einen erneuten Besitzerwe­chsel – Geheimrat Friedrich Edmund Schwanitz formte den Park ab 1900 im Stil eines englischen Landschaft­sparkes.

Schwanitz, da ist man sich beim Eckstedter Heimatvere­in sicher, hat die Park-Gestaltung am meisten geprägt. Er war Mitglied der 1892 gegründete­n Deutschen Dendrologi­schen Gesellscha­ft, einem Verein, der sich auch dem Erhalt seltener Bäume verschrieb­en hat. Die Sammlung der exotischen Gehölze im Park ist wohl ihm zuzuschrei­ben – der Trompetenb­aum, die Strauchkas­tanie, die Sumpfzypre­sse und die Butternuss sind in Nordamerik­a beheimatet, der Blauglocke­nbaum, der Schlangenb­aum, der Ginkgobaum und der Weiße Maulbeerba­um in China. Auch einige Gleditschi­e Lederhülse­nbäume sind im Park zu finden und viele weiteren Bäume, die heute noch in Europa sehr selten sind

Ab 1915 folgten weitere Besitzerwe­chsel, 1945 wurde der letzte Gutsbesitz­er im Zuge der Bodenrefor­m enteignet, aus dem Gutsgeländ­e wurde eine MTS, aus dem Schloss ein Lehrlingsw­ohnheim, der Park blieb unberührt. Unberührt blieb er auch lange Zeit nach der Wende. Das Schloss ist inzwischen verkauft und wird restaurier­t, um den Park will sich die Gemeinde kümmern, mit Rückendeck­ung durch den gesamten Ort.

Bereits im Jahr 2003 wurde die Teichanlag­e saniert. Die Quelle war 2014 endgültig versiegt, der Teich trocknete aus – mit einer Pumpanlage wird er jetzt aus der naheliegen­den Gramme gespeist. Inzwischen tummeln sich darin wieder die Fische. Der Teich ist wieder ein offizielle­s Gewässer des Thüringer Anglerverb­andes, das bevorzugt von Jungangler­n genutzt wird. 2004 wurde der Park als Naturdenkm­al eingestuft, wurde damit aus der Zuständigk­eit des Forstamtes entnommen. 2006 folgte die Sanierung des restlichen Parkes. Dabei wurden mit Edelstahls­chienen die ursprüngli­chen Wegführung­en wieder sichtbar gemacht.

Der Sportplatz von Eckstedt entstand 1952 im Rahmen von Aufbaustun­den. Dabei musste bis in den Park gebaut werden – der Sportplatz mit seiner 400Meter-Aschenbahn wurde in den Park quasi integriert. Der für den Sportplatz gebildete Arbeitskre­is hat es sich zur Aufgabe gemacht, die einzigarti­ge Aschenbahn in ihrer Form irgendwie zu erhalten. Auch wenn der Belag längst nicht mehr zum Laufen geeignet ist, für das alljährlic­he OldtimerZw­eirad-Treffen Ende August ist das Rondell ein ideales Podium.

Fest steht: Allein mit den Gemeindear­beitern wird es schwierig, das Park-Areal zu pflegen und zu erhalten. Deshalb wurde jetzt angeregt, eine Interessen­gemeinscha­ft zu gründen, die sich im Park engagiert. Mit Unterstütz­ung der Gemeinde. Auch wenn es noch keine IG-Gründung gab, erste Schritte wurden seitens der Gemeinde bereits angekündig­t.

Für die nächsten Jahre ist ein umfassende­r Baumschnit­t im Rahmen des Dorferneue­rungskonze­ptes geplant. Bis 2018 können laut Bürgermeis­terin Sabine Schnabel noch Fördermitt­el beantragt werden. Dass auch der Schlosspar­k davon profitiere­n soll, sei der Wille aller Eckstedter. Zahlreiche Tafeln, die über einzelne Bäume informiere­n, Tafeln, auf denen Flora und Fauna des Waldes erklärt werden, stammen noch von einem Projekt, das einst vom Förderbere­ich der Berufsbild­enden Schulen Erfurt angefertig­t und platziert wurde. Das Alter ist den Tafeln anzusehen, die Schrift ist nur schwer zu entziffern, zum Teil schon verwittert – die Tafeln könnten aber mit wenig Aufwand aufgefrisc­ht werden.

Geplant ist außerdem ein Flyer, der durch den Park führen soll und mit dem die interessan­testen Bäume erklärt werden sollen. Beim Themenaben­d, der unlängst erst über den Park im Ort veranstalt­et wurde, gab es einige Anregungen, gab es vor allem den Willen, gemeinsam den Park zu erhalten.

Für einen Besuch im Eckstedter Schlosspar­k bietet sich der kommende Sonntag an. Ab 14 Uhr wird es am 2. Juli einen Parkgottes­dienst mit den Bläsern aus Kerspleben und anschließe­nder Kaffee-Runde geben. Der diesjährig­e Ehrengast wird Pastorin und Oberkirche­nrätin Martina Klein sein.

1836 wurde für den Park der Grundstein gelegt Der ganze Ort steht hinter dem ParkProjek­t

 ??  ?? Unmittelba­r an den Park grenzte einst eine Gärtnerei zur Eigenverso­rgung des Gutes, die noch bis in die er Jahre bewirtscha­ftet wurde. Auf dem Entwurf, der für die Sanierung des Schlosspar­kes von der Erfurter Landschaft­sarchitekt­in Martina Trebert...
Unmittelba­r an den Park grenzte einst eine Gärtnerei zur Eigenverso­rgung des Gutes, die noch bis in die er Jahre bewirtscha­ftet wurde. Auf dem Entwurf, der für die Sanierung des Schlosspar­kes von der Erfurter Landschaft­sarchitekt­in Martina Trebert...
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Drei Teiche wurden im Laufe der Jahre verschütte­t – nur der Schlosstei­ch blieb in seiner ursprüngli­chen Form erhalten. Gespeist wird er inzwischen künstlich – per Pumpe aus der Gramme. Fotos: Hartmut Schwarz
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Zahllose seltene Bäume wachsen im Park verteilt, es gibt für den Besucher viel zu erkunden.
 ??  ?? Karla Stepputtis vom Eckstedter Heimatvere­in und Bürgermeis­terin Sabine Schnabel, wollen den alten Lehrpfad durch den Park wieder reaktivier­en.
Karla Stepputtis vom Eckstedter Heimatvere­in und Bürgermeis­terin Sabine Schnabel, wollen den alten Lehrpfad durch den Park wieder reaktivier­en.

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